Glühende Leidenschaft
reizend.«
Meg konnte nicht widersprechen. Es sah gut aus. Sie hatte gedacht, man würde sie zwingen, irgendeinen lächerlichen Konfektionsartikel aus weißem Stroh und mit Federn aufzusetzen. Diese Kappe hingegen bedeckte alle ihre Haare bis auf die Locken um das Gesicht, und die warme Farbe passte zu ihr und machte sich auch mit ihrem einfachen Kleid gut.
Etwas dagegen einzuwenden wäre unhöflich gewesen, und sie hatte ohnehin genügend Schlachten zu kämpfen. Meg stand lächelnd auf. »Vielen Dank, Mrs Ribbleside. Könnten wir dann gehen, Mylord? Meine Familie wird sich Sorgen machen.«
Mit einem freundlichen Dankeschön an die Hutmacherin begleitete er Meg zur Kutsche hinaus und wies den Fahrer an, etwas Tempo zuzulegen. Erst als sie anfuhren, fiel Meg auf, dass über Preis oder Bezahlung kein Wort gefallen war. Es lag ein sündiges Vergnügen darin, dass man sich über Kosten keinerlei Gedanken zu machen brauchte.
Die Kutsche kam rasch voran; als sie um eine Ecke bog, wurde Meg plötzlich an den Grafen gedrückt.
Er half ihr, sich wieder aufzurichten. »Wir fahren gerade in den Hof ein, und ich möchte fast wetten, dass wir uns kaum verspätet haben.«
Meg lachte; sie hatte das Gefühl, von einem Wirbelwind erfasst zu werden, der jedoch sehr angenehm war. Ihr Blick schwenkte von seinen funkelnden Augen auf den schön gestalteten Platz hinaus. »Hier ist Ihr Haus?«
»Mein Londoner Haus, ja. Marlborough Square.«
Sie sah einen großen, schönen Garten im Zentrum des Platzes. Sogar ein kleiner Ententeich war darin; davor spielten unter der Aufsicht von Erzieherinnen ein paar Kinder. Der Platz selbst wurde von prächtigen Häuserfronten und einigen frei stehenden Villen eingerahmt.
»Es ist wunderschön hier.«
»Das finde ich auch. Mein Hauptsitz auf dem Land ist Haverhall in Sussex. Ich hoffe, du magst das Landleben.«
Die Kutsche kam zum Stehen, und Diener eilten herbei, um die Tür zu öffnen und die Stufen auszuklappen.
»Ich habe die letzen vier Jahre als Gouvernante auf dem Land verbracht, Mylord. Das hat mir durchaus gefallen.« Ihr Zwischenstopp für den Einkauf war in der Tat kurz gewesen; die Kutsche mit ihren Geschwistern war erst unmittelbar vor ihnen angekommen. Der Graf schien alles im Eiltempo zu erledigen.
Außer seine Frau zu lieben, offenbar.
Lieber Gott. Irgendwo in diesem Haus stand ein Bett, und die Nacht rückte bedrohlich näher …
Er sprang hinaus und bot ihr seine Hand zum Aussteigen. »In Zukunft wirst du mich irgendwie anders nennen müssen als ›Mylord‹, meine Liebe.«
»Muss ich das?«
»Aber natürlich. Meine Freunde nennen mich Sax. Aber das wird dir wohl nicht gefallen.«
Meg hätte beinahe widersprochen, argwöhnte jedoch, dass das von ihm beabsichtigt war. »Es erscheint mir nicht sehr passend.« Sie ließ ihn ihre Hand in seine Armbeuge stecken.
»Richtig heiße ich Frederick George. Aber ich mag es nicht, wenn man mich Frederick nennt.«
»Vielleicht sollte ich dann Freddy sagen.«
»Meinst du wirklich?«
Meg wusste, dass sie das nicht konnte. Jemand, der weniger wie eine Person namens Freddy wirkte, war kaum vorstellbar. Dann bemerkte sie, dass sie dieser Gedanke zum Schmunzeln brachte.
»Das ist schon besser. Wir sind keine Kontrahenten, meine Liebe, auch wenn ich ab und zu ärgerlich sein kann. Dann kannst du meinetwegen ja zusammen mit Owain in eure Teetassen heulen. Aber wie wär’s für jetzt einfach mit Saxonhurst? Das ist besser als ›Mylord‹, und mit der Zeit wird vielleicht doch ein freundschaftliches ›Sax‹ daraus.«
Meg akzeptierte dieses Friedensangebot dankbar. »Also gut, Saxonhurst. Und wie willst du mich nennen? Du kannst nicht die ganze Zeit ›meine Liebe‹ sagen.«
Als Attacke konnte man das nicht gerade bezeichnen. »Ich werde dich mit Freuden immer ›meine Liebe‹ nennen, wenn du das möchtest. Allerdings würde ich es vorziehen, deinen Namen zu benutzen. Minerva, nicht wahr? Die Göttin der Weisheit.«
Meg wollte ihn schon korrigieren, hielt sich aber dann zurück. Minerva war ihr Taufname, und er würde eine gewisse Formalität zwischen ihnen aufrechterhalten. Im Augenblick schien ihr möglichst viel Etikette das Beste zu sein.
Außerdem klang »Minerva« wirklich elegant und einer Gräfin geziemend. »Minerva Saxonhurst«, sagte sie, fast zu sich selbst, denn sie wusste, dass eine Gräfin eher den Titel ihres Gemahls benutzte als den Familiennamen.
»Wunderbar. Bitte schön, Minerva Saxonhurst«, bat er sie mit
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