Glühende Leidenschaft
Männer in ihrem Verlangen etwas unbeherrscht. Aber ihm würde es mit ihr natürlich nicht so gehen.
Warum auch?
Ihr ging es mit ihm ja auch nicht so.
Wenngleich sie durchaus etwas fühlte, das musste sie zugeben. Aber was immer es war, es war absolut nicht angenehm.
»Du siehst so erhitzt aus«, bemerkte er mit diesem umwerfenden Augenzwinkern. »Ich sollte dich davor warnen, dass mädchenhafte Aufregung auf Männer häufig stimulierend wirkt. Die großen Augen, die glühenden Wangen …«
Sein nachsichtiger Ton zwang sie zur Aufbietung all ihrer Kräfte. »Männer leiden an ihrem Jagdinstinkt, ich weiß.«
Wieder zog er erstaunt die Brauen hoch. »Jagdinstinkt?«
»Erröten und große Augen sind für sie wie der Geruch der Beute.«
Er lachte. »Eine ungewöhnliche Vorstellung, aber wahrscheinlich zutreffend. Männer können sich tatsächlich wie Raubtiere verhalten.«
Sie vermutete, dass sein breites, die kräftigen weißen Zähne zeigendes Lächeln beabsichtigt war, und wünschte sich verzweifelt, seinem Selbstvertrauen einen Stoß zu versetzen. »Aber Raubtiere sind nicht sehr wählerisch, nicht wahr, Mylord? Jede Beute ist ihnen recht.«
»Ganz und gar nicht. Der Habicht, der auf ein Kaninchen aus ist, greift sich keinen Igel.«
»Bin ich dann das Kaninchen?«
»Ich komme mehr und mehr dahin, dies stark zu bezweifeln.«
Sie spürte eine seltsame Wärme. »Gut. Ich kann nämlich ziemlich stachelig sein.«
»Das sehe ich.« Noch immer ungezwungen, senkte er die Lider auf eine Art, die Meg sofort in Panik verfallen ließ. »Ich sollte Sie davor warnen, meine liebe Gräfin, dass Gefahr mich reizt und dass ich an einer guten Jagd großen Gefallen finde.«
»Dann Gnade dem armen Igel, der das anders empfindet.«
Wenig später sagte er plötzlich: »Ich stelle mir vor, wie es wäre, einen Igel zu jagen …«
Sie konnte nicht umhin, mit ihm zusammen über diese absurde Vorstellung zu lachen. Und in diesem Augenblick spürte sie eine Erleichterung in sich aufbrechen, die das Gefühl der Panik vertrieb. Sie konnte mit diesem Mann reden. Sich geistig mit ihm messen. Das war gut. Das war eine ganze Menge.
Dann bemerkte sie, dass die Erleichterung zum Teil auch physische Gründe hatte. »Diese Kutsche ist sehr warm.«
Er schob den Teppich beiseite und zeigte ihr die darunterliegenden Fliesen. »Sie werden erhitzt und dann in die Kutsche gelegt.«
Meg wusste nicht, wie sie auf so viel Verwöhnung reagieren sollte, doch sie musste zumindest ihren Umhang ablegen.
Er lächelte. »Eine Igeljagd wäre langsam, aber dagegen ist ja nichts einzuwenden.«
»Es wäre überhaupt keine Jagd, und das wissen Sie auch.«
»Aber denk an die Stacheln. Der Jäger will, dass sich der Igel nicht mehr zusammenrollt und aufhört, argwöhnisch zu sein. Vielleicht schafft er das nur mit Geschick.« Seine Hand strich leicht wie eine Feder über ihre Wange. »Dass die Beute ihr Ende selbst willkommen heißt …«
Meg konnte nicht anders, sie musste von ihm wegrutschen. »Das ist keine wirkliche Jagd.«
»Aber du hast eine daraus gemacht.« Sein Finger berührte ihr Ohr, glitt an dessen Rand entlang. Das dabei entstehende leise Geräusch ließ Meg erschaudern. Sie presste sich tief in das Eckpolster hinein, einen anderen Platz, um ihm auszuweichen, hatte sie nicht mehr.
»Ich begehre dich, meine Gemahlin.«
»Sie können mich doch nicht …«
»Aber du verweigerst dich mir. Deshalb muss ich zum Jäger werden. Das heißt, ich muss dich verführen.«
»Verführen!« Sie fand doch noch einen Zentimeter, den sie weiter von ihm abrücken konnte.
Er zog sachte an ihrem Ohrläppchen. »In der Ehe ist Verführung erlaubt, wie du weißt.«
Meg konnte nicht anders. Sie zuckte zurück, weg von seiner vernichtenden Berührung. »Aber du warst damit einverstanden, zu warten!«
Er ließ die Hand sinken und wurde wieder locker, doch seine Gefährlichkeit ließ dadurch keinen Deut nach. »Natürlich. Das Wort eines Torrance. Bis du die Haltung der Stachelkugel aufgibst und mir deine weiche Seite präsentierst, deine Verletzlichkeit. Freiwillig. Begierig …«
»Begierig?« Es kam heraus wie ein Hauch, ein Flüstern. Nur mit seinen Augen, seinen bemerkenswerten Augen und der Größe seines Körpers, den langen Beinen, seinen breiten Schultern, die ihr Blickfeld ausfüllten – Meg wusste, dass er sie nur damit, ganz ohne sie zu berühren, schon halb zur Strecke gebracht hatte.
Es gab einen Weg, die Sache abzukürzen, doch um die Worte
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