Glühende Leidenschaft
nicht wirklich geistesgestört, aber eindeutig untragbar und unerträglich grob.
»Ich kann Sie nicht mit Aufrichtigkeit in der Familie willkommen heißen.« Der Habichtsblick der Herzogin schweifte prüfend und geringschätzig über Megs Kleidung. »Sie sind ganz offenbar für einen solchen Stand nicht geeignet und werden es kaum schaffen, Saxonhurst zu einer Einsicht seiner Verfehlungen zu bringen. Aber ich kann meine Familie nicht einfach aufgeben. Wenn Sie Rat brauchen, kommen Sie zu mir. Ich werde bis Dreikönig in der Stadt bleiben, offenbar im Hotel Quiller’s. Und nun, Frederick, wenn du es erlaubst, werden wir dein unbotmäßiges Haus deinem Wunsch gemäß verlassen.«
Der Graf trat abrupt zurück. Die Sänfte – jetzt erst sah Meg, dass sich auf ihrem Dach eine Herzogskrone und auf der Tür ein drohender Löwe befand – wurde wieder angehoben und hinausgetragen.
Der Löwe und das Einhorn, sie kämpfen für die Krone.
Hüben und drüben, und überall im Land …
Meg kam sich wirklich vor, als sei sie in einen Kampf zwischen wilden Raubtieren geraten. Was in aller Welt ging hier vor?
Daphne war keine Braut für den Grafen, das musste die Herzogin doch wissen. Susie hatte recht gehabt, als sie sagte, dass die Großmutter des Grafen keine passende Frau für ihn finden würde. Besonders schrecklich war, dass die alte Dame ihn als einen Fall für die Besserungsanstalt zu betrachten schien.
Aber in gewisser Hinsicht war er das ja wohl. Was auch immer zwischen ihnen vorgefallen sein mochte, es war falsch, Verwandten die Gastfreundschaft zu verweigern, vor allem zu dieser Zeit des Jahres. Schaudernd fiel Meg auf, dass er die Herzogin nicht einmal als Großmutter angesprochen hatte.
»Sie hat dich verstimmt.«
Meg versuchte, Anzeichen geistiger Verwirrung an ihm zu entdecken, fand jedoch nur höfliche Verbindlichkeit. »Ich bin tatsächlich nicht als Braut eines Grafen geeignet.«
Er steckte sein Lorgnon ein. »Was du dazu wissen musst, das kannst du lernen.« Sobald sich die Tür hinter den beiden Frauen geschlossen hatte, war der zornige, bösartige Mann so schnell verschwunden wie Reif in der Sonne. »Das Personal hier, auch wenn sie alle Schurken sind, weiß, was es zu tun hat, und wird sich um euch kümmern.«
»Aber …«
»Schenke der Herzogin keine Beachtung. Geh vor allem nicht zu Quiller’s, um sie um Rat zu fragen. Das verbiete ich dir ausdrücklich.«
Sie bemerkte, dass es ihm damit sehr ernst war.
»Und jetzt«, sagte er, und schon blitzte wieder sein Lächeln, und seine Augen funkelten, »lasst uns essen, sonst werden die Zwillinge noch verhungern!«
Bedienstete traten vor, halfen ihnen aus den Mänteln und trugen die Sachen fort, als seien sie aus Samt und Seide.
»Wo ist Brak?«, fragte Sax so plötzlich, dass Meg sich anspannte und fragte, was jetzt wohl als Nächstes kommen würde.
»Wir haben ihn weggebracht, für den Fall, dass er als unangenehm empfunden wird, Mylord«, erklärte der Butler, doch im nächsten Moment kam eine riesige, zähnefletschende Bestie in die Eingangshalle gerannt.
»Sitz!«, sagte der Graf in scharfem Ton, und der Hund gehorchte unverzüglich. Allerdings zeigte er noch immer die Zähne, als sei auch er kurz davor zu verhungern. Und es war der hässlichste Hund, den Meg je gesehen hatte – zottelig und graubraun gesprenkelt.
Zu ihrer Überraschung kauerte sich der Graf vor dem Untier nieder und streichelte es. Dann bemerkte sie, dass der Schwanz des Hundes auf den Boden klopfte, als wollte er die Fliesen zerschmettern.
Was für ein überaus seltsames Haustier für einen adeligen Gentleman. Und diese Szene nun, unmittelbar nach der vorigen mit seiner Großmutter – Meg fragte sich ernstlich, wie es um das geistige Gleichgewicht des Grafen bestellt war.
Er stand auf. »Komm und begrüße die neuen Mitglieder unserer Familie«, befahl er Brak. »Sie werden dir nichts tun.«
Sie werden dir nichts tun!
Er führte das Tier zu Meg. »Das ist meine gräfliche Gemahlin. Begrüße sie wie ein Gentleman, Brak.«
Der Schwanz hatte zwar aufgehört zu wedeln, doch der Hund setzte sich und gab eine Pfote.
Meg zwang sich, sie zu nehmen. »Guten Morgen, Brak.«
Brak fletschte noch immer die Zähne.
»Sein Maul ist missgebildet«, erklärte der Graf. »Ignoriere die Zähne einfach. Er ist ein grässlicher Feigling und würde niemals jemandem etwas tun.«
Dann stellte er den Hund Megs Familie vor, und dabei wurde erkennbar, dass seine Absicht war, das Tier zu
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