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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Was tat sie nur? Sie konnte es sich nicht leisten, zu schlafen, auch wenn sie sich noch so sehr danach sehnte. Sonst würde sie nie von selbst vor dem Morgengrauen wach werden.
    Sie zwang sich, das Bett zu verlassen, und wusch das Gesicht mit kaltem Wasser. Draußen schlugen Kirchenglocken die Mitternachtsstunde. Bei dem Gedanken daran, wie lange sie jetzt noch wach bleiben musste, um ihr Vorhaben umsetzen zu können, stöhnte sie auf.
    Sie schaffte es gerade eben, wach zu bleiben, aber nur, weil sie sich irgendwann angezogen und begonnen hatte, die meiste Zeit im Zimmer herumzulaufen. Als endlich das erste Licht draußen den Morgen ankündigte, war sie so müde, dass sie sich einer Ohnmacht nahe fühlte, doch nun war es Zeit, sich auf die kalten, nebligen Straßen hinauszuwagen.
    Der Teufel soll die Sheila holen, dachte sie trotzig, während sie ihren warmen Umhang mit der Kapuze anzog und in dicke Wollhandschuhe schlüpfte. Dieser Stein bedeutete doch nichts als Ärger und Last.
    Doch dann, als sie mit den Schuhen in der Hand auf den Flur hinausschlich, dachte sie wieder daran, was womöglich passiert wäre, wenn der Wunschstein nicht zu ihrer Heirat mit dem Grafen geführt hätte. Dann würden sie jetzt alle völlig verarmt sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte man sie ins Armenhaus gesteckt, nach Geschlechtern getrennt, und ihnen nur das Einfachste an Essen und Unterkunft zukommen lassen.
    Oder, noch schlimmer, Sir Arthur wäre direkt auf Laura losgegangen, und diese hätte sich natürlich geopfert. Dann würde sie gerade jetzt vielleicht weinend in einem schäbigen Bett liegen, vergewaltigt und brutal misshandelt. Meg war sich ganz sicher, dass Sir Arthur ein Opfer, das er sich auserwählte, alles andere als liebevoll und zärtlich behandeln würde.
    Und eines Tages, bald, würde der Graf von Saxonhurst seine Frau verführen, und diese würde dabei große Freude empfinden.
    Deshalb akzeptierte Meg, während sie weiterschlich, dass die Sheila in diesem Fall ein Segen gewesen war. Und definitiv ihrer Verantwortung unterlag. Das hatte ihre Mutter ihr eingeschärft. Sich um sie zu kümmern und auf sie aufzupassen war eine weitere Aufgabe, die ihr zufiel, eine Aufgabe, die über die Generationen ihr zugekommen war.
    Tagsüber hatte sie versucht, sich das große Haus einzuprägen; nun betete sie, nicht dem zähnefletschenden Hund zu begegnen und die Tür zu finden, die zur Personaltreppe führte. Alles um sie herum war still, als würden sogar die Wände, Flure und Möbel noch schlafen. Aber schon bald würde alles erwachen. Die ersten Bediensteten würden aufstehen, mit lauten Tritten die Treppe hinauf- und hinuntereilen, Feuer anmachen, Wasser erhitzen und das Haus verlassen, um frisches Brot und frische Milch zu kaufen.
    Leise schlich Meg die schmale Stiege nach unten. Hier war sie in völlig unbekanntem Terrain. Sie hatte jedoch an der Vorderseite des Hauses eine unterhalb der Straße befindliche Kellertür gesehen, von der Stufen nach oben zum Gehsteig führten. Sicher gab es auch eine Hintertür nach draußen, wahrscheinlich aus der Küche. Einen dieser Ausgänge müsste sie doch benützen können.
    Sie ging in Richtung der Vorderseite des Hauses, öffnete behutsam eine Tür und fragte sich, was sich wohl dahinter verbarg – ein kleines Zimmer, das nur einen einfachen Tisch mit Stühlen darum enthielt, dazu eine Anrichte, auf der Teller bereitstanden. Meg atmete auf. Wahrscheinlich das Esszimmer des Personals. Es war kalt hier, denn im Kamin lag nur Asche.
    Jenseits des Tisches fiel fahles Licht durch die Glasscheibe in der Tür, die sie gesucht hatte; dahinter sah man die Stufen zur Straße hinauf.
    Es war abgeschlossen, doch der Schlüssel hing an einer Schnur von der Klinke, und sie sperrte auf. Aber was sollte sie tun, sobald sie draußen war? Sie konnte die Tür nicht unversperrt lassen. Das war womöglich gefährlich, und es würde zeigen, dass jemand nachts das Haus verlassen hatte.
    Nach einigem Überlegen nahm sie den Schlüssel samt Schnur, sperrte von außen ab und steckte ihn in ihre Tasche, wo er gegen den vom Haus in der Mallett Street klirrte und damit sofort ein Schuldgefühl bei ihr auslöste. Bestimmt würde noch ein ausgezeichneter Dieb aus ihr werden.
    Aber sie hatte keine Wahl. Ein fehlender Schlüssel war zwar etwas Geheimnisvolles, aber eine unverschlossene Tür würde ernste Fragen aufwerfen.
    Meg zog ihre Schuhe an und eilte die Stufen hinauf. In der kalten Luft bildete ihr Atem

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