Glühende Leidenschaft
seinen Morgenmantel aufzuknöpfen.
»Was tust du denn!« Es war fast ein Kreischen.
Er hielt inne. »Ich komme ins Bett.«
»Nein! Ich meine, Mylord – Saxonhurst – Sax –, ich muss schlafen.«
»Dann schlafen wir eben zusammen.«
»Aber du hast dein eigenes Bett.« War das möglich? Schliefen aristokratische Paare, die eigene Suiten hatten, zusammen in einem Bett?
Er öffnete einen weiteren Knopf. »Ich schlafe gerne neben dir, Minerva. Und wenn du etwas ausgeruhter bist, können wir bequem damit weitermachen, unsere ehelichen Privilegien zu erforschen.«
Meg kam sich vor wie ein Schiff im Sturm; sie gab einen verzweifelten Befehl: »Lass mich allein!«
Er ließ die Hände sinken und studierte sie. »Weshalb?«
Sie wandte gewaltsam den Blick von seiner honigbraun behaarten Brust ab. »Es tut mir leid, aber ich … äh … schlafe lieber allein. Ich … ich schnarche, Mylord. Und ich schlafe sehr unruhig. Die arme Laura war manchmal grün und blau.«
»Das macht nichts. Ich habe auch einen unruhigen Schlaf. Dann können wir uns ja die Nächte hindurch bekriegen.« Der nächste Knopf ging auf.
Meg zog die Decke noch höher. »Mylord, warum tun Sie das? Ist es nicht vernünftig, noch ein oder zwei Tage abzuwarten?«
»Ich bin ja bereit, zu warten. Ich habe lediglich vor, in deinem Bett zu warten.«
»Sie haben lediglich vor, mich dazu zu verführen, genau das zu tun, was Sie wollen!«
Er lachte. »Wenn ich kann, ja. Ich habe dich vor meinen Verführungsplänen gewarnt. Ehrlich gesagt, meine Liebe, weiß ich nicht, warum du so hartnäckig bist. Ich verspreche dir, ich werde nichts tun, was du nicht willst.«
»Es ist doch absolut natürlich, dass eine Frau bei der Vorstellung, einen fremden Mann im Bett zu haben, beunruhigt ist!«
Er setzte sich auf den Rand der Matratze und studierte sie, als sei sie ein Buch mit sieben Siegeln. »Was genau geht in deinem klugen Kopf vor, meine Liebe? Ich kenne Frauen. Das will ich gar nicht leugnen. Du bist viel zu vernünftig, um zu glauben, du könntest mich lange hinhalten, du fühlst dich von mir absolut nicht abgestoßen, und du hast auch keine Angst vor mir. Du bist nervös, ja. Das ist ganz normal. Aber du bist viel mehr neugierig als ängstlich. Meine Aufmerksamkeiten sind dir nicht unangenehm. Also, warum versuchst du verzweifelt, mich loszuwerden?«
Meg suchte nach einer Antwort, die er ihr abnehmen würde, doch plötzlich lachte er überrascht auf. »Guter Gott, du hast deine Tage, nicht wahr? Und es ist dir peinlich, mir das zu sagen?«
Bevor sie daran denken konnte, dass es eine Sünde war, zu lügen, nickte Meg. Ihre Wangen waren brennend heiß.
Er streichelte sie. »Deswegen musst du doch nicht rot werden, meine Liebe. Diese Dinge müssen zwischen Mann und Frau einfach ausgesprochen werden. Anfang, Mitte oder Ende?«
Vor lauter Verdruss wäre Meg am liebsten ganz unter die Decke gerutscht. Nicht nur, dass sie log, nein, sie wollte über solche Dinge überhaupt nicht mit einem Mann reden. Schon gar nicht so ruhig und gelassen!
»Anfang«, stieß sie hervor. Wennschon, dennschon. Nun würde sie wenigstens eine Woche oder so Ruhe vor ihm haben.
Etwas in seinen Augen ließ sie daran zweifeln, ob er ihr glaubte, doch er sagte: »Vielleicht erklärt das auch deine ziemlich heftigen Stimmungsumschwünge.«
Meg verkniff sich eine Erwiderung. Wenn sie ihm heftig vorkam, dann deshalb, weil sie zu einer überstürzten Ehe gezwungen worden war, um eine Tragödie zu vermeiden, und sich seither in der Gewalt eines Mannes befand, der entschlossen schien, sie zu Tode zu quälen.
Lächelnd, als wüsste er genau, was sie dachte, küsste er sie auf die Wange. »Schlaf gut, meine Braut, und wenn du wegen dieser Dinge nicht ganz auf der Höhe bist, dann bleib morgen einfach im Bett und lass dich bedienen.« Damit löschte er die beiden Kerzen und ließ Meg allein in der Dunkelheit zurück.
Sie lockerte den verkrampften Griff, mit dem sie die Bettdecke festgehalten hatte, und seufzte tief. Dass ihr das Lügen so leichtgefallen war, bestürzte sie, doch sie freute sich auch über ihren Sieg. Sie hatte dazu zum Mittel der List greifen müssen, aber sie hatte gewonnen. Sie hatte dem Sturm getrotzt und war für den Rest der Nacht in ruhigen Gewässern.
Und, dachte sie mit einem Lächeln, zur rechten Zeit konnte die unerbittliche Jagd des Grafen zu einem wahrhaft bemerkenswerten Erlebnis werden.
Meg war gerade dabei, einzuschlafen, als sie jäh wieder aufschreckte.
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