Glühende Leidenschaft
sträubte sich Meg. Sie behielt es an, während sie sich wusch, und wollte das Mädchen dann mit dem Wasser hinausschicken. Susie beharrte jedoch darauf, zu bleiben, ihr die Haare aufzumachen und auszubürsten.
»Na sehen Sie, Mylady«, sagte sie danach. »Also, und jetzt entspannen Sie sich und genießen Sie einfach. Die Hälfte aller Frauen in London wird Sie um diese Nacht beneiden!«
Damit eilte sie hinaus und ließ eine sprachlose Meg zurück. War die Ehe immer so? Sie vermutete, jedermann wusste, was das Brautpaar tat, aber so leichthin darüber zu sprechen …!
Und sie würde ihn auch noch wegschicken müssen, dachte sie, ihre glühenden Wangen bedeckend.
Sie betrachtete sich im Spiegel. Vielleicht stand ihr offenes Haar besser als der Zopf, den sie normalerweise zum Schlafen flocht. Vielleicht sollte sie ihr Unterkleid anlassen. Es war neuer als das Nachthemd und an den Säumen mit weißen und pastellgrünen Stickereien eingefasst …
Du liebe Güte! Sie wollte ihn doch von sich fernhalten, nicht ihn ermutigen! Die Ohren gespitzt, um ihn kommen zu hören, zog sie hastig das Unterkleid aus, schlüpfte in ihr schäbiges Nachthemd und passte auf, dass es bis oben hin zugeknöpft war. Dann flocht sie sich einen Zopf.
Was nun?
Sie hätte sich nur zu gern unter der Bettdecke verkrochen, aber würde das nicht einladend aussehen?
Ihr Morgenmantel. Wo war er?
Voller Angst, er könne jeden Augenblick erscheinen, durchsuchte sie Schubladen, von denen jedoch die meisten leer waren, und fand den Morgenmantel schließlich auf einem Regalbrett im Schrank. Er war aus dicker Wolle, für den Winter gedacht, und mit seinem langweiligen Braunton würde er bestimmt jeglichen amourösen Gedanken sofort vertreiben. Meg zog den Gürtel zu mit dem angenehmen Gefühl, einen Panzer angelegt zu haben. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und sie drehte sich um und stellte sich ihrer Herausforderung.
Auch er trug einen Morgenmantel – eine lange Robe aus goldenem und braunem Brokat, die sie sofort an einen Tiger denken ließ. Er war vom Hals bis zu den Knien zugeknöpft – sittsamer gekleidet als in seiner eng anliegenden Bundhose, wenn man das so sagen konnte –, aber Meg hatte noch nie etwas Aufregenderes gesehen.
8
Er blickte sie flüchtig, mit unergründlicher Miene, an, setzte sich dann auf ihr Bett und lehnte sich an einen der Pfosten. »Du wolltest mit mir sprechen?«
Obwohl ihr Herz raste, war Megs hauptsächliches Gefühl Zorn. »Das tust du absichtlich!«
»Was denn?«, fragte er mit der Unschuld eines hartgesottenen Lügners.
»Leute aus dem Gleichgewicht bringen.«
»Warum nicht? Ich vermute, du wirst heute Abend keine anderweitige Unterhaltung bieten.« Er streckte die Beine aus, und der untere Teil seines Morgenmantels fiel nach unten, muskulöse, nackte Waden entblößend.
Zum ersten Mal fragte sich Meg, ob er unter der Seide komplett nackt war.
Guter Gott. Er war es!
Da ihre Knie plötzlich nachgaben, setzte sie sich auf die zum Toilettentisch gehörende Bank hinter ihr und strengte sich an, trotz der Präsenz eines gut aussehenden, fast nackten Mannes in ihrem Schlafzimmer absolut unbefangen zu wirken. »Eine Ehefrau, Mylord, ist nicht zum Amüsement da.«
»Nicht? Also, ich bin absolut bereit, dich zu amüsieren.«
»Mylord …«
»Saxonhurst.«
»Saxonhurst. Und warum zum Teufel«, platzte sie heraus, »konntest du dir nicht einen kürzeren Namen zulegen? Rule vielleicht, oder Dane, oder Strand?« Erschreckt legte sie eine Hand auf den Mund, entsetzt darüber, dass ihr solche Worte über die Lippen gekommen waren.
Doch anstatt seinerseits entsetzt zu sein, lachte er nur. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, meine Liebe. Wahrscheinlich ist genau das der Grund dafür, dass mich alle Sax nennen.« Mit seinem speziellen, augenzwinkernden Lächeln fügte er hinzu: »Versuch es.«
»Sax.« Sie sprach es ihm nach wie eine Puppe. Doch im nächsten Augenblick begann sie, im Zimmer auf und ab zu laufen. »Es ist nicht nett von dir, dass du mich so neckst und quälst! Du erwartest zu viel. Du forderst zu viel.«
»Minerva, ich …«
»Heute Morgen waren wir uns noch vollkommen fremd«, fuhr sie aufgebracht fort. »Du kannst von mir nicht erwarten …«
»Was denn?« Er schaute absolut unschuldig und perplex drein, dieser Schuft. Dabei wusste er doch genau, was sie meinte.
»Dir Freiheiten zuzugestehen«, erklärte sie und zog ihren Gürtel noch fester zu.
»Freiheiten«, wiederholte er
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