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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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schnell sein kann«, hörte sie Tani voller Angst keuchen. »Das Knie hab ich mir aufgeschürft, und mein Zeh blutet.«
    »Ich weiß nicht weiter«, schluchzte Merit. Ihre Schultern bebten. »Vielleicht sollten wir doch in den Palast gehen.«
    »Das ist aber nicht das, was Sitankh uns aufgetragen hat«, erwiderte Tani düster. »Und womöglich passiert mit dir das Gleiche wie …« Sie stockte.
    »Wie was ?« Merit blickte auf.
    »Na ja.« Tani nagte an einem Fingernagel. »Der assyrische König hat diesem … diesem Mann das Haus geschenkt. Das könnte er mit dir ja auch tun – dich ihm geben, als Sklavin.«
    »Allmächtige Götter!« Allein der Gedanke verursachte Merit Übelkeit und fegte sämtliche Überlegungen, sich zu ergeben, hinweg. Sie wischte sich über die nassen Wangen. »Aber was machen wir jetzt bloß?«
    »Ich kann mit leerem Magen nicht nachdenken.«
    »Du denkst jetzt ans Essen?«
    »Wir haben zuletzt gestern Abend gegessen«, klagte Tani. »Gestern! Und seitdem nur Nilwasser getrunken!«
    Merit lauschte in sich hinein. Es stimmte, ihr Magen fühlte sich an wie ausgewrungen. Aber sie war viel zu erschöpft, um darüber nachzudenken, wie sie an etwas Essbares kämen.
    Tani deutete auf ein Haus schräg gegenüber. »Dort ist ein Bierhaus, jedenfalls riecht’s nach Bier und Braten.«
    »Mit etlichen assyrischen Kriegern darin?«, entsetzte sich Merit.
    »Seit wir hier sitzen, sind nur zwei Leute herausgegangen, aber keiner mehr hinein. Lass uns wenigstens nachschauen, durch die Türritzen schimmert noch Licht.« Tani rüttelte an ihrer Schulter. »Bitte!«
    Schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen. Merit kämpfte sich auf die geschundenen Füße. Unruhig klopfte Kawits Schwanz gegen ihren Bauch, als sie die Gasse überquerte. Wo waren sie hier überhaupt? Nachdem sie über die Mauer geflohen waren, hattensie nicht nach links und rechts geschaut, nur gelaufen waren sie, fort, nur fort. Diese Gasse, diese Häuser kannte Merit nicht. Selbst in der Nacht war deutlich, dass es sich anscheinend um Memphis’ schäbigste Ecke handelte.
    Merit atmete tief ein, dann drückte sie die Tür der Schenke auf. Eine Öllampe, an bronzenen Ketten inmitten des großen Raumes hängend, schaukelte und knarrte im Luftzug. Es roch hier tatsächlich nach Gebratenem, doch Stunden schien es her zu sein, dass über dem geziegelten Herd jener Gazellenschenkel gedreht worden war; jetzt steckte am Spieß nur noch der Knochen mitsamt traurig herabhängenden Resten trockenen Fleisches. Auf einer gemauerten Bank, die sich längs der Wand erstreckte, lockte ein Korb mit zerrupften Sesambrotfladen. Merit musste ein Aufstöhnen unterdrücken, so deutlich spürte sie den Hunger nun. Aber sie war nie in einem Bierhaus gewesen, wie äußerte man seinen Wunsch, zu speisen? Und gegenüber wem? Der Raum war leer, nur eine Frau hockte an einem geziegelten Tisch. Ihr Kopf ruhte auf dem Unterarm. Merit räusperte sich.
    »Ihr siegreichen wilden Herren«, grunzte die Frau, ohne sich zu rühren oderdie Augen zu öffnen. »Lasst mich in Ruhe. Nanacht die Wirtin hat für heute genug getan.«
    »Du bist Nanacht?«, fragte Merit.
    »Ja. Schenk mir nach«, die Wirtin stieß mit der freien Hand einen Becher aus dunklem Holz über die Tischplatte. Ratlos wechselte Merit mit Tani einen Blick, die nahm einen dicht neben dem Schopf der Frau stehenden Krug. Dunkelrotes, körniges Bier schwappte in den Becher. Die Frau richtete sich auf, quälte sich, die Augen zu öffnen und den Becher an den Mund zu führen. Während sie trank, klärte sich ihr Blick ein wenig. »Zwei junge Frauen und eine fette Katze. Mit solchen Gästen hätte ich heute nicht mehr gerechnet.« Sie wedelte mit der Hand. »Verschwindet. Ihr seht ja, für Huren gibt’s hier heute nichts mehr zu verdienen.«
    Empört schnappte Merit nach Luft. »Ich bin keine Hure, ich bin …«
    »Was sonst?«
    Nein, sie durfte nicht sagen, wer sie war. Die Frau würde es ohnehin nicht glauben. »Ich bin hungrig, durstig, müde und überhaupt …« Merit presste die Lippen zusammen, da sie befürchtete, statt weiteren Worten nur noch Tränen der Erschöpfung hervorzubringen. Ehe sie es sich versah, war sie auf einen Hocker gesunken. Misstrauisch sah sie zu, wie die Frau die Ellbogen auf den Tisch stemmte und sich das Gesicht rieb. Es war verquollen und längst nicht mehr jung, aber durchaus ansehnlich. Ihre Lippen waren voll und breit, die Züge scharf. Unter schweren, dick mit schwarzem Kohel

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