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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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schloss und einen geleerten Sack hinter sich herschleifend die Gasse entlangschlurfte. »Das ist Panhesi«, antwortete Merit. Schanherib wartete, bis Panhesi auf gleicher Höhe war, richtete sich halb auf und rief ihn. Verwirrt blickte Panhesi um sich, als erwache er aus einem Schlaf.
    »Ihr? Was hockt ihr denn da herum?«
    »Welche Leute haben die Schenke denn die letzten zwei Tage aufgesucht?« Schanherib klang so gelassen, als sei es das Selbstverständlichste, in fremden Hauseingängen zu hocken und solche Fragen zu stellen. Panhesi kratzte sich das schlecht rasierte Kinn.
    »Da sind drei assyrische Männer drin und kommen von der Wirtin kaum noch herunter«, brummte er verdrossen. »Ansonsten kommt halt hier mal jemand, mal da«, er wedelte mit der Hand. »Wie immer.«
    Schanherib nickte Merit zu, was wohl heißen sollte, dass seine Bedenken ausgeräumt waren. Panhesi machte ein paar Schritte und kehrte wieder um.
    »Ach ja. Die Kleine, die mit dir kam«, er blickte Merit an. »Die ist weggelaufen. Keine Ahnung, wohin.«
    Merit fasste Schanheribs Arm. »O nein, Tani! Wo mag sie nur … Bei Sobek, sie kann nur im Palast sein. Wo hätte sie sonst hingehen sollen?«
    »Du magst recht haben.« Schanherib stemmte sich hoch und wandte sich an Panhesi. »Weißt du ein anderes Bierhaus, in dem man jetzt ein bisschen Schlaf findet?«
    Der Alte deutete auf ein zweigeschossiges Haus ein paar Schritte weiter, warf sich den Sack über die Schulter, als trüge er schwer daran, und schlurfte weiter. Schanherib zog Merit auf die Füße. »Die Sache ist mir nicht geheuer. Wenn Tani im Palast ist, mag ich mirnicht vorstellen, was sie alles erzählt haben könnte. Besser, wir gehen in der Nacht hinüber. Was wir danach machen, beantwortet das allerdings immer noch nicht.«
    »Ich muss in den Palast«, sagte Merit.
    Er warf die Hände hoch. »Das kann doch nicht wahr sein, dass jeder, kaum dreht man sich um, in diesen Palast laufen will. Kein Wunder, dass Ägypten so leicht zu besiegen war. Merit, dort hausen eure Feinde. Eure Feinde , verstehst du?«
    »Ja, und mein Vater und mein Bruder sind unter den Feinden, und jetzt auch Tani! Ich bin die Einzige, die noch frei herumläuft.«
    »Und dein Vater will, dass das so bleibt – ich ebenso!«, sagte er streng. »Ich verstehe ja, dass du dich nach deiner Familie sehnst, aber so geht es nicht.« Er fasste ihre Hand und strebte dem Wirtshaus entgegen. Merit tapste unwillig neben ihm her. In der Schenke betraten sie einen kleinen Raum, kleiner als der Nanachts. Ein paar Männer hockten über den Bierbechern und spielten mit Knöcheln.
    »Wir brauchen eine Ecke zum Schlafen«, erklärte Schanherib dem herbeieilenden Wirt, der sie beide zweifelnd musterte.
    »Ihr seht nicht aus, als könntet ihr mir auch nur einen Kupferring dafür geben.«
    »Bevor die Assyrer kamen, sah ich besser aus, das kannst du mir glauben.« Er tippte auf seine Brust. »Das da und die Blutergüsse hab ich mir im Kampf gegen sie geholt und nur knapp überlebt. Da wirst du mir doch jetzt nicht die Tür weisen? Denk an die Maat!«
    Der Wirt rang die Hände. »Die Maat, natürlich. Verzeih. Geht nur die Treppe hinauf, oben in der Kammerist noch Platz.« Er drückte ihnen sogar noch zwei Becher mit Bier in die Hände. Merit folgte Schanherib hinauf. Es gab tatsächlich nur eine Kammer, in der auf den zerschlissenen Matten drei Männer lagen. Schummrig war es hier, denn vor dem einzigen Fenster knisterte eine Bastmatte in der Brise. Sie stiegen über ausgestreckte Beine hinweg und ließen sich in einer Ecke nieder.
    »Du bist dreist«, flüsterte Merit.
    Er trank. »Mhm. Hab ja nicht gelogen.«
    »Aber …« Sie rollte die Augen. »Aber die Maat in den Mund zu nehmen – du! Die Göttin wird sich darüber sicher nicht gefreut haben.«
    »Wieso nicht?«, fragte er unschuldig und nickte in Richtung der schnarchenden Männer. »Ob sich bei dem Krach ein Auge zutun lässt?«
    Merit streckte sich auf der Matte aus. In ihrem Rücken piksten lose Bastschnüre, es roch nach Bier und Fürzen und ihr Magen schien das trockene Brot nicht weiter bemerkt zu haben. Tiefer konnte eine Enkelin des Pharao nicht fallen, dachte sie mit säuerlicher Belustigung. Schanherib begann, ausgiebig einen dicken Mückenstich unterhalb der Achsel zu kratzen. Merit leckte die Fingerspitzen ab und verstrich den Speichel darauf.
    »Da auch«, er deutete auf eine Stelle seitlich an seinem Hals. Gehorsam verrieb sie ihre Spucke auf seiner Haut. »Und

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