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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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hängen.
    Auf einen weiteren Wink Asarhaddons hin kamen Musikantinnen herbeigeeilt. Lautenklänge und fröhlicher Gesang erfüllten die weingeschwängerte Luft. Eilig füllten Diener die Becher und Kelche. Fünfzig nackte Tänzerinnen stürmten kreischend in die Halleund sprangen mit wippenden Brüsten über die Tischchen. Doch selbst ihnen gelang es kaum, die ausgelassene Stimmung zurückzuholen.
    Neugierig neigte sich Asarhaddon vor, als sich eine der Frauen hüpfend der Estrade näherte. Die anderen trugen wenigstens Armreife, an denen Tonperlen klapperten, diese hier trug nichts. Ungebändigt schwangen ihre Haare hin und her, während sie die Füße aufstampfte. Doch zwischen den Beinen verriet sie die Ägypterin: Sie war rasiert. Ölig glänzten ihre äußeren Schamlippen. Ihr Becken schwang vor und zurück, als wolle sie den König auffordern, sie hier vor aller Augen zu beschlafen.
    »An solcher Darbietung hat sich schon der große Ramses erfreut«, erklärte ein Mann, stellte eine Schale auf den Boden und zog sich mit einer Verbeugung zurück. Die Frau ließ einen Fuß über der Schale schweben, dann den anderen, stampfte auf und tippte sie mit einer Zehe an, dass sie sich drehte. Sie ging darüber in die Hocke, schnellte wieder hoch und brachte mit bewundernswerter Geschicklichkeit die Schale dazu, sich fast auf der Kante aufzurichten. Dann plötzlich erstarb die Musik. Die Tänzerin öffnete die Schenkel über der Schale und schob das Becken weit vor. Während ihre Hüften kreisten, entließ sie einen Strahl, der die Stille wie kleine Trommelschläge wieder zerriss.
    Asarhaddon keuchte, als sie sich unterbrach und die Stufen hinaufsprang. Über seinem Schoß spreizte sie die Beine und hielt inne. Ihr konzentriertes Seufzen war sicherlich bis in die letzten Winkel der Halle zu hören.
    Asarhaddon hielt den Atem an. Unschwer ließ sich von seiner Miene ablesen, dass er das Ungeheuerliche ersehnte. Doch die Tänzerin sprang die Stufen hinunterund ergoss den Rest unter wildem Hüftschwung in die Schale.
    Die Höflinge klatschten, als sie die Halle verließ. Zakutu neigte sich vor, fasste unter Nefertems Kinn und hob es an. »Könntest du das auch?«
    Mit funkelnden Augen entriss er sich ihr und senkte wieder den Kopf. Schon ersann sie neue Spielarten, die den hübschen Ägypter nicht nur demütigten, sondern auch erregten. Die Vorstellung, es hier vor allen Leuten mit ihm zu tun, jagte einen heißen Schauer durch ihren Körper. Unruhig schob sie das Gesäß hin und her. Nein, dachte sie, ein anderer müsste dazu gezwungen werden. Sein Bild schob sich wieder vor ihr inneres Auge. »Schanherib, der mir Gewalt angetan hat, sollte an deiner Seite knien, mit dem anderen Fuß des Königs auf der Schulter«, zischte sie.
    »Irgendwann wird er das tun«, brummte Asarhaddon. »Irgendwann wird er vor mir liegen, und du kannst deinen Fuß auf seinen Rücken stellen.«

13 . K APITEL
    Merit blinzelte ins Antlitz Re-Harachtes, der sich über den westlichen Bergen zu erheben begann. Entfernte Stimmen hatten sie geweckt – Fischer oder Jäger. »Schanherib?« Sie drehte sich in seinen Armen und blickte in seine geöffneten Augen, die jedoch müde wirkten. Er hatte offenbar kaum geschlafen. Zaghaft betastete sie die verkrustete Wunde an seiner Schläfe. Sie erschauerte in der Erinnerung an den Kampf, den er ihretwegen ausgestanden hatte. Er ergriff ihre Hand und liebkoste sie, als wolle er sagen, alles halb so schlimm.
    »Lass uns zu Nanacht zurückkehren und dort ausschlafen, ja?«, sagte Merit. »Und Tani, wie konnte ich sie vergessen? Sie macht sich bestimmt große Sorgen.«
    Plötzlich konnte sie es nicht mehr abwarten. Vorsichtig äugte sie über die Kante des Schreins. Er hingegen sprang sorglos hinab und hob die Arme, um ihr zu helfen.
    »Schanherib, die Krokodile!«
    »Hier sind keine und waren keine.«
    »Du hast mich hereingelegt!«
    »Ja.« Er grinste. »Bevor du zeterst – du hast mir verziehen, denk daran. Spring schon, störrisches Kätzchen.«
    Sie hüpfte in seine Arme. Bevor er ihre strampelnden Füße auf dem Erdboden absetzte, küsste er sie.Dann brach er den Rest des Brotes und reichte ihr eine Hälfte. Augenblicklich begann ihr Magen zu knurren. Trotzdem zerteilte sie ihren Anteil noch einmal, machte einen Schritt in den Schrein und legte ein Stück zu Füßen der von Moos und Flechten überwucherten Statue Sobeks. Der Gott hatte sie beschützt. Nicht nur das. Er hatte den Liebsten zu ihr geführt und

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