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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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ihr Ka von sinnlosem Groll gereinigt. Könnte sie nur auch der Liebesgöttin Isis ein Opfer darbringen!
    »Die Geschöpfe deines Lieblingsgottes hätten auch nicht schlimmer als die Mücken sein können«, brummte Schanherib kauend. »Ich bin ganz zerstochen. Du nicht?«
    »Nein. Assyrisches Blut mögen sie halt lieber.«
    »Meine Herkunft wirst du mir noch bis an unser Lebensende vorhalten, hm?«
    Bis an unser Lebensende, dachte sie. Welch eine unbegreifliche Vorstellung. So unwirklich, so zauberhaft. »Schanherib, glaubst du wirklich, wir können zusammen sein? Wie soll das gehen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bringe dich nach Süden. Dorthin, wohin du hättest gehen sollen. Dein Vater würde es so wollen. Theben, ja? Wie lange braucht’s bis dahin? Einen Monat? Wir haben also wenigstens einen Monat für uns.«
    »Aber in Theben ist der Einzig Eine frei! Was, glaubst du, geschieht dort mit dir?«
    »Ich werde eben weiter den Ägypter spielen. Und wenn das irgendwann nicht mehr geht, wirst du dich bei Taharqa für mich verwenden.«
    »Das klingt so einfach.«
    »Es ist alles andere als das. Aber ich weiß keine andere Lösung. Du bist nirgends sicher, nur im Süden.

    Ich hingegen könnte hingehen, wo ich will, ich bliebe flüchtig. Also kann ich genauso gut mit dir gehen. Mein König droht mir mit dem Tod. Du siehst, von deinem habe ich zumindest nichts Schlimmeres zu befürchten.« Er ergriff ihre Hand, machte einen Schritt und blickte dann stirnrunzelnd auf sie herab. »Vielleicht sollten wir uns erst Gedanken um dein Kleid machen. So wie du jetzt aussiehst, könntest du auch nackt in Memphis einziehen.«
    »Mir war so, als hättest du es endgültig ruiniert«, stichelte sie.
    Schanherib zog ihr den Fetzen mit einem Ruck vom Leib. »Ganz nackt sah ich dich noch nie, kleine Göttin.« Er schüttelte den Kopf, als müsse er sich erst wieder auf das besinnen, was er tun wollte. Von dem Kleid riss er ein schmales Stück ab, legte es um ihre Brust und knotete es zusammen. Mit dem Rest bedeckte er ihre Hüften. »Besser als nichts. Komm«, seine Hand ruhte an ihrer Taille. »Schau, der Fischer dort, ob der wohl gewillt wäre, uns ein Stück mitzunehmen?«

    Niemand widmete ihrem zerzausten Zustand einen zweiten Blick. In diesen Gassen lief jeder mit fadenscheiniger Kleidung herum, und mancher Mann, der vom Feld kam, war sogar nackt. Eher war es Schanherib, der die Blicke auf sich zog. Sicher hat er sich die Wunden im Kampf gegen die Eroberer zugezogen , hörte Merit es ein ums andere Mal anerkennend murmeln, und dann lächelte sie in sich hinein, weil es der Wahrheit entsprach. Sie fühlte sich müde von der anstrengenden Nacht und hellwach zugleich. Wenn er sie berührte, schienen kleine lebendige Wesen durch ihren Körper zu jagen. Nie hatte sie sich selbst und auch, wasum sie herum geschah, so deutlich wahrgenommen. Der Geruch all der verschwitzten Menschen. Brot, Eintöpfe, Eisen, Unrat, Räucherwerk. Geplapper und Gelächter, Schimpfen und Weinen. Ein Käfer flog ihr entgegen, verfing sich in ihrem Haar. Lachend wedelte sie ihn fort.
    Schanherib war stehen geblieben. Sie spürte seine Anspannung. »Dort vorn ist die Schenke. Wir sollten sie eine Weile beobachten, das ist sicherer.« Er zog sie in einen Hauseingang und kauerte sich auf die Stufe.
    »Jetzt fehlt nur noch die Bettelschale auf unseren Knien«, befand Merit und betrachtete versonnen sein Profil. »Selbst ein solches Dasein würde mir an deiner Seite gefallen.«
    Er hatte den Arm um ihre Taille gelegt und streichelte ihre bloße Haut. Sie legte den Kopf auf seine Schulter. Fast hätte sie aufgelacht, als eine Frau sich im Vorübergehen herabneigte und ihr ein Stück Brot reichte. »Danke«, rief sie, und die Fremde nickte nur und war schon in der Menge verschwunden. Merit brach sich ein kleines Stück ab und gab den Rest Schanherib. Nach dem ersten Bissen spuckte sie ein Steinchen aus. »Ach«, seufzte sie. »Gazellenbraten, Wachtelpasteten, Honigkuchen und süßer Dattelsaft, was wäre das jetzt! Das da ist Arme-Leute-Brot.«
    »Wie, kaum ist zu viel Mühlsteinstaub im Brot, gefällt dir das Leben an meiner Seite nicht mehr?«, entrüstete er sich. Merit warf die Arme um seine Schultern.
    »Doch! Aber was kann ich denn dafür, dass mein Magen anders denkt? Ich würde …«
    Er zog ihre Arme herunter. »Der Kerl, der aus der Schenke kommt – wie heißt der noch gleich?«
    Es war der schlaksige Alte, der aus Nanachts Hauskam, die Tür hinter sich

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