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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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assyrische Krieger hoch zu Pferd – ihren Blicken entging nichts. Als einer den Mund öffnete, zu dem zweifellos donnernden Befehl, endlich den Weg für denWesir freizumachen, strömten zwischen den gaffenden Leuten zehn, fünfzehn Huren hindurch. Sie lachten, winkten den Männern, schoben sich auf die Assyrer zu und wiegten die Hüften. Sofort waren die Männer abgelenkt. Nackte Brüste drängten sich ihren Unterschenkeln entgegen, Hände strichen an ihren Beinen hinauf und suchten ohne Federlesens unter ihre Röcke zu kriechen.
    »So ein strammer assyrischer Riemen«, hörte Merit eine Frau schrill rufen. »So etwas haben hiesige Männer nicht zu bieten. Willst du mich damit beglücken, ja?« Sie fasste zu; der Mann hockte verdutzt auf seinem Pferd und schien nicht zu wissen, was er jetzt tun sollte. Auch die anderen starrten auf die grell geschminkten Frauen hernieder, auf ihre zur Schau gestellten Brüste, rot bemalt wie Granatäpfel. Zwei waren sogar bis auf handbreite Gürtel um die Hüften nackt.
    Die Sänfte geriet ins Wanken, als auch die Nubier derart beglückt wurden. Plötzlich schwang sich eine der nackten Frauen vor einem der Reiter in den Sattel. Alle Blicke zog sie auf sich, wie sie sich langsam auf seinem steil aufgerichteten Phallus niederließ. Merit hastete zur Sänfte, schob sich unter dem Vorhang hindurch und sprang hinein.
    »Nein, gute Götter, nein!« Mentuhotep, der ausgestreckt in seinen Kissen lag, wandte den Kopf ab und wedelte mit den Armen. »Was immer ihr dort draußen tut, lasst mich damit doch in Ruhe, ich flehe euch an.«
    »Vater!« Merit warf sich auf ihn. »Ich bin’s doch, schau her!«
    »Wie? Merit … Merit!« Seine feisten Arme umfingen sie. »O meine kleine Tochter, du bist wirklich hier.«
    Sie genoss es, auf seinem weichen Bauch zu liegen, wie früher, als sie noch ein kleines Kind gewesen war. Seinen liebevollen Blick auf sich zu spüren. Seine Finger schlüpften unter ihre Perücke und kraulten ihren Nacken. Erleichtert stellte sie fest, dass sein Gesicht so lebensfroh und voll wie stets war. Nur auf seiner mit dem Federreif der Maat geschmückten Stirn hatten sich ein paar Sorgenfalten eingegraben.
    Und auf seiner Schulter … Sie berührte die geröteten Linien. Jemand hatte ihn gepeitscht. Ein anderer hatte den Befehl ausgeführt, der Schanherib gegolten hatte.
    »Achte nicht darauf, das verheilt längst.« Ihr Vater zog ihre Hand zurück und bettete sie auf seinem Bauch. »Das ist kein Zufall, nicht wahr? Du hier und diese Huren dort draußen?«
    »Das ist Schanheribs Werk. Er meinte, die Assyrer würden wahrscheinlich davon ausgehen, dass ich im Tempel auf dich warte und nicht schon unterwegs versuche, zu dir zu gelangen. Sie konnten ja auch nicht wissen, dass er bei mir ist, um mir zu helfen.« Sie lachte voller Stolz auf ihren Geliebten. »Vater, ich …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie sanft. »Du liebst ihn, ja?«
    »Isis und Sobek stehen mir bei – ja. Ja, ja!«
    »Er ist ein bemerkenswerter Mann, das durfte ich schon feststellen. Kind, ich bin wirklich froh, dass du in seiner Obhut bist. Aber du bist dem Sohn des Hohen Priesters versprochen, das hast du nicht vergessen, nein?«
    »Doch, habe ich längst. Verzeih mir, Vater, aber der Krieg hat alles verändert.« Sie runzelte die Stirn, denn draußen hob das Geschrei an. Offenbar hatte der Anführer der vier Reiter als Einziger noch nicht dieFassung verloren und versuchte, seine Leute zur Vernunft zu bringen, was die Frauen veranlasste, lauthals zu johlen und zu klatschen. »Wir haben nicht viel Zeit. Wie geht es Nefertem? Ist Tani im Palast?«
    »Ja, mitsamt Kawit. Deinem Bruder geht es schlecht. Man hat ihn zum Leibsklaven der Königin gemacht, und das erträgt er nicht. Wenn sich seine Lage nicht bald ändert, wird er daran zerbrechen. Merit …«, er lauschte kurz und fuhr dann rasch fort: »Das mit dem Opfer im Tempel war natürlich nur ein Vorwand, weil ich hoffte, Schanherib würde es möglich machen, dich ungesehen zu mir zu bringen. Ein Wagnis, das ich mir nie verziehen hätte, wäre es missglückt. Aber ich musste dich endlich sehen, sonst hätte ich es nicht länger ertragen. Und ich muss dir sagen, dass Asarhaddon und seine Gemahlin in zwei Tagen zurück nach Assyrien aufbrechen werden. Sie wollen Nefertem mit sich nehmen. Als Geisel, damit ich hier weiterhin dafür sorge, dass das Land ruhig bleibt und Tribute zahlt.«
    Merit ruckte hoch. »Das darf nicht sein! Kannst du das nicht

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