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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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großzügig ausfallen, denn wir verdanken dir viel. Lass das Haus heute geschlossen, damit wir in Ruhe planen können.«
    »Wie du willst!«, fauchte sie und warf die ungebändigte Mähne zurück.
    »Versuch dich doch ein wenig zu freuen, dass wir bald fort sind«, versuchte er einen Scherz, und ihre Stirn glättete sich. Sogar ein Lächeln erschien auf ihrem breiten Mund.
    »Das wird mich auch freuen. Die Götter seien mit euch.« Laut klapperte sie mit den schmutzigen Krügen und Töpfen und konnte sich dann doch nicht zum Arbeiten überwinden. Sie sank auf eine der hinteren Bänke und setzte einen Fuß auf die geziegelte Fläche. Panhesi schreckte aus seinem Schlummer hoch. Schief lächelte er sie an, und als sie nickte, begann er unbeholfen, unter ihr halb hochgeschobenes Kleid zu tasten. Ersackte vor ihr auf den Boden und saugte wie ein dürstendes Kind an ihrer dargebotenen Brust.
    Schanherib schüttelte den Kopf und kehrte ihnen den Rücken zu. Unschlüssig kritzelte er mit dem Gipsstück auf dem Tisch herum, wo er eine grobe Zeichnung des Flussverlaufes hinterlassen hatte. Vom Hof her kam Mardak und hockte sich zu ihm, einen Bierbecher in der Hand. Während er trank, stierte er versonnen auf das, was in Schanheribs Rücken geschah. Als Nanachts Stöhnen in einem spitzen Schrei gipfelte, grinste er.
    »Ganz schön schamlos, dieses Weib. Wenn ich ja nicht wüsste, dass sie den Haushalt eines Mannes in Ereschkigals Unterwelt verwandeln würde, nähme ich sie mit. Hab’s schon bedauert, die syrische Sklavin zurücklassen zu müssen, die war prächtig zu beschlafen und ein nettes Mädchen.«
    Schanherib zeichnete weiße Kreise um einen Punkt am Flusslauf, von dem er annahm, dass dort Asarhaddons Schiffe eine Rast einlegten. Es war eine Sandbank mitten in der Papyruswildnis, wo sich die Schiffe gut festmachen ließen. Auch auf der Herfahrt hatten sie dort die Nacht verbracht, die letzte Nacht vor der alles entscheidenden dritten Schlacht. »Willst du denn danach nach Memphis zurückkehren, um dir ein Weib zu holen? Ich überlasse es euch, was ihr macht, sobald der Sohn des Wesirs befreit ist.«
    »Darüber hab ich noch nicht nachgedacht.« Mardak rieb sich den Bart. »Du aber, du willst allen Ernstes allein mit diesem Jüngelchen und einem Weib in den Süden flüchten? Herr, das ist Irrsinn. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich dich diesen Irrsinn allein tun lassen will.«
    »Merit und Nefertem sind dann nur Flüchtige, dieder Krieg aus Memphis gejagt hat, wie viele andere auch. Unbedeutende Leute in schäbiger Kleidung. Ja, ich ebenso. Aber willst du dir auch den Bart abnehmen und den Ägypter spielen? Glaubst du, dass dir das gelingt?«
    »Assur steh mir bei.« Mardaks Augen weiteten sich. »Das kauft mir kein Mensch ab.«
    »Ebendeshalb werden sich unsere Wege trennen.«
    »Und ich dachte einst, wir ziehen wie die Helden in Ninive ein, behängt mit Gold und jeder an jedem Finger eine Kette mit einer hübschen Sklavin am andern Ende!«
    »So ist der Krieg«, lächelte Schanherib. »Unberechenbar.« Mit dem Gips tippte er auf den Punkt. »Morgen Nachmittag brechen wir dorthin auf und verbergen uns im Papyruswald. Sind die Götter uns gewogen, wird Asarhaddon dort rasten. In der Nacht schleiche ich mich aufs Schiff und hole Nefertem heraus. Ihr steht bereit, mich zu unterstützen, falls das nötig sein sollte. Missglückt’s, wird gekämpft. Missglückt auch das, sterben wir. So weit alles klar? Irgendwelche Einwände?«
    Mardaks Antwort war ein heftiger Schluck aus seinem Bierbecher. »Nein, es hört sich gut an.« Er rülpste. »Verwirrender sollten Anweisungen an einen Krieger ohnehin nicht sein.«
    »Gut. Morgen besorgen wir noch ein paar Dinge, die wir benötigen. Waffen, Proviant.«
    »Ich kümmere mich darum.« Mardaks verdrossener Miene nach würde er es vorziehen, den vielleicht letzten Tag seines Daseins mit einer willigen Frau zu verbringen. Nun, das konnte er in dieser Nacht noch tun. Aufmunternd klopfte Schanherib ihm auf die Schulter und erhob sich.
    Oben auf dem Dach wartete eine weitere Nacht auf ihn, die ihn glauben ließ, der Sommer endete nie. Er dachte an die üppigen Gärten und Wälder in Assyrien. An die weitläufigen fruchtbaren Wiesen, auf denen Pferde dahinstoben. An die Ausläufer des Zagrosgebirges, das kühle Schatten spendete, und an das klare Wasser, das überall aus den Felsen sprudelte. Nichts davon würde er je wiedersehen – er blieb und starb in einem Land, dessen Schönheit

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