Glut der Gefuehle - Roman
still!«, flüsterte er ihr zu und küsste ihre Wange. »Solche Klatschgeschichten weiß nicht jeder zu schätzen.«
»Oh, unsere Eltern schon.« Fast unmerklich wies sie mit dem Kinn in die Richtung des Earls und der Countess von Redding. South schaute lieber nicht hinüber. Stattdessen nahm er Emma seinen Neffen aus den Armen. »Vorsichtig, er wird dein Jackett ruinieren!«, warnte sie ihn.
Sofort hielt South das Baby auf Armeslänge von sich. »Meinst du, er sabbert? Das kann ich mir nicht vorstellen.
So hübsch wie er ist! Und die Ohren sind immer noch an der richtigen Stelle. Im Gegensatz zu der Puppe, die du früher besessen hast, Emma. Erinnerst du dich? Diese Puppe|...«
»Was mit Cassandra geschehen ist, werden wir vor Niles nicht erörtern«, unterbrach sie ihn und entriss ihm ihren Sohn. »Auch vor niemand anderem.«
South lächelte boshaft. »Denk daran, wenn du wieder einmal zu viel schwatzt.«
»Biest!«
»Scylla!«
»Monstrum!«
Behutsam strich er das Haar zurück, das ihr in die Schläfe gefallen war. »Übrigens bist du bildschön«, konstatierte er und meinte es aufrichtig. »Die Mutterschaft steht dir wirklich gut.«
»Das finde ich ebenso.«
Nun wandte sich South zu seinen Eltern und küsste die Wange der Countess. Dann begrüßte er den Earl. »Du siehst gut aus, Vater.«
Auf dieses Stichwort hatte die Countess von Redding offenbar gewartet. »Natürlich sieht er gut aus. Warum auch nicht? Dafür sorge ich . So großartig würde es dir ebenfalls gehen, wenn du dich endlich einmal häuslich niederlassen würdest, statt mit deinen fragwürdigen Freunden herumzuziehen und dich im Theater zu blamieren – noch dazu mit einer...« Hastig senkte sie die Stimme, weil ihr vier Monate alter Neffe dieses obszöne Wort nicht hören durfte. »Mit einer Operntänzerin !«
Belustigt drehte sich South zu Niles um, der aufmerksam lauschte. Wie der Viscount feststellte, besaß Emma nicht einmal so viel Anstand, um seinem Blick verlegen auszuweichen. Seufzend schenkte er sich eine Tasse Tee
ein. »Mutter, Miss India Parr ist keine Operntänzerin, sondern eine Schauspielerin.«
»Oh, das ist fast genauso schlimm...«
Nun mischte sich der Earl ein und berührte die Hand seiner Frau. »Reg dich doch nicht derart auf, Liebes.«
» Selbstverständlich rege ich mich auf! Und daran ist dein Sohn schuld. Leider verhält er sich nicht so vernünftig und rücksichtsvoll wie du , Darling.«
Resignierend sank South in einen Sessel und nippte an seinem Tee.
Allzu lange dauerte es nicht, bis seine Mutter das Thema anschnitt, um das es genau genommen ging. Was dieses Anliegen betraf, durfte sie sich auf die Unterstützung ihres Gemahls verlassen. »Warum heiratest du nicht endlich, Matthew? Das darfst du nicht länger vor dir herschieben. Erst gestern habe ich mit Celia darüber gesprochen.«
Wie South vermutete, sprach sie jeden Tag mit Celia über dieses Problem – mit Celia Worth Hampton, der Herzoginwitwe von Northam. Erst vor wenigen Minuten hatte sie North zu seinen fragwürdigen Freunden gezählt. Und jetzt war derselbe junge Gentleman durchaus sympathisch, weil er sich klugerweise in den Hafen der Ehe begeben hatte.
Eine Zeit lang blieb Lillian Rheems Forrester bei ihrem Lieblingsthema und nutzte die gutmütige Toleranz ihres Sohnes weidlich aus. Als sie endlich verstummte, musterte sie ihren Erstgeborenen zufrieden, in der Gewissheit, ihre logischen Argumente und fabelhaften Ratschläge müssten ihn überzeugt haben.
Über seiner Teetasse senkte South die Lider, um den glasigen Ausdruck seiner Augen zu verbergen. »Noch heute werde ich auf Brautschau gehen, Mutter.«
Stöhnend warf die Countess beide Arme hoch. »Sprich du mit ihm!«, forderte sie ihren Gemahl auf. »Über mich macht er sich bloß lustig, und ich bin am Ende meiner Weisheit.«
Nur mühsam bezwang Redding einen Lachreiz. »Beruhige dich, Liebes. South, hör auf, deine Mutter zu verspotten.«
»Sehr wohl.«
»Siehst du’s?« Der Earl warf seiner Frau einen Seitenblick zu. »Alles in Ordnung.«
Lillians dunkelgraue Augen wanderten zwischen den beiden Männern, die sie so innig liebte, hin und her. »Ach, schon gut! Ihr zwei werdet einander stets verteidigen. Glaubt allerdings nicht, ihr könntet mich zum Narren halten!« Nun richtete sie ihren Blick auf den Enkel. Sofort drückte Emma das Baby schützend an sich. »Ha! Dort liegt die verheißungsvolle Zukunft der Forresters!«
Beinahe hätte South laut gelacht, als er
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