Glut der Herzen - Roman
benutzte. Bist du sicher, dass es keine Hinweise auf die Natur der dritten Stufe gab?«
»Ich weiß nur, dass der alte Halunke es das dritte und größte Talent nennt. Und dann gibt es diese unangenehme Sache, den Mitternachtskristall und den psychischen Befehl, jeden zu vernichten, der ein Nachkomme von Sylvester Jones ist.« Er umklammerte den Kaminsims ganz fest. »Verdammt, werde ich denn diesen Fluch nie los?«
»Einer der Steine blieb heute dunkel«, sagte sie. »Und da du nicht von dem Verlangen verzehrt wirst, die Mitglieder der Familie Jones anzugreifen, können wir mit Sicherheit ausschließen, dass wir den Mitternachtskristall aktivierten.«
»Ich muss wohl für solche Kleinigkeiten dankbar sein. Ich habe mich bemüht, den Jones’ stets auszuweichen. Daran wird sich nichts ändern, zumal sie offenbar zu der Meinung gelangten, es gehöre zu den Aufgaben der Arcane Society, eine Detektivagentur zu schaffen, die eine psychische Version von Scotland Yard darstellt.«
Sie schürzte die Lippen bei dem Gedanken an die roten Kristalle, die Fergus und Nate benutzt hatten.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte sie.
»Und die wäre?«
»Vielleicht leuchtete der Mitternachtskristall nicht, weil Nicholas es nicht schaffte, ihn mit Energie zu laden.«
Griffin überlegte mit gerunzelter Stirn, dann nickte er einmal.
»Du könntest recht haben. Es war der letzte Kristall, den er in die Lampe einfügte, dem Wahnsinn nahe und seiner Talente nicht mehr ganz mächtig. Wut und wachsender Irrsinn gaukelten ihm vor, er hätte ein wirksames Instrument geschaffen, um Rache zu üben.«
»Doch in Wahrheit war es nur ein Stück Glas.«
Griffin trommelte mit den Fingern auf den Kaminsims. »Dennoch, wenn Caleb Jones argwöhnt, dass ich die Lampe benutze, um die drei Talente zu stabilisieren...«
»Die drei Stufen eines Talents.«
»Anstatt den Prozess, dass ich zum Zerberus werde, rückgängig zu machen, wird er auf Nummer sicher gehen.«
»Glaubst du wirklich, er wird versuchen, dich aus dem Weg zu schaffen?«
Griffin straffte die Schultern. »Es wäre das logische Vorgehen, und Jones ist sehr logisch veranlagt. Wäre ich...«
»Ja, ja, ich weiß.« Mit einer ungeduldigen Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab. »An seiner Stelle würdest du diesen drastischen Schritt tun. Ich sagte schon, dass du nicht so daherreden sollst.«
»Verzeih.«
Sie seufzte. »Herrschten zwischen deiner Familie und den Jones’ immer schon Feindschaft und Misstrauen?«
»Man könnte sagen, dass es uns im Blut liegt.« Er sah sie an. »Unten im Geheimgang sagtest du, Smith hätte einen
dieser roten Kristalle bei sich gehabt, als er dich zu entführen versuchte.«
»Ja. Er tötete damit die Madame des Bordells.«
»Das liegt etliche Jahre zurück. Wenn diese Geräte seither im Umlauf gewesen wären, hätte ich davon gehört und hätte versucht, sie in meinen Besitz zu bringen.«
Sie runzelte die Stirn. »Es sieht aus, als wären die Kristalle nur jenen von Nutzen, die ein gewisses Ausmaß an Talent haben.«
»Auch wenn es für dich ein Schock ist, es gibt unter Kriminellen tatsächlich Leute, die Talente sind.«
Sie schob ihr Kinn vor. »Sarkasmus ist nicht angebracht.« Sie zögerte. »Bei unserer ersten Begegnung sagtest du, dass auf den Straßen Londons wenig ohne dein Wissen passiert.«
»Könnte sein, dass ich meinem Ruf zuliebe leicht übertrieb. Dennoch kann ich nicht glauben, dass Geräte, die so stark wirken wie diese Kristalle, in der Unterwelt jahrelang in Verwendung sind, ohne dass ich etwas davon gehört hätte.«
»Nach dreizehn Jahren stellt sich also die Frage, warum zwei weitere Kristalle plötzlich in den Händen zweier Straßenstrolche auftauchen?«
»Leider ist das nur eine von vielen Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen, und zwar rasch.«
24. KAPITEL
Das Pochen an der Verbindungstür ertönte just, als sie Nachthemd und Morgenmantel angezogen hatte.
Sie ging zur Tür und öffnete. Griffin stand in seinem schwarzen Schlafrock vor ihr.
»Ich dachte, du wolltest schlafen«, empfing sie ihn.
»Das habe ich versucht.« Um seinen Mund zuckte es. »Erfolglos, wie man sieht.«
»Auch ich kann nicht einschlafen«, musste sie zugeben. »Eben wollte ich hinuntergehen und mir ein Glas von deinem hervorragenden Brandy einschenken. Was hast du gemacht?«
»Nachgedacht.« Er fuhr sich in einer müden Geste über das Gesicht. »Obwohl der Brandy wahrscheinlich die bessere Idee ist.«
»Du hast
Weitere Kostenlose Bücher