Glut der Herzen - Roman
verhören. Sie kennen die Antworten nicht, die ich brauche. Fergus weiß nicht einmal, warum er hierherkam. Der Mann mit dem Illusions-Talent heißt Nate. Er würde im Austausch gegen sein Leben zu gern Informationen liefern, bloß weiß er nicht viel. Er kann nur sagen, dass ihm und seinem Komplizen nicht nur viel Geld für die Entführung Mrs Pynes und den Diebstahl der Lampe versprochen wurde, sondern auch neue Kristalle.«
Mrs Trevelyans Mund wirkte verkniffen. »Das verstehe ich nicht. Wie kann man einen solchen Auftrag annehmen, ohne den Namen des Auftraggebers zu kennen?«
»Fergus und Nate arbeiten schon seit Jahren als Team. Sie bieten ihre Dienste gegen Bezahlung an und stellen keine Fragen. Über ihre Auftraggeber wollen sie nicht zu viel wissen. Es ist sicherer, sagt Nate.«
»Und was ist mit den Kristallen?«, fragte Adelaide.
Griffin ging zum Tisch, fasste nach einem der Steine und hielt ihn ans Licht. »Ihr Auftraggeber besorgte die Kristalle und die Behälter mit dem einschläfernden Gas. Nate und Fergus wurde geraten, ihr Talent durch die Kristalle zu fokussieren und somit ihre natürlichen Fähigkeiten zu steigern. Laut Nate trat genau dies ein. Er hätte immer schon die Gabe gehabt, sein Aussehen leicht zu verändern und einen Betrachter zu verwirren, doch so stark wie heute war es nie. Dasselbe trifft wohl auch auf Fergus zu. Er war schon immer schnell, aber nie so schnell wie mit dem Kristall.«
Das Wasser fing zu sieden an. Adelaide nahm den Kessel vom Herd und füllte die Teekanne.
»Ich spürte keine Kraft in den Kristallen«, sagte sie. »Als ich einen in die Hand nahm, um festzustellen, ob er Energie in sich birgt, fühlte er sich an wie ein Stück gewöhnliches Glas.«
»Weil er ausgelaugt war«, sagte Griffin. Er legte den Kristall wieder auf den Tisch. »Nate sagte, man hätte ihn und Fergus gewarnt, dass die Steine nicht lange wirken. Sie sollten sparsam damit umgehen.«
Jed betrachtete die roten Kristalle. »Wie eine Knarre, wenn einem die Kugeln ausgehen. Unbrauchbar.«
»Offensichtlich«, sagte Griffin.
Leggett furchte die Stirn. »Wie bekommt man frische Munition?«
Ein Schauer der Erkenntnis fuhr wie ein Flüstern durch Adelaide.
»Ich stelle mir vor, dass sie neu abgestimmt werden müssen«, sagte sie langsam und nachdenklich. »Wie ein empfindliches Musikinstrument.«
Alle sahen sie an.
»Sehr einleuchtend«, meinte Griffin. »Zweifellos weiß nur der Erfinder, wie sie gestimmt werden müssen. Auch eine Art Versicherung.«
Mrs Trevelyan war verblüfft. »Was meinen Sie damit, Mr Winters?«
Griffin sah sie an. »Versetzen Sie sich in die Lage des Mannes, der diese Kristalle einem Gespann von Straßenstrolchen wie Nate und Fergus überließ. Er gab ihnen sehr wirksame Waffen in die Hand und wollte sicher nicht, dass diese gegen ihn gerichtet werden.«
Mrs Trevelyans Augen wurden groß. »Jetzt verstehe ich, was Sie meinen, Sir. Solange die beiden sich immer wieder frische Munition bei ihm holen müssen, braucht er nicht zu befürchten, dass sie ihn töten, um sich die Kristalle anzueignen.«
»Ich möchte wissen, woher sie die Gasbehälter haben«, murmelte Delbert. »Mein Kopf brummt noch immer gewaltig.«
»Meiner auch«, bestätigte Mrs Trevelyan. »Und diese schlimmen Träume... ich werde noch eine ganze Weile schlecht schlafen.«
»Albträume«, sagte Jed. »So, wie ich sie noch nie hatte. Und so schrecklich real.«
»Tatsache ist, dass ich mich jetzt vor dem Einschlafen fürchte«, setzte Leggett hinzu.
»Um die Albträume kümmere ich mich«, sagte Adelaide leise.
Die Männer sahen sie an.
Sie lächelte. »Ich kann das.«
»Wo bekommt man ein so scheußliches Gas?«, fragte Jed.
»Das möchte ich auch gern wissen«, sagte Griffin.
»Es gibt gewiss Chemikalien wie Chloroform und Gase wie Lachgas, die Bewusstlosigkeit herbeiführen können«, sagte Adelaide. »Aber noch nie habe ich von einer Substanz gehört, die so wirkt wie heute dieses Gas.«
Sie nahm die Kanne und schenkte das halbe Dutzend Teetassen auf dem Tisch voll.
Jed sah ihr mit offenkundiger Bewunderung zu. »Noch nie traf ich eine Frau, die schießen kann, Mrs Pyne.«
»Ich tingelte jahrelang mit Monty Moore’s Wild West Show durch den Westen Amerikas«, erklärte sie und stellte die Teekanne ab. »Eine der beliebtesten Nummern lieferte Monty Moore mit seiner Treffsicherheit. Ich war seine Assistentin. Er war so nett und brachte mir den Umgang mit den verschiedensten Feuerwaffen
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