Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
eine Horde an Arbeitern und Pächtern zu beaufsichtigen«, entgegnete Leo. »Aber er hat es ebenfalls getan, nicht wahr?« Leo lächelte süffisant über Kevs mürrischen Gesichtsausdruck. »Aller Wahrscheinlichkeit nach würdest du einen viel besseren Gutsherrn als ich abgeben, Merripen. Sieh dich nur an … Bist du wie ein Rom gekleidet?
Verbringst du deine Tage faul am Lagerfeuer oder überprüfst du nicht vielmehr die Geschäftsbücher des Anwesens? Schläfst du im Freien auf dem harten Erdboden oder in einem Haus auf einem weichen Federbett? Redest du überhaupt noch wie ein Rom? Nein, du hast deinen Akzent verloren. Du klingst wie ein …«
»Worauf willst du hinaus?«, unterbrach ihn Kev barsch.
»Nur darauf, dass du ständig Kompromisse eingegangen bist, seit du in dieser Familie lebst. Du hast alles getan, um in Wins Nähe zu sein. Dann sei also kein verdammter Heuchler und spiel den braven Rom, wo du endlich die Möglichkeit hast …« Leo stockte und hob den Blick himmelwärts. »Gütiger Gott! Das ist sogar mir zu viel. Und ich dachte, ich sei an jede Art von Drama gewöhnt.« Er sah Rohan unwirsch an. »Rede du mit ihm. Ich trinke jetzt meine Tasse Tee.«
Er ging zu seiner Suite und ließ die beiden Männer im Korridor zurück.
»Ich habe nichts über Schafsmist geschrieben«, murmelte Kev. »Es war ein anderes Düngemittel.«
Erfolglos versuchte Rohan, ein Grinsen zu unterdrücken. »Wie dem auch sei, Phral , das Wort ›Düngemittel‹ sollte in einem Brief an eine Dame nicht zu finden sein.«
»Nenn mich nicht so.«
Rohan schritt langsam den Gang hinab. »Komm mit! Es gibt tatsächlich einen Auftrag, den du für mich erledigen könntest.«
»Kein Interesse.«
»Es ist gefährlich«, lockte ihn Rohan. »Vielleicht
müsstest du dich sogar mit jemandem prügeln … Ah, ich wusste, dass dich dieses Argument überzeugen würde.«
Eine der Eigenschaften, die Kev am meisten an Cam Rohan störten, war seine Beharrlichkeit, mit der er dem Geheimnis ihrer Tätowierungen auf die Spur kommen wollte. Schon seit zwei Jahren versuchte er vergeblich, das Rätsel zu lösen.
Trotz der Vielzahl an Verpflichtungen, die auf Rohans Schultern lasteten, ließ er keine Gelegenheit aus, um sich genauer mit dieser Angelegenheit zu befassen. Er hatte unablässig nach seiner Sippe geforscht, hatte Informationen von jedem vorbeiziehenden Vardo eingeholt und jedes Zigeunerlager besucht, das ihm zu Ohren gekommen war. Aber es schien, als sei Rohans Sippe wie vom Erdboden verschwunden oder zumindest ans andere Ende der Welt gereist. Wahrscheinlich würde er sie nie finden.
Rohan hatte Heiratsurkunden, Geburts- und Sterberegister überprüft, um eine Erwähnung seiner Mutter Sonya oder seiner selbst zu finden. Erfolglos. Er hatte außerdem Wappenexperten und irische Historiker beauftragt, die Bedeutung der Pooka -Tätowierung zu entschlüsseln. Alles, was sie ihm jedoch lieferten, waren die bekannten Legenden über das alptraumhafte Fabelpferd, das mit menschlicher Stimme sprach, um Mitternacht erschien und sein willenloses Opfer auf einen einsamen Ritt einlud. Und wenn man mit dem Pferd davongaloppierte und überlebte, hatte man sich für immer verändert.
Cam war es ebenfalls nicht gelungen, eine mögliche Beziehung zwischen ihren Namen zu finden, da
Rohans und Merripens bei den Roma weit verbreitet waren. Deshalb gipfelte Rohans letzter Versuch nun darin, Kevs Sippe zu finden oder irgendjemanden, der sie kannte.
Kev hieß diesen Plan natürlich nicht gut, was er Rohan auch schonungslos erklärte, während sie zu den hoteleigenen Stallungen marschierten.
»Sie haben mich sterbend zurückgelassen«, sagte Kev. »Und du willst, dass ich dir helfe, sie zu finden? Wenn ich einem von ihnen begegnen sollte, insbesondere dem Rom Baro , erwürge ich ihn mit meinen bloßen Händen.«
»Von mir aus«, erwiderte Rohan gleichmütig. » Nachdem sie uns erzählt haben, was es mit der Tätowierung auf sich hat.«
»Sie werden dir nichts weiter verraten, als was ich dir bereits gesagt habe – es ist ein Fluch. Und wenn du je herausfinden solltest …«
»Ja, ja, ich weiß. Wir sind verdammt. Aber wenn ich tatsächlich mit einem Fluch belegt bin, Merripen, will ich alles darüber in Erfahrung bringen.«
Kev warf ihm einen unheilvollen Blick zu und blieb in einer Ecke der Stallungen stehen, wo Hufeisen, Feilen und Bürsten fein ordentlich auf Regalbrettern aufgestapelt lagen. »Das interessiert mich nicht. Du wirst ohne mich
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