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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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einem Dach zu leben! Sie würde verbittert und griesgrämig werden. Eines Tages würde sie Merripen vielleicht sogar hassen.
    Sie spürte, wie sie sich in Julians Armen entspannte.
Die düstere Wut verklang, wurde von der Musik und dem Rhythmus des Walzers vertrieben. Julian wirbelte sie durch den Salon, lenkte sie bedächtig durch die tanzenden Paare.
    »Von diesem Moment habe ich geträumt«, erzählte ihm Win. »Das hier tun zu können … genau wie alle anderen.«
    Seine Hand legte sich fester auf ihre Hüfte. »Und das könnt Ihr. Aber Ihr seid nicht wie alle anderen. Ihr seid die schönste Frau im Saal.«
    »Nein«, lachte sie.
    »Doch. Wie ein Engel auf einem Bild der Alten Meister. Oder vielleicht die Schlafende Venus . Kennt Ihr dieses Gemälde?«
    »Leider nicht.«
    »Dann werde ich es Euch einmal zeigen. Auch wenn Ihr es womöglich schockierend finden werdet.«
    »Vermutlich ist die Venus auf diesem Bild unbekleidet?« Win versuchte weltoffen zu klingen, spürte jedoch, wie sie errötete. »Ich habe nie verstanden, warum man bei der Darstellung von Schönheit immer nackte Frauen zeigen muss, wenn doch ein wenig taktvolle Bekleidung den gleichen Effekt hätte.«
    »Aber es gibt nichts Schöneres als die unbekleidete weibliche Gestalt.« Julian lachte leise, als ihr die Röte ins Gesicht schoss. »Habe ich Euch mit meiner Offenheit in Verlegenheit gebracht? Das tut mir leid.«
    »Ich glaube nicht, dass es Euch leidtut. Ich denke, Ihr wolltet mich aus der Fassung bringen.« Es war ein neuartiges Gefühl, mit Julian zu flirten.

    »Ihr habt Recht. Ich wollte Euch ein wenig verunsichern.«
    »Warum?«
    »Weil ich will, dass Ihr in mir mehr seht als den vorhersehbaren, langweiligen Dr. Harrow.«
    »Das seid Ihr nicht«, sagte sie lachend.
    »Gut«, murmelte er und lächelte sie an. Der Walzer endete, und die Gentlemen führten ihre Partnerinnen von der Tanzfläche, während andere ihre Plätze einnahmen.
    »Hier drinnen ist es stickig und viel zu überfüllt«, sagte Julian. »Wollt Ihr etwas Skandalöses wagen und mit mir für einen Moment aus dem Saal schlüpfen?«
    »Liebend gerne.«
    Er geleitete sie zu einer Ecke, die von mehreren Topfpflanzen gut verdeckt war. In einem günstigen Augenblick führte Harrow sie aus dem Salon in einen riesigen Wintergarten. Durch den Raum führten zahllose Wege, und er war mit Bäumen, Blumen und versteckten kleinen Bänken angefüllt. Vor dem Wintergarten schloss sich eine breite Terrasse an, von der aus man die eingezäunten Gärten und prunkvollen Anwesen Mayfairs sehen konnte. Die Stadtsilhouette zeichnete sich in der Ferne ab, ein Gewirr aus hohen Gebäuden und Schornsteinen, die den mitternächtlichen Himmel mit silbernem Rauch überzogen.
    Sie setzten sich auf eine Bank, und Wins Röcke bauschten sich um sie auf. Julian drehte sich zu ihr. Das schimmernde Mondlicht brachte seine elfenbeinfarbene Haut zum Leuchten. »Winnifred«, murmelte er. Der Klang seiner Stimme war tief und
eindringlich. Als Win in seine grauen Augen starrte, erkannte sie, dass er sie küssen wollte.
    Doch er überraschte sie, indem er einen ihrer Handschuhe mit behutsamstem Feingefühl abstreifte, während der Mond ein Glitzern in sein schwarzes Haar zauberte. Er hob ihre schmale Hand an seine Lippen, küsste ihre Finger und dann die zarte Innenseite ihres Handgelenks. Er hielt ihre Hand wie eine halbgeöffnete Blume an sein Gesicht. Seine Zärtlichkeit war entwaffnend.
    »Ihr wisst, weshalb ich nach England gekommen bin«, sagte er sanft. »Ich will Euch besser kennenlernen, meine Liebe, auf eine Art, wie es im Sanatorium nie möglich gewesen wäre. Ich will …«
    Ein Geräusch ließ Julian innehalten, und er reckte den Kopf.
    Gemeinsam starrten er und Win den Eindringling an.
    Natürlich war es Merripen, riesig und dunkel und aggressiv.
    Ungläubig riss Win den Mund auf. War er ihr etwa hierher gefolgt? Sie kam sich wie ein gejagtes Tier vor. Um Himmels willen, gab es denn keinen Ort, an dem sie vor ihm sicher war?
    » Geh … weg! «, fauchte sie und betonte jedes Wort mit verächtlichem Nachdruck. »Du bist nicht meine Anstandsdame.«
    »Du solltest aber bei deiner Anstandsdame sein«, knurrte Merripen. »Nicht hier bei ihm .«
    Nie zuvor war es Win so schwergefallen, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Sie bezähmte sie, verschloss sie hinter einem ausdruckslosen Gesicht. Aber innerlich kochte sie vor Wut. Ihre Stimme zitterte
ein wenig, als sie sich an Julian wandte. »Wärt Ihr so freundlich,

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