Glut in samtbraunen Augen
Zukunft von Fatto in CaSa ging, und von der hing schließlich auch für sie selbst einiges ab. Sie wusste so gut wie nichts über die Firma, an der Cesare so viel lag, dass er, um sie zu bekommen, sogar bereit gewesen war, die Nichte seines Erzfeindes zu heiraten. Eines aber stand für sie fest: Wenn ihr Onkel das Unternehmen so bereitwillig hergab, dann nur, weil es ohnehin kurz vor dem Ruin stand.
„Es wird schon gehen“, sagte sie deshalb, und als sie sah, dass er zweifelte, schaute sie ihn fest an. „Wirklich, du brauchst dir keine Gedanken zu machen.“
Aber in Wahrheit zitterten ihr schrecklich die Knie, als sie die Etruria ein paar Minuten später über die Gangway betrat. Obwohl das Wasser im Jachthafen spiegelglatt war, hatte Vanessa schon jetzt das Gefühl, dass der Boden unter ihren Füßen bockte wie ein junges Pferd. Wie sollte es da erst werden, wenn sie sich auf offener See befanden?
Ihr blieb nicht viel Zeit, lange darüber nachzudenken. Mit geübten Handgriffen bereitete Cesare die kleine Jacht zum Auslaufen vor. Wenige Minuten später startete er den Motor und steuerte das Boot von der Anlegestelle.
Vanessa klammerte sich krampfhaft an der Sicherheitsreling des überdachten Steuerstandes fest, während sie sich langsam immer weiter vom Festland entfernten. Ihr Herz hämmerte, der kalte Schweiß stand ihr auf der Stirn, und bei jedem Geräusch und jeder unerwarteten Bewegung des Bootes zuckte sie erschrocken zusammen.
„Schau mal, dort hinten!“ Cesare, der nur etwa zwei Meter von ihr entfernt am Steuer stand, deutete aufs Meer hinaus.
Vanessa hatte bisher fest die Küste im Auge behalten, was ihr wenigstens ein schwaches Gefühl von Sicherheit vermittelte. Doch jetzt nahm sie all ihren Mut zusammen und wandte den Blick in die Richtung, in die Cesare noch immer zeigte.
Sie krauste die Stirn. „Was … ist das?“, fragte sie, als sie etwas grau Schimmerndes aus dem Meer auftauchen sah. „Sind das etwa Fische?“
„Nein, keine Fische – Delfine!“
„Delfine?“, fragte sie ungläubig. „Hier im Mittelmeer, vor der italienischen Küste?“ Mit der Hand beschirmte sie die Augen gegen die Sonne. Plötzlich spürte sie das Schwanken unter ihren Füßen kaum noch, stellte sich sogar auf die Zehenspitzen und lehnte sich ein Stück weit über die Reling, um besser sehen zu können.
„Natürlich, warum nicht?“, erwiderte Cesare. „Die großen Tümmler sind weltweit verbreitet und kommen auch im Mittelmeer relativ häufig vor. Würdest sie dir gern aus der Nähe ansehen?“
„Geht denn das?“ Vanessa staunte. Seit jeher übten Delfine eine ganz besondere Faszination auf sie aus, der auch ihre Furcht vor offenen Gewässern, die sie seit jenem schicksalhaften Unglück quälte, keinen Abbruch getan hatte.
Als die Etruria sich der Stelle näherte, an der sie das Tier erblickt hatten, erkannte Vanessa zu ihrem Entzücken, dass es sich gleich um eine ganze Gruppe von Delfinen handelte.
Cesare stellte den Motor ab und ließ die Jacht treiben, und kurz spürte Vanessa, wie ihre innere Anspannung sich wieder verstärkte. Doch dieser Moment währte nur so lange, bis ein Delfin direkt neben der Etruria auftauchte und ein halb schnatterndes, halb pfeifendes Geräusch ausstieß.
Vanessa lachte. „Es tut mir leid, aber ich habe nichts für dich.“ Sie sah Cesare an, und für einen Moment hielt der Blick seiner dunklen Augen sie gefangen. „Sie scheinen keine Angst zu haben“, stellte sie erstaunt fest. „Fürchten sie sich denn gar nicht vor Menschen?“
Er schüttelte den Kopf. „Es gibt sogar Gruppen, die Fischerbooten folgen und von den Abfällen leben, die über Bord geworfen werden.“ Er legte den Arm um sie, und zu Vanessas Erstaunen fühlte sich diese Berührung ganz normal und natürlich an, und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte dieser Augenblick ewig andauern können. Doch schließlich straffte Cesare die Schultern und sagte: „Es wird Zeit. Wir sollten jetzt weiterfahren, sonst kommen wir zu spät zu unserer Verabredung.“
Es dauerte nicht lange, da tauchte auch schon die Küste von Elba vor ihnen auf.
Der Termin mit Cesares Geschäftspartner verlief zu Vanessas Erleichterung sehr angenehm. Anfangs hatte sie ein bisschen Angst, dass sie sich als seine Begleitung vielleicht nicht richtig verhalten oder ihn gar blamieren könnte – aber das alles schien nicht einzutreten.
Nach einem gemeinsamen Essen zogen sich die Männer dann zurück, um das Geschäftliche zu
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