Glut in samtbraunen Augen
rannte davon.
„Hey!“, rief Vanessa überrascht, als Felicia mit einem Mal davonlief. „Wo willst du denn hin, Kleine? So warte doch!“
Sie gab dem ersten Impuls, dem Mädchen zu folgen, jedoch nicht nach. Wenn sie ihr jetzt hinterherlief, würde sie das zarte Band des Vertrauens, das eben erst zwischen ihnen entstanden war, nur zerreißen – und das wollte sie auf keinen Fall riskieren.
Seufzend hob sie die Schultern und drehte sich um, dabei erblickte sie Cesare, der ein paar Meter hinter ihr stand. Er war also der Grund für Felicias überstürztes Verschwinden.
Für einen Moment fing ihr Herz an, so heftig zu klopfen, dass sie glaubte, es wolle zerspringen. Beruhige dich! Er ist dein Ehemann, du wirst dich daran gewöhnen müssen, Zeit mit ihm zu verbringen.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Hast du nach mir gesucht?“
Er blinzelte, so als habe sie ihn aus tiefen Gedanken gerissen, doch schon Sekunden später hatte er sich wieder im Griff. „Du scheinst tatsächlich Zugang zu Felicia gefunden zu haben“, sagte er, und sein anerkennender Blick ließ ihr die Knie weich werden.
Sie räusperte sich angestrengt. „Ich glaube, es war der kleine Delfin, den wir aus Volterra mitgebracht haben“, erwiderte sie mit einem scheuen Lächeln.
„Wir?“, wiederholte Cesare schmunzelnd. „Nun, die Lorbeeren dafür stehen dir ganz allein zu. Ich muss schon sagen, du versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Ach übrigens, ich werde morgen in aller Frühe erneut zu einem Geschäftstermin aufbrechen.“
„Wie lange wirst du fortbleiben?“, fragte Vanessa, die zu ihrer eigenen Überraschung feststellen musste, dass ihr die Vorstellung, für einen längeren Zeitraum von ihm getrennt zu sein, nicht gefiel.
Umso erleichterter war sie, als er sagte: „Ich denke, dass das eigentliche Treffen maximal zwei oder drei Stunden in Anspruch nehmen wird, daher bliebe im Anschluss noch genug Zeit für ein wenig Sightseeing, falls du dich dazu entschließen könntest, mich zu begleiten.“
Vanessa zwang sich, nicht allzu deutlich zu zeigen, wie sehr sie sich über sein Angebot freute. „Gern“, antwortete sie daher und hoffte, dass das leichte Beben in ihrer Stimme sie nicht verriet.
„Und du willst mir wirklich nicht verraten, wohin uns unsere Reise führt?“, fragte Vanessa am nächsten Morgen, schob ihre Sonnenbrille zurück und musterte Cesare fragend. Sie waren vor etwas mehr als anderthalb Stunden aufgebrochen, und seit ungefähr dreißig Minuten folgten sie nun schon der gewundenen Küstenstraße, die direkt am Meer entlangführte.
Es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Die Sonne stand strahlend am makellos blauen Himmel, und der Fahrtwind, der mit ihrem Haar spielte, war angenehm warm. Doch obwohl sie mit offenem Verdeck unterwegs waren, fühlte Vanessa sich unruhig und angespannt.
Es war die Nähe zum Wasser, die sie nervös machte, doch sie versuchte, es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Aber so lange Cesare ein großes Geheimnis aus dem Ziel ihres Ausflugs machte, konnte sie sich einfach nicht entspannen.
Dabei war die Landschaft, die sie durchquerten, wirklich atemberaubend schön. Das Wasser unterhalb der Klippen glitzerte in einem so intensiven Türkisgrün, dass es schon beinahe unwirklich erschien. Zypressen, Pinien und Zitronenbäume säumten die Straße, in der Luft lag ein herrlicher Duft nach Blumen und Kräutern.
„Lass dich überraschen“, sagte er auch jetzt wieder. „Es ist nicht mehr weit.“
Und tatsächlich erreichten sie nur wenige Minuten später die ersten Ausläufer von Populonia, einer am Golf von Baratti gelegenen alten Etruskerstadt. Die teils mit holprigem Kopfstein gepflasterte Straße führte sie durch enge Gassen, die im Schatten oft ein wenig windschief wirkender Häuser aus gelbem oder rötlichem Backstein lagen. Hoch über der Stadt thronte eine mittelalterliche Burg auf dem Fels, sodass man fast den Eindruck bekommen konnte, in Populonia sei die Zeit irgendwann einfach stehen geblieben. Die allgegenwärtigen Motorroller, für deren Fahrer keine Verkehrsregeln zu bestehen schienen, machten diesen Anschein jedoch rasch zunichte.
Doch die ehemalige etruskische Hafenstadt war nicht ihr eigentliches Ziel, wie Vanessa feststellte, als sie der Küstenstraße über die Ortsgrenze hinaus folgten. Sie befanden sich etwa einen halben Kilometer außerhalb des Ortes, als Cesare den Wagen endlich vor einem umzäunten Gelände direkt am Wasser abstellte. „So, da
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