Glut in samtbraunen Augen
besprechen, während Vanessa den herrlichen Garten erforschte, der zum Grundstück der Villa gehörte.
Als sie unter einem offen stehenden Fenster im oberen Stockwerk entlangging, vernahm sie Cesares Stimme und blieb unwillkürlich stehen. Sie wollte nicht lauschen, aber auf der anderen Seite interessierte es sie brennend, wie das Gespräch zwischen ihm und Raffael Carinelli verlief.
„Sie wollen mir also keine Chance geben, Ihnen zu beweisen, dass ich die Fehler meines Vorgängers nicht wiederholen werde?“, hörte sie ihn fragen. „Ich versichere Ihnen, dass Fatto in CaSa Ihnen für Ihre Hotelküchen Qualität zu günstigen Preisen liefern wird, genau so, wie mein Vater es früher auch gehalten hat.“
„Es ehrt Sie, dass Sie das Andenken an Ihren Vater bewahren möchten“, antwortete Carinelli seufzend. „Aber dennoch lautet meine Antwort Nein. Sehen Sie, seit damals ist viel Zeit vergangen, und heute kann es sich niemand mehr leisten, unternehmerische Risiken einzugehen. Und die Entscheidung, die Geschäftsbeziehungen mit einem zuverlässigen Lieferanten zu Gunsten eines anderen zu beenden, dessen Zukunft sich bestenfalls als ungewiss bezeichnen lässt, ist ein eben solches Wagnis.“
„Warum haben Sie mich dann überhaupt hergebeten?“, fragte Cesare verärgert. „Dasselbe hätten Sie auch schon gestern meinem Anwalt mitteilen können, anstatt hier meine Zeit zu verschwenden.“
„Ich habe Sie eingeladen, weil ich es nur für fair halte, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass Ihnen einer Ihrer direkten Konkurrenten ganz offensichtlich den Kampf angesagt hat. Ich will keine Namen nennen, aber … diese Person hat verlautbaren lassen, dass er bereit ist, jedes Ihrer Angebote um mindestens zehn Prozent zu unterbieten.“
„Das ist doch lächerlich!“, fuhr Cesare auf. „Wenn es Ihnen nur ums Geld geht, nennen Sie mir einen Preis und …“
„Darum geht es mir nicht, Cesare. Ich sagte ja bereits, dass ich keineswegs beabsichtigte, meinen Lieferanten zu wechseln, aber ich finde, Sie sollten wissen, womit Sie es zu tun haben. Außerdem …“
Den Rest des Gesprächs bekam Vanessa nicht mehr mit, da in diesem Augenblick das Fenster geschlossen wurde. Aber das Gehörte reichte aus, um sie besorgt zu stimmen.
Was, wenn Carinelli recht hatte? Wenn Cesare Fatto in CaSa verlor, würde er auch ihre Ehe beenden. Und dann gab es für ihren Onkel keinen Grund mehr, seine schützende Hand über Grace zu halten.
„Du hast dich wirklich gut geschlagen“, bemerkte Cesare anerkennend, als sie sich später auf dem Weg zurück nach Portoferraio befanden. Er saß am Steuer des Mietwagens, eines sportlichen Cabriolets, der am Hafen für sie bereit gestanden hatte, und folgte der Küstenstraße. Den Ausgang seines Gesprächs mit Raffael Carinelli hatte er mit keinem Wort erwähnt, doch er wirkte nachdenklich, und immer wenn sie in seine Richtung blickte, bemerkte sie, wie er sorgenvoll die Stirn runzelte. „Carinelli war ganz angetan von dir“, sprach er weiter. „Er hat gar nicht mehr aufgehört, von deiner Schönheit zu schwärmen.“
Sie versuchte ihre Angst vor der Zukunft abzuschütteln und zwang sich zu einem Lächeln. Es gab ohnehin nichts, was sie tun konnte. Genau das war ja das Schlimme an ihrer Situation! „Nun, ich hoffe, ihr habt trotzdem noch ausreichend Gelegenheit gefunden, über die Dinge zu sprechen, wegen denen du eigentlich hergekommen bist“, entgegnete sie, bereute ihre Worte aber sofort wieder, als sie sah, dass seine Miene sich augenblicklich verfinsterte. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, fragte sie eilig, um das Thema zu wechseln. „Das ist doch nicht derselbe Weg, auf dem wir hergekommen sind, oder?“
„Nein, du hast recht. Ich dachte, wo wir schon einmal hier sind, fahre ich dich noch ein wenig herum. Natürlich nur, wenn du Lust hast.“
„Natürlich habe ich Lust!“, sagte Vanessa sofort, froh, die Rückfahrt auf der Etruria auf diese Weise noch ein wenig aufschieben zu können. So überraschend angenehm die Fahrt auf der Jacht dank Cesare auch für sie verlaufen war – die Vorstellung, sofort wieder auf ein Boot steigen zu müssen, behagte ihr nicht. Gleichzeitig wusste sie natürlich, dass ihr am Ende nichts anderes übrig bleiben würde, denn die Alternative bestand in einer Überfahrt mit der Fähre, und diese Erfahrung wollte sie sich dann doch lieber ersparen.
Der Himmel färbte sich bereits im feurigen Rot der Dämmerung, als sie nach einer Weile an einer
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