Glut in samtbraunen Augen
wären wir“, sagte er und stieg aus.
Vanessa tat es ihm gleich und schaute sich argwöhnisch um. Und das, was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht.
„Das ist ein Jachthafen“, stellte sie stirnrunzelnd fest, als sie die Motorboote und Luxusjachten erblickte, die sich wie glitzernde Perlen aneinanderreihten. Es war im Grunde ein hübscher, ungemein friedvoller Anblick, wie die Boote in der leichten Dünung schaukelten, während über ihnen Möwen am strahlendblauen Himmel ihre Kreise zogen. Ein Bild, wie geschaffen für eine Ansichtskarte – Vanessa aber jagte es einen eisigen Schauer über den Rücken.
„Was wollen wir hier?“, fragte sie, während eine schreckliche Ahnung ihr Herz vor Entsetzen schneller klopfen ließ. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn, und ihre Handinnenflächen wurden feucht.
Cesare wollte doch nicht etwa …? Nein, das durfte nicht wahr sein!
Doch als er schließlich auf eine große, strahlendweiße Motorjacht deutete, die in einer der hintersten Stegreihen festgemacht war, zerplatzte auch ihre letzte Hoffnung wie eine Seifenblase.
„Das dort hinten ist die Etruria“, sagte er lächelnd. „Mit ihr werden wir gleich nach Elba übersetzen.“
8. KAPITEL
Vanessas Herz klopfte beinahe schmerzhaft gegen ihre Rippen. Entsetzt starrte sie die strahlendweiße Jacht an und versuchte die Panik, die in ihr aufzusteigen drohte, unter Kontrolle zu halten – vergeblich.
Es ist ein Boot, versuchte sie sich selbst zu beruhigen, nur ein Boot, nichts weiter. Aber ebenso hätte sie versuchen können, eine Flutwelle mit bloßen Händen aufzuhalten.
Zutiefst erschüttert, schloss sie die Augen. Doch sie konnte die Erinnerung an jenen schrecklichen Moment vor sieben Jahren, in dem die Limousine, in der sie mit ihrer ganzen Familie saß, von der Straße abkam und ins Meer stürzte, nicht verdrängen. Wie aus weiter Ferne glaubte sie die schrillen Angstschreie ihrer Schwester zu hören, als das Wasser im Fond des Wagens immer höher stieg.
Nein! Aufhören!
Sie zwang sich, tief und ruhig zu atmen, was ihr wie durch ein kleines Wunder auch tatsächlich gelang.
„Ist alles in Ordnung?“ Erst jetzt merkte sie, dass Cesare sie fragend musterte. „Du bist plötzlich ganz bleich geworden. Stimmt etwas nicht?“
Fast hätte sie laut aufgelacht, so absurd erschien ihr seine Frage. Ob etwas nicht stimmte? Konnte er sich das denn wirklich nicht denken? Er musste doch wissen, dass sie damals mit im Wagen seines Vaters gesessen hatte. Seit jenem schrecklichen Unglück, bei dem ihre Eltern starben und ihre Schwester und sie nur knapp mit dem Leben davongekommen waren, schien überhaupt nichts mehr in Ordnung zu sein. Und das war ganz allein seine Schuld.
Kurz schloss sie die Augen. Von dem Schmerz und dem Verlust abgesehen, hatte der Unfall ihr Leben in vielen Bereichen nachhaltig verändert. Sie konnte in keinen geschlossenen Wagen steigen, ohne sofort unter Atemnot zu leiden. Eigentlich hielt sie es nur bei offenem Verdeck oder zumindest heruntergelassenen Fenstern einigermaßen aus, und dasselbe galt auch allgemein für enge Räume. Es kostete sie unglaubliche Überwindung, ein Flugzeug oder einen Zug zu betreten. Doch das alles war noch harmlos im Gegensatz zu Schiffen oder Booten, denn dort kam außerdem noch ihre Angst vor offenen Gewässern hinzu.
Und nun sollte sie an Bord einer Jacht gehen!
Am liebsten hätte Vanessa sich einfach umgedreht und wäre davongelaufen, doch diese Option stand nicht zur Debatte. Ebenso wenig wie die, sich Cesare anzuvertrauen. Nein, wenn er sich nicht selbst denken konnte, wie sehr sie noch immer unter dem litt, was er ihrer Familie angetan hatte, dann würde sie einen Teufel tun, ihre Ängste vor ihm auszubreiten! Sie musste es also irgendwie schaffen, ihre Furcht zu überwinden, und Cesare auf die Jacht folgen. Bloß wie?
„Es geht schon wieder.“ Sie tat, als würde sie sich mit der Hand Luft zufächeln. „Die Hitze. Ich bin einfach noch nicht an das Klima gewöhnt.“
Sein Blick wurde besorgt. „Du hast dir doch hoffentlich keinen Sonnenstich geholt, bella gioia ? Ich habe den Termin mit Signor Carinelli fest zugesagt, es würde keinen besonders guten Eindruck machen, wenn wir einen Rückzieher machen. Aber wenn es dir nicht gut geht, dann sag es lieber gleich, ehe wir in See stechen.“
Vanessa hielt inne. So groß die Versuchung auch sein mochte – sie wollte sich vor Cesare keine Blöße geben. Außerdem ahnte sie inzwischen, dass es um die
Weitere Kostenlose Bücher