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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Kleider waren. »Danke.«
    »Ich kann dich schließlich nicht In Sack und Asche heru m laufen lassen, oder?«, erwiderte sie spöttisch. Andrej hörte, wie sie sich langsam aufsetzte, sah aber nicht zu Ihr hin, sondern griff endgültig nach den Kleidern und begann sich anzuziehen, was Ihm einen unerwarteten Genuss bereitete. Es tat gut, en d lich wieder einmal Kleider zu tragen, die nicht verbrannt waren und nach Blut stanken.
    Noch etwas überraschte Ihn: Er band sich den Waffengurt nicht um, aber als er Ihn zur Hand nahm, spürte er das Gewicht des mächtigen Wiking erschwertes nicht einmal. Noch vor einer Stunde hatte er Mühe gehabt, es auch nur zu heben.
    Er legte Gunjir wieder zu Boden und sah Meruhe an. »Was hast du getan?«
    »Ich dachte, es wäre bei euch Sitte, dass die Frauen am Abend vor der Schlacht bei Ihren Männern schlafen«, antwo r tete sie. Es war zu dunkel In der Dachkammer, um Ihr Gesicht zu erkennen, aber Andrej glaubte, Ihr spöttisches Lächeln r e gelrecht hören zu können.
    »Du weißt genau, was ich meine.«
    Meruhe antwortete nicht gleich, sondern wartete, bis er sich wieder gesetzt hatte, dann versetzte sie ihm wie aus dem Nichts einen so harten Stoß vor die Brust, dass er überrascht nach hi n ten und auf den Rücken fiel. Noch bevor er begriff, wie ihm geschah, hatte sie sich auf ihn geschwungen und saß rittlings auf seinem Schoß.
    »Das ist jetzt wieder einmal typisch für euch Frauen«, ächzte Andrej. »Wieso schaust du in aller Ruhe zu, wie ich mich a n ziehe, nur um dann ...«
    »Und das«, unterbrach ihn Meruhe, »ist wieder einmal t y pisch für euch Männer Habt ihr gar nichts anderes im Kopf?«
    »Im Kopf schon, aber nicht im ...«
    »Du überschätzt dich, Zauberlehrling«, unterbrach ihn Meruhe erneut. Diesmal konnte Andrej ihr spöttisches Lächeln sogar sehen. »So toll war es nun auch wieder nicht, obwohl ich dir drei Chancen gegeben habe.«
    »Dann müssen wir vielleicht mehr üben«, schlug Andrej von »Auch wenn ich es ungern zugebe, hast du wahrscheinlich recht. Aber immerhin hattest du ein paar Hundert Jahre mehr Zeit als ich. Das ist nicht fair.«
    »Wenn es denn nur ein paar Hundert gewesen wären ...« Meruhe lachte, bewegte sich auf eine Art auf ihm, die ihm alles andere als unangenehm war (und zweifellos aus genau diesem Grund), und wurde dann übergangslos ernst. »Einen Weg gäbe es, Andrej.«
    »Einen Weg?« Nicht, dass diese Frage nötig gewesen wäre.
    »Wie du Loki besiegen könntest«, antwortete Meruhe. »Ich könnte dir Kraft geben, aber du musst es wirklich wollen.« Sie zögerte kurz. »Und es wäre nicht umsonst. Bist du sicher, dass du den Preis bezahlen willst?«
    »Du willst mich zu einem von euch machen«, vermutete A n drej. Und nicht erst seit heute. Nicht nur, um Loki und Marduk zu besiegen. Ganz plötzlich wurde ihm klar, dass er dieses G e schenk auch damals schon hätte haben können, vor so vielen Jahren, als sie sich das erste Mal getroffen hatten.
    »Und Abu Dun?«, fragte er, als sie nicht antwortete, sondern ihn nur weiter auf eine Weise ansah, die ihm immer unbehagl i cher wurde.
    »Er ist noch nicht so weit«, sagte sie. »Aber ich glaube, das weißt du selbst ... und eines Tages ist es dann vielleicht an dir, ihm den Weg zu weisen.«
    »Zumindest der erste Teil würde mir vermutlich nicht so viel Spaß machen wie mit dir«, sagte Andrej, aber Meruhe blieb vollkommen ernst.
    »Es gibt keinen Weg zurück, Andrej«, sagte sie, »und die Jahre sind schwer Überleg dir deine Entscheidung gut.«
    »Wenn du nicht wolltest, dass ich sie treffe, wärst du nicht hier«, sagte er.
    »Weil ich will, dass du lebst«, antwortete Meruhe.
    »Und trotzdem lässt du mir die Wahl? Du könntest mich zwingen, sie zu treffen, ist es nicht so? Und ich würde es nicht ei n mal merken.«
    »Aber ich wüsste es.«
    Für lange Zeit - in Wahrheit wahrscheinlich nur Minuten, die aber zu Ewigkeiten wurden - kehrte Stille zwischen ihnen ein - ein Schweigen, nicht einmal wirklich unangenehm, aber ... la s tend, und so bedeutungsvoll, dass es ihm schier den Atem nahm. Was Meruhe ihm anbot (oder von ihm verlangte? Er wusste nicht, was von beidem wirklich zutraf oder ob es da überhaupt einen Unterschied gab), das war nichts weniger, als sein komplettes Leben gegen ein neues einzutauschen und einen Schritt in eine Welt zu tun, über die er wenig mehr wusste, als dass es sie gab. Tief in sich hatte er Angst davor, beinahe schon panische Angst ... aber welche

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