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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Bewegung. Er nahm ihn ab, zog das Tuch glättend unter der Hand hindurch über das Knie und begann ihn dann umständlich neu zu wickeln. »Deine neuen Freunde hätten uns schon ein paar Tage früher ausrauben sollen«, sagte er. »Ich glaube, sie hat ein schlechtes Gewissen, weil wir bestohlen worden sind, während sie das Haus unbewacht gelassen hat.«
    Wenn das, was Jack gestern Abend über Fred und seine Kinderbande erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, dachte A n drej, dann war es möglicherweise ihr Glück gewesen, dass sie nicht hier gewesen war, als die ungeladenen Besucher geko m men waren.
    »Es gab Eier mit Speck«, fuhr Abu Dun fort und leckte sich genießerisch die Lippen, während seine Hände immer noch damit beschäftigt waren, das zweieinhalb Meter lange Tuch zu einem Turban zu wickeln, der ihn noch einmal ein gutes Stück größer wirken ließ. Hätte er nicht auf einem so albernen Stühlchen gehockt (Andrej fragte sich beiläufig, wie das ze r brechliche Möbelstück seinem Gewicht überhaupt standhielt), dann hätte er die arme Miss To rrent sogar im Sitzen überragt. »Wenn das der Preis dafür ist, um ein paar lächerliche Schilli n ge bestohlen zu we r den, soll es mir recht sein.«
    »Und ein Schwert«, fügte Andrej hinzu, ganz automatisch und bevor er die Worte zurückhalten konnte.
    Abu Dun hielt in seinen komplizierten Bewegungen inne und maß ihn mit einem Blick, den Andrej nicht wirklich deuten konnte. Dann zuckte er mit den Schultern und zerrte und zog weiter an seinem Turban herum. »Sie haben schon wieder einen Toten gefunden«, sagte er beiläufig.
    »Jack?«
    Abu Dun machte ein Geräusch, dass die meisten anderen wohl für ein Lachen gehalten hätten. »Wen kümmert schon ein toter Tagelöhner, der nachts am Themseufer gefunden wird?«, sagte er verächtlich. »Die größte Aufregung wird wohl um die Frage entstanden sein, wer die Schweinerei am Ende we g wischt.« Er war fertig damit, seinen Turban zu wickeln, übe r prüfte mit einem Schlag seinen festen Sitz und griff mit der rechten Hand nach dem Teller; der vor ihm auf dem Tischchen stand, und mit der linken nach einem Stück Brot. Der Teller sah so sauber aus, als hätte Miss Torrent ihn gerade gründlich a b gewaschen, was Abu Dun aber nicht daran hinderte, sorgsam und mehrmals mit dem Brot darüberzufahren und Jagd auf den auch noch allerletzten Rest Rührei zu machen, den er mögl i cherweise übers e hen hatte.
    »Es ist wieder dasselbe«, fuhr er genüsslich schmatzend fort. »Eine Leiche, die sie irgendwo am Themseufer gefunden h a ben. In einer der besseren Gegenden. Diesmal eine Frau. Sie war nackt und wies nicht die geringste Verletzung auf. A n scheinend jemand aus der besseren Gesellschaft. Zumindest gehörte sie nicht zu den armen Leuten.«
    »Und woher will man das wissen, wenn sie nackt war?«, e r kundigte sich Andrej.
    »Weil man so etwas sieht, Mister Delany «, antwortete Miss Torrent an Abu Duns Stelle. »Und ich wäre Ihnen zu Dank ve r pflichtet, wenn sie ein solches Wort in meinem Haus nicht in den Mund nehmen würden.«
    Andrej hatte nicht einmal bemerkt, dass sie aus der Küche zurückgekommen war. Erst als er sich zu ihr herumdrehte und das hölzerne Tablett in ihrer Hand sah, stieg ihm der verl o ckende Duft von Rührei und gebratenem Speck in die Nase. Auge n blicklich spürte er seinen Hunger, und er konnte gerade noch die Bauchmuskeln anspannen, damit sein Magen nicht knurrte. Beim Anblick des appetitlichen Frühstücks lief ihm nicht nur das Wasser im Munde zusammen, auch sein schlec h tes Gewi s sen meldete sich wieder. Wenn man bedachte, was sie für die Zimmer bezahlt hatten (und auch Abu Duns ohnehin gewaltigen Appetit in Rechnung stellte), dann konnte sich Miss Torrent eine solch fürstliche Bewirtung gar nicht leisten. A n scheinend hatte Abu Dun recht, und sie hatte tatsächlich G e wissensbisse. Andrej nahm sich vor, ihr bei ihrem Auszug noch eine zusät z liche Summe dazulassen. Er nahm sich auch vor, in Zukunft nicht mehr Englisch mit Abu Dun zu sprechen, wenn sie über gewisse Themen redeten.
    »Welches Wort?«, fragte Abu Dun kauend. Sein Blick tastete gierig über Andrejs wohlgefüllten Teller.
    »Unbekleidet«, antwortete Miss Torrent. Andrej spürte, wie schwer es ihr fiel, selbst dieses Wort auszusprechen, obwohl es nicht einmal das war, das Abu Dun und er gerade benutzt ha t ten. Er unterdrückte ein Lächeln, indem er rasch nach seinem Teller griff und zu essen begann. »Und

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