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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Er begriff, dass sie ihm das nicht hatte sagen wollen.
    Aber im buchstäblich nächsten Augenblick hatte sie sich auch schon wieder in der Gewalt. »Ja«, sagte sie. »Das ist er. Und er weiß, dass ihr hier seid.« Andrej starrte sie an.
    »Unsinn!«, behauptete Abu Dun. »Wenn es so wäre, wäre er längst verschwunden!«
    »Loki flieht vor niemandem«, antwortete Meruhe überzeugt. »Und selbst wenn er es wollte, könnte er es nicht. Er ist aus demselben Grund hier wie ich ... und andere.«
    »Dringende Geschäfte, nehme ich an?«, fragte Andrej böse.
    »Nichts, was euch berührt«, erwiderte Meruhe. Ihre Antwort machte Andrej nur noch wütender. Er wusste, dass dieser Zorn im Grunde keinem anderem als ihm selbst galt. Meruhe sah ihn beinahe flehend an, doch dann änderte sich etwas im Blick ihres sehenden Auges. Vielleicht hatte es wieder in ihn hineing e schaut und dort etwas erblickt, was ihr klargemacht hatte, wie sinnlos jedes weitere Wort sein musste. Vielleicht hatte sie auch begriffen, dass es ein Fehler gewesen war zu kommen. Sie stand auf und strich sich glättend mit beiden Händen über ihren Mantel, obwohl der schwarze Stoff nicht die kleinste Falte au f wies. Andrej hatte das unheimliche Gefühl, dass sie mit der Bewegung auch den beiden schwarz gekleideten Kriegerinnen hinter ihr ein Zeichen gab. Ihre Umrisse schienen zu flackern, als wären sie selbst nur Schatten, die durch einen geheimni s vollen Zauber Gestalt angenommen hatten. Dann war der g e spenstische Moment vorbei, und Andrej war nicht einmal s i cher, ob er es wirklich gesehen hatte.
    Meruhe wandte sich zu Abu Dun um. »Sprich du noch ei n mal mit ihm«, sagte sie. »Du warst ohnehin von euch beiden immer der Vernünftigere.«
    Abu Dun grinste, aber er ergriff die Gelegenheit nicht beim Schopf, eine spitze Bemerkung anzubringen, sondern stand nur ebenfalls auf.
    »Hör auf mich, Andrej«, sagte Meruhe. »Geh, verschwinde aus dieser Stadt, bevor das große Feuer kommt, und ich ve r spreche dir, dass ich dir helfen werde, wenn wir uns wieders e hen.« Sie wartete nicht auf eine Antwort (die sie ohnehin nicht beko m men hätte), sondern wandte sich zur Tür und ging. Ihre beiden lautlosen Schatten folgten ihr, und auch jetzt machte ihnen j e dermann Platz - allerdings auf eine ganz andere Art als vorhin, als sie die Gaststätte betreten hatten. Jetzt waren es Respekt und Höflichkeit, die er spürte, nicht mehr Furcht.
    Andrej wartete, bis sie gegangen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten, bevor er sich in herausforderndem Ton an Abu Dun wandte, »Nun?«
    » Was nun ?«
    »Du solltest mir ins Gewissen reden, weil du der Vernünft i gere bist.«
    »Wenn ich vernünftig wäre, hätte ich dich vor dreihundert Jahren in der Donau ersäuft«, sagte Abu Dun.
    »Du hast es versucht, wenn ich mich richtig erinnere«, en t gegnete Andrej.
    Abu Dun schürzte die Lippen und schnalzte verächtlich, aber er machte auch keine Anstalten, sich wieder zu setzen, sondern deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür. »Wir sollten jetzt g e hen.«
    Andrej setzte zu einer passenden Antwort an, ohne genau zu wissen, wie diese ausfallen sollte - er wollte nichts weiter, als das blöde Grinsen aus Abu Duns Gesicht zu wischen -, aber gottlob meldete sich sein schlechtes Gewissen, bevor ein Wort über seine Lippen kam. Und auch seine Vernunft. Nachdem Meruhe und Ihre be i den seltsamen Begleiterinnen gegangen waren, begann sich die Aufmerksamkeit der anderen Gäste wieder auf sie zu richten.
    »Du hast recht«, sagte er. »Für einen Abend haben wir genug Aufsehen erregt. Und Ich glaube nicht, dass dieser Jack noch kommt.«
    Sie verließen das Star Inn, und obwohl Andrej wusste, wie zwecklos es war, blieb er nach zwei oder drei Schritten wieder stehen und schloss die Augen, um mit all seinen Sinnen zu la u schen. Er konnte das Wasser der Themse riechen, das nur w e nige Schritte entfernt gegen das gemauerte Ufer klatschte, den Gestank des Gasthauses, der an Ihren Kleidern haftete, aber auch durch die offen stehenden Fenster nach außen drang, die unterschiedlichen (und zum größten Teil unangenehmen) G e rüche von hundert Feuerstellen und Kochstätten In den umli e genden Häusern, aber auch den beißenden Geruch der Holz - und Torffeuer und das schwächere, aber viel unangenehmere Miasma all der ungezählten Menschen, die sich In den dicht an dicht stehenden Fachwerkhäusern der Stadt drängten. Er hörte Ihre Atemzüge, Fetzen Ihrer Gespräche und das

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