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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beiden vermeintlich a h nungslosen Opfer, die ihm in die Falle gingen. Wenn, würde er eine unangenehme Überraschung erleben.
    Er wartete noch einige Sekunden, die er nutzte, um nach e i nem weiteren Vampyr zu suchen, der möglicherweise im Hi n terhalt lag - es gab keinen -, und ging dann vorsichtig die Tre p pe hinauf. Aus seinem unguten Gefühl wurde bittere Gewis s heit, als er begriff, dass er die Gegenwart des anderen aus genau dem Zimmer spürte, in dem sie den Bewusstlosen zurückgela s sen hatten.
    Dann Zorn, als er durch die Tür trat und die schlanke Fra u engestalt sah, die sich über den reglos ausgestreckt daliegenden Körper beugte. »Hör sofort auf!«, sagte er scharf. In dem B e wusstlosen war noch Leben, vielleicht nur noch eine Spur, kaum mehr als ein schwaches Glimmen, das von der ehemals hell brennenden Flamme geblieben war, aber noch lebte er.
    »Hör sofort auf!«, sagte er noch einmal schärfer.
    Zuerst dachte er, dass sie auch diesmal nicht reagieren wü r de, und wollte sie schon von ihrem wehrlosen Opfer wegreißen, aber dann richtete sie sich mit einem Ruck auf und fuhr geduckt und mit einer irgendwie katzenhaften Bewegung zu ihm herum. »Verschwinde!«, zischte sie. »Such dir eigene Beute!«
    Beute? Andrej wollte es nicht, aber er prallte ganz instinktiv e i nen halben Schritt vor der schlanken Gestalt zurück, und um ein Haar hätte er einen entsetzten Schrei ausgestoßen.
    Es war die elegant gekleidete Frau, die er gerade an Lokis Seite gesehen hatte. Der dünne Schleier, der an ihrem vorne h men Hütchen befestigt war, war zurückgeschlagen, und sein Rand war ebenso blutig wie ihr Mund und die untere Hälfte ihres Gesichts. In ihren Augen stand nichts als Mordgier g e schrieben - kein Hunger, sondern nur die pure Lust am Töten. Beute ?!
    Andrej war mit einem einzigen Schritt neben ihr, stieß sie grob beiseite und ließ sich neben Pauly auf ein Knie sinken. Der Mann lebte noch, aber nicht mehr lange, vielleicht noch ein paar Sekunden, vier, fünf qualvoll röchelnde Atemzüge, bevor er an seinem eigenen Blut ertrinken würde. Seine Kehle war aufgerissen. Blut lief in Strömen über seinen Hals und hatte sich schon zu einer dampfenden Pfütze unter seinen Schultern und seinem Kopf gesammelt, und für einen kurzen Moment war der warme Geruch nach Leben fast mehr, als er ertragen konnte. Das Ungeheuer tief in seinem Inneren heulte immer lauter und zerrte mit Urgewalt an seinen Ketten.
    Irgendwie gelang es ihm, den vampyrischen Teil seiner Seele noch einmal zu bändigen (wie oft noch?) und nicht nach der erlöschenden Lebenskraft des Mannes zu greifen und sie aus ihm herauszureißen, um sie seiner eigenen Kraft hinzuzufügen. Stattdessen berührte er den Sterbenden fast sanft im Nacken und erlöste ihn mit einem wissenden Druck auf einen bestim m ten Punkt von seinem Leid.
    Die Vampyrin zischte wie eine angreifende Schlange. »W a rum hast du das getan?«, fauchte sie. »Was fällt dir ein ...« Sie stockte, trat einen halben Schritt auf ihn zu und legte lauernd den Kopf auf die Seite. Ihre Augen wurden schmal. »Du?«, murmelte sie. Dann verzerrte sich ihr Gesicht zu einer Fratze. »Du!«, kreischte sie noch einmal. »Du bist der Verräter! Was ...?« Warnungslos stürzte sie vor, um sich kratzend und beißend und mit ihrer ganzen unheimlichen Macht auf Andrej zu stü r zen. In der Haltung, in der er immer noch neben dem Toten kniete, hätten ihre Chancen nicht einmal schlecht gestanden, ihn von den Füßen zu reißen, und er spürte auch die ungeheure Kraft, die in diesem vermeintlich so zarten Frauenkörper schlummerte, und die noch ungleich größere Macht in dem schwarzen Sumpf, der einmal ihre Seele gewesen war In dem Bruchteil eines Augenblicks, den sie brauchte, um die Arme hochzureißen und sich auf ihn zu stürzen, begriff A n drej, wie sehr er diese harmlos aussehende Frau unterschätzt hatte. Sie war uralt, viel, viel älter als Abu Dun und er und ungleich stä r ken In all den Jahren, die Abu Dun und er nun gemeinsam durch die Welt zogen, war er selten einem anderen Wesen ihrer Art begegnet, das so erbarmungslos und so stark gewesen war.
    Und so ... tot.
    Sie kam nicht dazu, ihn anzugreifen. Ein riesiger Schatten erschien in der Tür, und aus dem Sprung der Vampyrin wurde ein haltloses Stolpern. Das Blut, das plötzlich aus ihrem Mund schoss, war jetzt ihr eigenes. Sie machte noch einen weiteren stolpernden Schritt, brach in die Knie und starrte verblüfft auf den

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