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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber es machte ihm Angst. Und es machte ihn zornig.
    »Du solltest dich lieber fragen, was er uns antun wird, A n drej!«, sagte Abu Dun beschwörend. »Das ist eine Falle, siehst du das denn nicht?! Wir müssen weg!«
    »Ja«, antwortete Andrej grimmig. »Aber nicht allein.« Er stand auf, nahm Frederic die Laterne ab und legte ihm die a n dere Hand auf die Schulter.
    Frederic riss sich mit einer so unerwartet heftigen Bewegung los, dass Andrej um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte und Abu Dun instinktiv nach einer Waffe griff, die er gar nicht hatte. Die Lampe in Frederics Hand schaukelte so heftig, dass sich die Backstube mit tanzenden Schatten füllte.
    »Ihr seid zu früh«, sagte er noch einmal.
    »Zu früh wofür?«, fragte Abu Dun scharf, streckte seinerseits die Hand aus und packte den Jungen so hart am Oberarm, dass dieser vor Schmerz zusammenzuckte.
    Zorn loderte heiß in Andrej hoch, und er versuchte, Abu Duns Hand beiseitezuschlagen, doch der Nubier stieß ihn nur mit dem anderen Arm fort und drückte noch fester zu. Frederic keuchte.
    »Zu früh wozu?«, wiederholte Abu Dun. »Mach den Mund auf, mein Junge, oder ich schwöre dir, dass ich dir den Arm herau s reiße!«
    »Abu Dun, hör auf!«, keuchte Andrej. »Hast du den Ve r stand verloren?«
    Abu Dun packte ganz im Gegenteil nur noch fester zu. Fr e deric ächzte vor Schmerz, versuchte noch einmal sich loszure i ßen und fiel dann wimmernd auf ein Knie. Die Lampe entglitt se i nen Fingern und zerbrach klirrend. Abu Dun trat die Flamme aus, bevor sie das auslaufende Öl in Brand setzen konnte.
    »Bitte, Herr!«, wimmerte Frederic. »Es tut weh! Ihr brecht mir den Arm!«
    »Ich breche dir den Hals, wenn du nicht redest«, sagte Abu Dun. »Also?«
    »Abu Dun, lass ihn los«, sagte Andrej ernst. »Wenn du ihm etwas antust ...« Was dann?, dachte er. Er war ebenso unb e waffnet wie Abu Dun, und in einem Kampf mit bloßen Händen hatte er nicht einmal den Hauch einer Chance gegen den nub i schen Riesen.
    Dann breitete sich kaltes Entsetzen in ihm aus, als ihm b e wusst wurde, was er da gerade gedacht hatte. Hatte er wirklich daran gedacht, Abu Dun anzugreifen? Was ... geschah mit ihm?
    »Ich ... weiß es nicht, Herr!«, wimmerte Frederic. »Bitte, es tut so weh! Ich weiß nichts! Nur dass ... ich bis Mitternacht warten und euch dann nach oben bringen soll! Bitte! Ihr brecht mir den Arm!«
    Abu Dun ließ ihn zwar immer noch nicht los, verringerte aber den Druck auf seine Schulter ein wenig, während seine zu schmalen Schlitzen zusammeng e pressten Augen die Dunkelheit hinter der Tür zu durchdringen versuchten - seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen ve r geblich.
    »Bitte lass ihn los, Abu Dun«, sagte Andrej. »Sofort!«
    Im ersten Moment schien Abu Dun auch jetzt nicht auf seine Worte zu hören, aber schließlich ließ er den Jungen doch los. Frederic brach endgültig ächzend in die Knie und presste die Hand auf die Schulter. Seine Augen glänzten feucht.
    »Dann sollten wir vielleicht nach oben gehen und nachsehen, was dort auf uns wartet«, grollte Abu Dun.
    Nach kurzer Überlegung trat er an eine offenstehende Ofe n klappe heran und setzte ein Holzscheit in Brand, das er irgen d wo herzauberte, um es als improvisierte Fackel zu benutzen. Andrej tat es ihm nach kurzem Zögern gleich, trat aber nicht sofort an seine Seite, sondern beugte sich zu Frederic hinab, der immer noch seine schmerzende Schulter massierte.
    »Du bleibst hier«, sagte er »Wenn irgendetwas passiert, das dir seltsam vorkommt, dann läufst du weg, hast du das versta n den?«
    Frederic blickte aus tränen umflorten Augen zu ihm hoch, schaffte ein zaghaftes Nicken und war so schnell verschwu n den, als hätte er sich buchstäblich in Luft aufgelöst.
    Andrej blickte ihm konsterniert hinterher, während Abu Dun - selbstverständlich - ein leises, schadenfrohes Lachen hören ließ. Als Andrej sich verärgert zu ihm herumdrehte, wurde er jedoch schlagartig ernst.
    »Wenn das hier vorüber ist, müssen wir uns einmal gründlich unterhalten, Hexenmeister«, sagte er.
    »Worüber?«, fragte Andrej spröde.
    »Über diesen Jungen«, antwortete Abu Dun. »Du bist bese s sen von ihm, Andrej. Das ist nicht gut.«
    »Nein, das ist Unsinn!«
    »Es ist nur ein Name, Andrej«, sagte Abu Dun, ohne seine Worte zur Kenntnis zu nehmen. »Wahrscheinlich gibt es ta u send Burschen dieses Namens, allein in dieser Stadt und noch unzählige mehr in diesem Land. Willst du sie alle in dein Herz

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