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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um«, schlug Abu Dun von »Dann finden wir es vielleicht heraus.«
    Aber sie kamen nicht mehr dazu. Unten In der Backstube klirrte etwas, dann hörten sie einen dumpfen Schlag, der selbst die Bretter unter Ihren Füßen erzittern ließ. Das Schnarchen hinter der Tür brach abrupt ab, und nur einen Moment später wurde die Tür aufgerissen, und die lächerlichste Gestalt e r schien, die Andrej seit langer Zeit gesehen hatte. Es musste der Bäckermeister sein -zumindest trug er ein knöchellanges Nachthemd von derselben schmutziggrauen Farbe wie sein Mehl, und auch sein Gesicht war mit einer feinen grauen Schicht überpudert. Auf dem Kopf trug er eine Schlafmütze mit einem langen, bis auf die Brust fallenden Zipfel, und seine nackten Füße steckten In zerschlissenen Latschen, durch deren Löcher seine schmu t zigen Zehennägel zu erkennen waren. In der linken Hand hielt er eine brennende Kerze, von der Wachs zu Boden tropfte, In der rechten dieselbe Improvisierte Waffe, die auch Andrej unten In der Backstube kurz In Betracht gez o gen und wieder ve r worfen hatte: eine hölzerne Teigrolle.
    »Was ...?«, nuschelte er verschlafen.
    »Wir hätten gerne zwei Laib Brot und etwas von Eurem be s ten Gebäck«, sagte Abu Dun lächelnd. »Und dazu noch eine tote Ratte, wenn es möglich wäre.«
    Der Mann starrte Ihn an, klappte den Mund auf und wieder zu und ächzte.
    »Aber nur, wenn es Euch keine allzu großen Umstände b e reitet«, fügte Andrej hinzu, »und Ihr Euch noch erinnert, wo Ihr sie hingelegt habt.«
    Der Bäcker ächzte laut, riss seinen Blick mit sichtlicher M ü he von Abu Dun los und starrte nun stattdessen Andrej an. »Wer seid Ihr?«, brachte er Irgendwie heraus. »Und was ... was habt Ihr hier verloren?«
    »Ach, nichts«, antwortete Abu Dun leichthin. »Wie gesagt: zwei Laib Brot und ein wenig Gebäck wären hervorragend.«
    »Die tote Ratte nicht zu vergessen«, fügte Andrej hinzu. »Es sei denn, Ihr habt sie verlegt.«
    Der Mann gab ein Geräusch von sich wie ein Fisch auf dem Trockenen und wich einen halben Schritt Ins Zimmer zurück. Die Kerze In seiner Hand und seine Nudelholzkeule zitterten um die Wette. »Wenn Ihr Einbrecher seid ...«
    »Sind wir nicht«, unterbrach Ihn Andrej. »Was gäbe es hier schon zu holen?« Gleichzeitig lauschte er konzentriert ins Er d geschoss hinab. Der Lärm war verstummt, und er hörte w e der Atemzüge noch den Herzschlag eines Menschen. Vielleicht war nur etwas umgefallen.
    »Und was wollt ihr dann?«, krächzte der Bäcker. »Zwei Laib Brot und eine tote Ratte«, sagte Abu Dun. Er klang ein wenig ungeduldig.
    »Hör nicht auf ihn«, riet Andrej. »Er ist gar nicht hier. Genau so wenig wie ich.«
    »Das ... das ist ein Traum«, stammelte der Bäcker.
    »Stimmt«, grinste Abu Dun.
    »Um genau zu sein, bin ich der Traum«, fügte Andrej hinzu und deutete auf Abu Dun. »Er ist ein Albtraum.«
    Abu Dun ließ sein strahlend weißes Gebiss aufblitzen und nickte so heftig, dass sein Turban wackelte, und die Augen des Mannes quollen ein sichtbares Stück aus den Höhlen.
    »Warum legst du dich nicht einfach hin und schläfst we i ter?«, sagte Andrej. »Wenn du morgen früh wach wirst, ist alles ve r gessen.«
    »Ja, das scheint mir eine gute Idee«, murmelte der Mann. Er blinzelte noch ein paarmal, drehte sich dann um und schlurfte endgültig zurück ins Zimmer. Abu Dun machte ein verblüfftes Gesicht, als die Tür hinter ihm zufiel.
    Kurz darauf erscholl auf der anderen Seite der Tür ein w ü tendes Gebrüll, dann wurde sie erneut aufgerissen, und der B ä cker stürmte heraus. Er sah plötzlich ganz und gar nicht mehr komisch aus, was vielleicht daran lag, dass er das Nudelholz gegen ein gewaltiges Messer mit einer schartigen, aber blit z sauberen Klinge getauscht hatte. »Wenn ihr Diebesgesindel glaubt«, brüllte er, »dass ich ...«
    Abu Dun nahm ihm das Messer ab, versetzte ihm eine scha l lende Ohrfeige und fing ihn auf, als er bewusstlos zusamme n brach. Beinahe ohne hinzusehen, warf er den Mann zurück durch die Tür und so zielsicher in sein Bett, dass das Möbe l stück unter dem Aufprall bedrohlich zu wanken begann. »Mut hatte er immerhin«, sagte er.
    Andrej bedachte ihn mit einem schrägen Blick und behielt seinen Kommentar für sich. Den annähernd sieben Fuß großen Riesen mit nichts als einem Küchenmesser anzugreifen, war seiner Meinung nach eher selbstmörderisch als mutig.
    Abu Dun stieß nur zur Sicherheit auch noch die dritte Tür auf und warf

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