Glut unter der Haut
hatte er ihr ein Landhaus in Napa V alley, nördlich von San Francisco, vermacht. Diesen Besitz hatte er ihr gegenüber niemals erwähnt, obgleich er ihn, wie der Notar sie unterrichtete, bereits vor über einem Jahr erstanden hatte.
Hazel war außer sich, dass Seth die Firma ohne ihr W issen verkauft hatte, dennoch triumphierte sie über Kathleen. T heron wurde, zu Kathleens Überraschung und Hazels Genugtuung, im T estament mit keinem W ort erwähnt. Hazels Erbe überwog das von Kathleen um ein V ielfaches.
»Ich will, dass du und dein Balg innerhalb von einer W oche aus meinem Haus verschwunden seid«, keifte sie, als sie beide das Büro des Notars verließen. »Und ich will dich nie mehr wiedersehen.«
Kathleen gönnte ihr nicht mal eine A ntwort, obwohl Hazels Forderung erlösend war. Sie hatte nämlich nicht vor, in diesem Haus auch nur eine überflüssige Nacht zu verbringen. W ie würde Hazel wohl reagieren, wenn sie wüsste, wer T herons V ater war? Und wieso war sie noch nicht selber draufgekommen, so gerissen wie sie war? Kathleen hatte immer befürchtet, dass Hazel Erik in dem Jungen erkennen könnte. Doch Hazel suchte nicht nach Spuren seiner Herkunft. Es war Kathleens und T herons bloße Existenz, die ihr das Leben unerträglich machte. W äre Hazel weniger damit beschäftigt gewesen, Kathleen zu boykottieren und Unfrieden zwischen Seth und ihr zu stiften, wäre ihr Blick vielleicht offener gewesen für die eine T rumpfkarte – Theron –, mit der sie ihre Gegnerin hätte besiegen können. Sie hatte das T rumpfass direkt vor A ugen gehabt, hatte es aber nicht gesehen. Jetzt war es zu spät. Das Spiel war vorüber.
Kathleen schaute in Hazels hochmütiges, triumphierendes Gesicht und war für einen Moment versucht, ihr alles zu sagen. A ber welchen Sinn hätte das gehabt? Hazel hatte keinerlei Bedeutung mehr für ihre Zukunft.
George fuhr Kathleen zum Haus in Napa V alley, das Seth ihr vermacht hatte, und sie war begeistert. Ein Blick auf das Backsteingebäude im französischen Chateau-Stil reichte, um sie zu überzeugen, dass dies der Ort war, an dem sie mit T heron leben wollte.
Der Makler, über den Seth das Haus erworben hatte, traf sich dort mit ihnen und führte sie herum. Das Haus war vor wenigen Jahren renoviert worden, besaß aber dennoch viel von seinem altmodischen Charme mit seinen verwinkelten Zimmern und T ürmchen. Die Möbel waren im Kaufpreis mit inbegriffen gewesen. So bedurfte es eigentlich nur einer gründlichen Reinigung, und dann konnten sie einziehen.
Der angrenzende W einberg war seit Jahren schon vernachlässigt worden, und die Reben wucherten wild, doch darüber machte sich Kathleen im Moment keine Gedanken. Mit dem Geld, das Seth ihr hinterlassen hatte, und ihren Ersparnissen aus den vergangenen zwei Jahren hatte sie genug für sich und T heron, um einige Jahre gut auszukommen. Die Frage, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollte, verschob sie auf später. Im A ugenblick wollte sie einfach nur in Frieden leben.
Als George ihr die Beifahrertür des Mercedes aufhielt, sagte er beiläufig: »Ich glaube, A lice würde es hier gefallen. Die kleine W ohnung gleich hinter der Küche hat einen sagenhaften Blick auf die W einberge.«
»George!« Sie wirbelte überrascht herum. »Soll das heißen, Sie möchten bei mir bleiben?«
»Wenn Sie uns haben wollen?«
»Natürlich möchte ich das!« Sie lachte. »Ich hatte nur angenommen, Sie würden bei Hazel bleiben.«
Er schüttelte den Kopf. »Kathleen, es war Seth, der uns eingestellt hat. W ir haben für ihn gearbeitet. Und seit er von uns gegangen ist, arbeiten wir für Sie. Ich werde mich um das Haus, das Grundstück und die A utos kümmern. Ich will allerdings nicht, dass Sie mich bezahlen. A n zwei oder drei V ormittagen würde ich gern unten in der Stadt als T herapeut im dortigen Rehabilitationszentrum mit Gelähmten arbeiten.«
»Das klingt wunderbar.«
»Ich habe mich schon gefragt, was Sie mit Seths Bus vorhaben. Ich …«
»Den können Sie haben oder verkaufen. Es steht Ihnen frei.«
»Danke. Und mit Ihrem Einverständnis möchte ich gern den W einberg kultivieren. W issen Sie, ich hatte schon immer ein Faible für W ein, lese schon seit Jahren alles darüber. Ich glaube, mit ein klein wenig Glück könnten wir uns einen feinen W ein heranziehen.«
»Ja, sicher. Danke, George.« Sie umarmte ihn spontan. »Ich brauche Sie und A lice jetzt dringender denn je. A ber ich bestehe darauf, A lice ein Gehalt als
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