Glut unter der Haut
entging nicht, wie sehr er die letzten beiden W orte betonte. »Was kann ich tun?«, fragte er. »Wie kann ich dir helfen?«
»Gar nicht«, entgegnete sie schroff. Und sofort war die W irkung ihrer A ntwort an seinem Blick zu erkennen. Er begriff, dass sie ihn ausschloss. Seine Züge verzerrten sich zu einer Maske des Schmerzes. A ber sie konnte es ihm nicht ersparen. Sie durfte keine Rücksicht nehmen. »Es ist für alles gesorgt. Ich habe George und A lice, die sich um mich kümmern. Eliot führt das Geschäft, bis ich mich entschieden habe, was ich tun werde.«
»Kathleen …«
Seine Stimme hatte einen flehenden Klang angenommen, doch sie fiel ihm ins W ort. »Sobald du die A ufnahmen fertig geschnitten hast, wird Eliot sie sich ansehen.«
»Ich bin nicht gekommen, um mit dir über die verdammten W erbefilme zu reden«, sagte er erstaunlich ruhig. »Ich bin hier, um über dich zu sprechen. Dich und mich. Über das, was vor langer Zeit zwischen uns war. Und vor kurzem erst, auf Chub Cay.«
Sie warf einen versteckten, verschämten Seitenblick zu George und Eliot, doch die beiden unterhielten sich leise.
»Es gibt nichts, worüber wir reden müssten, Erik«, entgegnete sie betont abweisend. »Ich glaube nicht, dass wir uns noch öfter sehen werden. Ich habe vor, mich für eine W eile zurückzuziehen. Mach’s gut.«
Sie wandte sich um, doch ehe sie auch nur einen Schritt getan hatte, hielt Erik sie auf. »Wie du willst, Kathleen, du kannst uns unser gemeinsames Leben verwehren, von dem ich weiß, dass du es ebenso sehr möchtest wie ich. A ber du kannst mir nicht meinen Sohn vorenthalten. Seit Monaten habe ich nach einem Grund gesucht, ihn dir zu nehmen. Jetzt habe ich einen.« Er sah bedeutungsvoll zu der Limousine, in die Hazel kurz zuvor eingestiegen war; und im selben Moment wurde Kathleen klar, dass er Hazels Drohungen mitbekommen hatte. »Ich glaube kaum, dass ich noch mehr dazu sagen muss.«
Sie packte ihn am A rm. Ihre Lippen waren blutleer, als sie keuchte: »Nein, Erik. Das würdest du nicht tun!«
»Ach nein? W as hätte ich dabei denn schon zu verlieren?«
Er zischte ihr die W orte zu, stieß sie von sich und ging zu seinem W agen. Kathleen, George und Eliot sahen ihm nach. Erik drehte sich aber nicht mehr zu ihnen um, sonst hätte er gesehen, wie die junge Frau in Schwarz ohnmächtig zusammenbrach.
Kapitel 21
Kathleen schaute zu, wie T heron die Spielzeugeisenbahn aus dem bunten Karton zog. Er saß unter dem W eihnachtsbaum inmitten eines Berges aus Geschenkpapier und Schleifen. A lice und George hatten darauf bestanden, dass er trotz Seths T od ein richtiges W eihnachtsfest erlebte.
Die zwei W ochen nach der Beerdigung waren für Kathleen eine sehr schwere Zeit gewesen, aber sie hatte sie überstanden. Sie lebte vom gröbsten A lltagsgeschehen abgeschirmt, da George sich um fast alles kümmerte und Hazel sich weigerte, auch nur in die Nähe der Zimmer ihres verstorbenen Bruders zu kommen.
Hazel. Sie wurde nie müde, Kathleen ihre Feindseligkeit zu demonstrieren. Diese Frau wurde von ihrem Hass förmlich verzehrt. Jeden T ag fuhr sie ins Büro und stiftete Unfrieden, wo sie nur konnte. Die geplagten Filialleiter riefen bald bei Kathleen an und fragten sie um Rat, was sie mit Hazels inkompetenten A nweisungen tun sollten. Kathleen versuchte, sie nach Kräften zu beschwichtigen, indem sie ihnen sagte, dass Hazel noch unter dem Schock des V erlustes leiden würde, und riet ihnen, sie mit Rücksicht zu behandeln. Sie wusste selber, dass es wenig überzeugend klang, aber die Mitarbeiter waren zu höflich, um ihr so kurz nach dem T od ihres Mannes zu widersprechen.
Kathleen fuhr nicht mehr ins Geschäft. Sie verbrachte die T age mit T heron, den sie, wie sie fand, in den vergangenen Monaten viel zu sehr vernachlässigt hatte. A llerdings schien er nicht sonderlich darunter gelitten zu haben, denn er war fröhlich und munter wie immer.
Sie schmunzelte, als sie sah, wie überrascht A lice war und wie ihr Gesicht vor Freude strahlte, als sie den Kaschmirpullover auspackte, den sie ihr geschenkt hatte. George freute sich nicht minder über den T weedhut in seinem Päckchen. Sie selber hatten kein Geschenk für Kathleen, aber sie hatte auch keines erwartet. A lice kam zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die W ange.
»Ich habe ein ganz besonderes Festessen für Sie zubereitet, Kathleen. Und ich werde höchstpersönlich darauf achten, dass Sie es bis zum letzten Happen aufessen. George hat einen sehr
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