Glut unter der Haut
wanderten, bis sie auf ihren bebenden Lippen verharrten. Dann wanderten sie wieder hinauf, um die innere T urbulenz zu suchen, die in ihren grünen A ugen funkelte.
»Kathy. Kathy.«
Die leise Stimme drang schließlich in ihr Bewusst-
sein. Sie wandte sich um und schaute verstört auf Jaimie herab.
»Kathy?«, fragte er unsicher. »Meine Füße sind schon ganz schrumpelig.«
Kathleen schlug die Hände an ihre erröteten W angen und warf einen eiligen Blick auf die Uhr. »O mein Gott! Schon fünf Uhr!«
Erik musste lachen, aber sie ignorierte ihn und lief zum Ufer, ergriff ihre T rillerpfeife, die bei ihren Kleidern lag, und blies kräftig hinein.
»Beeilung, Kinder, Beeilung. W ir sind spät dran. Schuhe an und in einer Reihe aufgestellt.«
Eine kleine Hand stupste sie am A rm, und sie schaute hinunter. Es war wieder Jaimie. Seine dunklen A ugen funkelten. »Es war prima, dass Erik heute mitgekommen ist, nicht wahr?«
Kathleen blickte hinüber zum Felsblock, wo Erik gerade dabei war, die Kamera auf die nackte Schulter zu hieven. »Ja«, sagte sie zitternd. »Das war prima.«
Erik beeilte sich mit dem A bendessen und baute dann den Fernseher auf, um die bisher aufgenommenen V ideos vorzuführen. Er hatte den Kindern versprochen, dass sie sich im Fernsehen sehen können, und er hielt sein V ersprechen. V iele von ihnen ließen ihr Essen stehen und stürzten sich gleich auf den Schokoladenpudding, in der Hoffnung, dass es dann schneller ginge.
Als Erik das sah, rief er laut: »Wir werden uns die V ideos erst anschauen, wenn alle ihren T eller leer gegessen haben.«
Die Kinder murrten, aber dann begannen sie eilig zu essen. Eine halbe Stunde später hockten alle in einem Halbkreis vor dem Podium mit dem Fernseher.
»Also gut. Hier sind die Regeln. Der Junge, der zuerst aufsteht und einem anderen die Sicht wegnimmt, muss mit mir einen Ringkampf machen. Das erste Mädchen, das dies tut, muss mir einen Kuss geben.« Die Kinder kreischten vor Lachen, während Erik finster dreinschaute. »Ich meine es ernst. W enn ihr euch alle an die Regeln haltet, wird jeder was sehen können. A bgemacht?«
»Abgemacht!«, ertönte die A ntwort im Chor.
Erik startete das erste V ideo, und schon bald bogen sich die Kinder vor Lachen.
»Geht er nicht wunderbar mit den Kindern um?« Edna strahlte. Sie, Kathleen und die übrigen Betreuerinnen und Betreuer saßen noch immer am T isch und entspannten sich bei Kaffee und Eistee.
»Er ist sehr kompetent«, antwortete Kathleen.
»Na, und ob er das ist. Sonst würde er ja wohl kaum für den Sender arbeiten und so viele beeindruckende A ufträge bekommen. A ber er hätte auch das T emperament eines Künstlers haben und an allem etwas auszusetzen haben können. A ber so verhält er sich wirklich ganz wunderbar.«
Kathleen verschränkte die A rme vor der Brust, als wollte sie sich mit dieser Geste verteidigen. Sie wollte nicht, dass Erik wunderbar war. Sie wollte miterleben, wie er einen Fehler beging, irgendeine kleine Sünde. Seine Perfektheit verunsicherte sie. Seine A nwesenheit verunsicherte sie. Er verunsicherte sie.
Seit der Rückkehr ins Camp war sie völlig durcheinander gewesen. Sehr zu ihrem V erdruss ertappte sie sich dabei, wie sie an das Gefühl dachte, als sie ihm ganz nahe gewesen war. Daran, was er ihr ins Ohr geflüstert hatte. A n seinen warmen A tem, und wie er ihre W ange und ihren Nacken gestreichelt hatte.
Doch dann schalt sie sich selbst eine Närrin. Schließlich war sie eine erwachsene Frau und einfach zu alt, um sich so albern aufzuführen. Zu alt für die A temlosigkeit und dieses Herzklopfen bei der Erinnerung daran, wie er zum Fluss gegangen war, nackt bis auf die Badehose, die sein Geschlecht eher betonte als verdeckte. Noch nie hatte sie männliche A natomie so sehr beachtet.
Kathleen hatte der V ersuchung widerstanden, sich für das A bendessen besonders zurechtzumachen. Sie blieb bei Navy-Shorts und einem weißen T -Shirt, gab aber dem W unsch nach, sich mit Mitsouko zu parfümieren. Dabei redete sie sich ein, es nicht seinetwegen zu tun.
Ednas Begeisterung bestärkte sie in diesem Moment darin, sich nicht zu sehr zu Erik hingezogen zu fühlen. Er war ein W eltenbummler und einige Jahre älter als sie, so um die dreißig. A ber was bedeutete schon das A lter? Selbst wenn er jünger wäre als sie, wäre er dennoch reifer an Erfahrung.
Sicher hatte er Frauen in jedem T eil der W elt gekannt. Ein Mann mit Eriks A ussehen blieb nicht lange allein und
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