Glutheißer Höllentrip
Attraktivität für unwiderstehlich hielten.
Auch Li hörte den beiden konzentriert zu. Das wurde Kathy bewusst, als die Chinesin ihr eine Bemerkung ins Ohr raunte.
„Die Verbrecher stellen sich das zu einfach vor. Die Polizei wird auf jeden Fall mitmischen. Die Cops sind nicht dumm. Der tote Busfahrer trägt eine Uniform der Busgesellschaft. Die Polizei wird sich fragen, wo sein Bus geblieben ist. Sie wird Nachforschungen bei der Busgesellschaft anstellen. Und spätestens dann wissen auch die Cops, dass dieser Bus gekidnappt wurde.“
Kathy nickte. Über diese Konsequenzen hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Und sie wusste auch nicht, ob sie ein Eingreifen der Ordnungsmacht gut oder schlecht finden sollte. Es gab Fälle, in denen die Polizei sämtliche Geiseln mit heiler Haut aus der Gewalt von Entführern befreien konnte. Aber Kathy hatte auch gehört, dass manche dieser Aktionen gewaltig schiefgegangen waren.
Es war, als ob Li ihre Gedanken gelesen hätte. „Vor einigen Jahren haben Terroristen in einer Moskauer Schule sehr viele Geiseln genommen. Als die Armee dann eingriff, ist die Sache gewaltig aus dem Ruder gelaufen. Es gab ein völliges Chaos, und viele unschuldige Menschen mussten sterben. Zum Glück war das ein Ausnahmefall. Aber man weiß eben vorher nie, wie so etwas endet.“
Diese Informationen beunruhigten Kathy noch stärker. Sie hätte gern geschlafen, aber daran war nicht zu denken. Irgendwie spürte sie, dass sie wach bleiben musste. In dieser Nacht konnten entscheidende Dinge geschehen. Und sie hatte gerade erst begonnen. Es war noch nicht einmal Mitternacht.
Im Bus wurden einige geflüsterte Gespräche geführt. Kathy konnte hören, wie die anderen Studentinnen auf der Rückbank miteinander redeten. Und auch das Ehepaar Hayes sprach leise miteinander. Nur Buck, der Soldat, saß nach wie vor allein. Kathy hätte gerne mit Lizas Freundinnen gesprochen, um abzuchecken, was von Lizas Flirtoffensive zu halten war. Aber sie traute sich nicht, aufzustehen und nach hinten zu gehen. Wenn sie eine solche Aktion startete, würde garantiert Pete auf sie aufmerksam werden. Und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
Außerdem fühlte sie sich den gestylten Amerikanerinnen fremd, viel fremder als der Chinesin Li. Die beiden jungen Frauen waren vom ersten Moment an auf der gleichen Wellenlänge gewesen. Kathy glaubte nicht, dass ein Gespräch mit Sharon, Pearl und den anderen etwas bringen würde.
Inzwischen war Liza Henry noch etwas näher gekommen. Sie rutschte auf dem Bussitz immer weiter nach vorn. Jetzt berührten ihre Beine beinahe Henrys Knie. Von ihrem Platz aus konnte Kathy sehen, wie gut dem Verbrecher die Situation gefiel. Zuvor hatte Henry fast immer mürrisch oder finster geschaut – vor allem, nachdem David ihn davon abgehalten hatte, sich über die Frauen im Bus herzumachen.
Doch nun hatte Henry sein Gesicht zu einem feisten Grinsen verzogen. Das konnte Kathy trotz der schlechten Beleuchtung ganz deutlich sehen. Es gefiel ihm offenbar sehr, von einer jungen Schönheit wie Liza umworben zu werden.
„Eine Million Dollar“, seufzte die Blonde. „Das finde ich so cool. Ich stelle es mir total aufregend vor, wie du lebst, Henry. Ein richtiger Gangster hat doch jede Menge Adrenalin im Blut, nicht wahr? Kann ich nicht einfach bei dir bleiben, wenn ihr das Lösegeld kassiert habt?“
„Bei mir bleiben?“, wiederholte Henry dümmlich.
Liza rutschte noch dichter an ihn heran. „Ja, ich habe mein spießiges Studentinnen-Leben total satt. Und diese Milchbubis auf dem Campus gefallen mir überhaupt nicht. Du bist wenigstens ein richtiger Mann, Henry. Ich wette, du nimmst dir, was du willst.“
Das Grienen des Kriminellen wurde noch breiter. Er griff an Lizas Knie. „Ja, das tue ich. Und ich werde di…“
Henry unterbrach sich selbst, denn Lizas Hand war blitzschnell vorgeschnellt, sie packte die Pistole und riss die Waffe aus Henrys Hosenbund.
„Bleibt, wo ihr seid!“, schrie sie, während sie aufsprang. Sie richtete die Waffenmündung auf Pete, der sich immer noch vorn im Bus befand.
Henry wollte ebenfalls von seinem Sitz hochkommen. Aber Liza bemerkte es und schwenkte die Waffe blitzschnell wieder in seine Richtung.
Panik brach aus. Lizas Freundinnen begannen zu kreischen, ob vor Begeisterung oder Überraschung war unmöglich zu sagen. Pete fluchte laut und obszön. Jay erwachte aus seinem Tiefschlaf.
Buck, der Soldat, war ebenfalls von seinem Sitz hochgeschnellt. „Gut
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