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Glutheißer Höllentrip

Glutheißer Höllentrip

Titel: Glutheißer Höllentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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kämpfte ihre eigene Verzagtheit nieder. Es war auf jeden Fall besser, etwas zu unternehmen, als wie ein Opferlamm auf das Messer des Schlächters zu warten. Doch allmählich begannen sich Hunger, Durst und Erschöpfung bemerkbar zu machen. Jedes Zeitgefühl war ihr abhandengekommen. Kathy besaß keine Armbanduhr; wenn sie wissen wollte, wie spät es war, schaute sie normalerweise auf ihr Handy. Aber das war ihr ja von den Kidnappern abgenommen worden.
    „Es kommt mir vor, als würden wir schon ewig durch diese Einöde laufen“, keuchte sie.
    „Ich schätze, dass wir ungefähr seit einer Stunde unterwegs sind, Kathy. Ich bin ganz gut darin, mich ohne Uhr zeitlich zurechtzufinden. Du hörst dich so an, als könntest du eine Pause gebrauchen. Das kann ich verstehen, aber die Nacht ist kalt. Wir halten uns warm, indem wir laufen. Wenn wir gehen oder sogar stehen bleiben, werden wir unweigerlich frieren. Es ist dann sehr schwer, wieder warm zu werden. Diese Erfahrung habe ich im Manöver oft genug gemacht. Und da mussten wir sogar noch mit Marschgepäck und Gewehr laufen.“
    „Ja, du bist durch deine Militärzeit abgehärtet. Ich komme mir im Vergleich zu dir wie ein völliges Weichei vor.“
    „Unsinn, du hältst dich bisher sehr gut“, sagte Li anerkennend. „Außerdem ist der Mensch sehr widerstandsfähig. Das merken die meisten Leute bloß nicht, weil sie niemals an ihre Grenzen gehen. Bei meinem ersten Gepäckmarsch habe ich geheult und mir die Unterlippe blutig gebissen. Aber meine Kommandantin war eine echte Gewitterziege. Ich wollte ihr nicht den Triumph gönnen, mich aufgeben zu sehen.“ Sie lächelte. „Dieser Gedanke hat mich vorwärtsgetrieben, als mein Körper eigentlich schon nicht mehr konnte. Und du hast auch Power, das weiß ich. Du hast mir von deinem gemeinen Stiefvater erzählt. Manches Mädchen wäre an dieser Erfahrung zerbrochen. Aber du hast überlebt. Du bist stark, Kathy.“
    Lis lobende Worte taten Kathy unwahrscheinlich gut. Noch nie zuvor hatte jemand wirklich anerkannt, was sie ausgehalten hatte. Noch nicht einmal ihre Mom sprach mit ihr darüber, denn die dunklen Jahre mit Richard wurden von Kathys Mutter totgeschwiegen.
    Jedenfalls wirkte Lis Wertschätzung besser als ein Powerriegel. Obwohl sich bei Kathy inzwischen ein leichtes Seitenstechen bemerkbar machte, fiel sie nicht hinter ihrer Gefährtin zurück. Unter ihren Schuhsohlen spürte sie teilweise Sand, aber auch Geröll und hartes Gestein. Sie schaute angestrengt nach vorn, um nicht wieder zu stürzen. Es war zwar finster, dennoch ließ sich im fahlen blassen Mondlicht die Landschaft zumindest schemenhaft erkennen.
    Die beiden jungen Frauen bewegten sich auf einem sanft ansteigenden Hang, der zu einem Vorgebirge gehörte. Weiter vor ihnen ragte in einer Entfernung von mehreren Meilen ein Felsmassiv auf. Kathy versuchte sich zu erinnern. Hatte es in der Umgebung des Diners Berge gegeben?
    Kathy fand es nach wie vor unheimlich schwer, sich in Nevada zurechtzufinden. In ihrer Heimat kannte sie jeden Baum und jeden Strauch. Allerdings bewegte sie sich auch nicht oft in der Natur, außer beim Joggen. Aber auch da lief sie mehr oder weniger automatisch vor sich hin, mit einem MP3-Player bewaffnet. Sie hatte bisher noch niemals ihre Umgebung so intensiv wahrgenommen wie in dieser Nacht ihrer überstürzten Flucht. Befand sich das Diner nun in ihrer unmittelbaren Nähe?
    Kathy war sich nicht sicher. Wenn sie an die Essenspause zurückdachte, fiel ihr hauptsächlich der Augenflirt mit David ein. Wie hatte sie nur so naiv sein können, an diesem Typen Gefallen zu finden? Gewiss, zu der Zeit konnte Kathy nicht ahnen, dass er ein Krimineller war. Und ihre Gefühle für ihn waren immer noch nicht erloschen, wie sie sich eingestehen musste. Schließlich war David derjenige Entführer gewesen, der sich gegenüber den Geiseln am anständigsten verhalten hatte.
    Doch Kathy wollte nicht schon wieder an David denken. Sie benötigte ihre ganze Kraft, um mit Li Schritt zu halten. Ihre Schuhe waren für eine solche Wüstentour völlig ungeeignet. Sie beglückwünschte sich selbst dazu, dass sie wenigstens keine Pumps angezogen hatte. Sonst hätte Kathy nämlich schon längst barfuß laufen müssen. Und das wäre auf diesen teilweise scharfkantigen Steinen eine blutige Angelegenheit geworden. Selbst durch die dünnen Sohlen ihrer Sommerschuhe konnte sie die Härte einiger Felskanten spüren.
    Plötzlich blieb Li stehen und hielt Kathy am Arm

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