Glutheißer Höllentrip
Eingangsbereich des Busses oder die Leberflecke auf Petes Unterarmen. Sie musste sich beherrschen, um nicht ständig auf die Pistole in seiner Hand zu starren.
„Pete, wir …“, begann David, doch der Anführer schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
„Später, David, später. Erst will ich mich etwas näher mit unserer Freundin Kathy unterhalten.“
Pete erhob sich von seinem Sitz. Seine lauernden Bewegungen erinnerten Kathy an einen Puma, den sie einmal im Zoo gesehen hatte, ein Raubtier, bei dem man in jedem Moment mit einem blitzschnellen Sprung rechnen musste. Der Verbrecher kam langsam auf sie zu. Kathy wäre am liebsten weggelaufen, aber das ging nicht. Hinter ihr standen David und Jay. Gewiss, David hätte sie vorbeigelassen. Aber der starke Schwarze füllte mit seinem breiten Kreuz beinahe vollständig die Türöffnung des Busses aus. Und er würde Kathy keinesfalls noch einmal nach draußen lassen, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Sie führte sich vor Augen, dass das Geiselbefreiungsteam mit den Richtmikrofonen jedes Wort hören konnte, das im Bus gesprochen wurde. Wenn die Lage zu brenzlig wurde, würden die Polizisten gewiss eingreifen. Aber dann konnte es für Kathy selbst schon zu spät sein.
Pete stand jetzt unmittelbar neben ihr. Sie konnte seinen Schweiß riechen. Kathy versuchte sich zu erinnern, wie kühl sie früher immer gegenüber ihrem gewalttätigen Stiefvater gewesen war. Aber allmählich war ihre körperliche und seelische Kraft beinahe aufgebraucht. Die Geiselnahme zerrte an ihren Nerven. Das Wasser und die Erdnüsse in der Höhle hatten sie körperlich wieder fit gemacht, aber nicht genug.
Kathy zwang sich dazu, Pete ins Gesicht zu sehen. Er war völlig unberechenbar. Sie konnte an seiner Miene keine Gefühlsregung ablesen. Und das war für sie das Unheimlichste überhaupt.
Pete legte seinen linken Arm beinahe sanft um ihre Schultern. In der rechten Hand hielt er immer noch die schussbereite Waffe. „Wir haben uns richtig Sorgen um dich gemacht, Kathy. Es muss dort draußen in der Wüstennacht sehr kalt sein. Du zitterst ja richtig vor Kälte. Oder gibt es dafür einen anderen Grund?“
Kathy konnte nicht antworten. Es war, als ob ein Ziegelstein quer in ihrer Kehle stecken würde.
Aber Pete erwartete offenbar auch keine Antwort von ihr. Es schien ihm einfach nur zu gefallen, wie sehr er sie in Angst und Schrecken versetzte. Kathy sah an Davids Gesichtsausdruck, wie ätzend der junge Cop dieses gemeine Katz-und-Maus-Spiel fand. Aber es gab nichts, was er dagegen tun konnte, nicht in diesem Moment. David befand sich genau zwischen Pete und Jay, die beide eine Pistole hatten.
Doch der Anführer schoss nicht, noch nicht. Stattdessen terrorisierte er Kathy weiterhin mit Worten. „Liza musste sterben, das war wirklich sehr bedauerlich. Aber sie hat versucht, meine Pläne zu durchkreuzen. Was glaubst du, Kathy? Soll ich dich ebenfalls töten?“
Kathy spürte, dass ihr Leben jetzt nur noch an einem seidenen Faden hing.
David öffnete den Mund, aber Pete warf ihm einen unwilligen scharfen Blick zu. Es war offensichtlich, dass sich der Anführer nicht die Show stehlen lassen wollte.
Der junge Cop presste die Lippen aufeinander. Kathy begriff, dass er sich in einer schrecklichen Zwangslage befand. Es war klar, dass er ihr helfen wollte. Sein Gesicht drückte große Besorgnis aus. Aber er war nach wie vor unbewaffnet, und weder Pete noch Jay würden Gnade oder Rücksichtnahme walten lassen – vor allem nicht, wenn er sich als Police Officer zu erkennen gab. Selbst wenn seine in der Nähe postierten Kollegen anrücken würden, konnte es bis zu ihrem Eintreffen einige Minuten dauern. Dagegen brauchte man nur wenige Sekunden, um einen Menschen zu töten. Und Pete hatte bereits zweimal bewiesen, wie leicht ihm ein Mord von der Hand ging.
Trotz ihrer Todesangst erkannte Kathy in diesem Moment, dass sie David sehr viel bedeutete. Oder war das nur Wunschdenken? Als Cop war er verpflichtet, jedes Menschenleben zu schützen. Aber er sah in Kathy mehr als nur eine x-beliebige Zivilistin, die von Gewaltverbrechern bedroht wurde. Das war spätestens bei dem Kuss vor der Höhle klar geworden.
Doch so richtig konnte sich Kathy über Davids Gefühle für sie nicht freuen. Was, wenn ihr Leben schon in wenigen Augenblicken zu Ende wäre? Dann nützte es ihr auch nichts mehr, dass sich der junge Undercover-Officer offenbar in sie verliebt hatte.
Petes Tonfall wurde
Weitere Kostenlose Bücher