Glutheißer Höllentrip
eine Spur schärfer. „Du sprichst wohl nicht mit jedem, was? Glaubst du, dass du was Besseres bist? Oder hast du mich nicht gehört? Soll ich dich abknallen, Kathy?“
Sie konnte nur panisch den Kopf schütteln. Noch immer brachte sie kein Wort heraus. Der Entführer-Boss war immer noch ganz nahe bei ihr. Sie fand es widerlich, seinen Körper aus nächster Nähe spüren zu müssen.
Pete dagegen blühte förmlich auf. Je mehr Angst er Kathy einjagen konnte, desto besser schien es ihm zu gehen. „So, ich soll dich also nicht umbringen“, höhnte er. „Nun gut, dann will ich auf dich hören. Ja, du brauchst gar nicht so ungläubig zu glotzen, Kathy. Du glaubst wohl, ich wäre ein brutaler Sadist? Nein, wenn du nicht sterben willst, dann darfst du am Leben bleiben. Dein Wunsch ist mir Befehl. Das hättest du nicht von mir erwartet, was?“
Kathy konnte nicht glauben, dass Pete plötzlich eine mitmenschliche Seite zeigte. Und das war auch nicht so, wie sich gleich darauf herausstellte.
„Eure Flucht kann trotzdem nicht folgenlos bleiben“, fuhr Pete fort. „Jemand muss dran glauben, weil du und deine schlitzäugige Freundin abgehauen seid. Aber wenn ich dich nicht töten soll, werde ich eben einer anderen Geisel das Hirn wegpusten. Wen soll ich nehmen, Kathy?“
Sie war fassungslos über die Frage, die Pete ihr soeben gestellt hatte. Immerhin war sie nun zu einer Antwort fähig, wenn auch heiser krächzend.
„W…was?“
„Ist das so schwer zu kapieren, Kathy? Du sollst einen Passagier oder eine Passagierin auswählen, damit ich ihr eine Kugel durch den Kopf jagen kann. Du hast die freie Auswahl, dein Wunsch ist mir Befehl.“
Pete hatte so laut gesprochen, dass er überall im Bus zu verstehen war. Einige Frauen begannen zu weinen. Pete meinte es ernst. Daran zweifelte wohl keine von den Geiseln.
„Nur nicht so schüchtern“, stieß Pete hervor, packte Kathy am Arm und zerrte sie mit sich den Mittelgang hinunter. Bei Carl und Wilma Hayes blieb er stehen. Der alte Mann hatte sich nach seinem Schwächeanfall wieder etwas gefangen. Aber Kathy war sich nicht sicher, ob er eine neuerliche Aufregung überstehen würde.
„Wie wäre es mit einem von den beiden hier, Kathy? Die haben doch sowieso schon lange genug gelebt, oder? Der Alte hat ein schwaches Herz. Wer weiß, wie lange er noch leiden muss. Da wäre es doch das Beste, wenn ich ihm einfach eine Kugel …“
„Halten Sie doch den Mund!“, fiel Kathy Pete ins Wort. Der Anblick von Carl und Wilma Hayes, die zitterten und sich aneinanderklammerten, machte Kathy so wütend, dass sie ihre eigene Angst vergaß.
„Warum knallen Sie mich nicht endlich ab? Ich will nicht, dass einer von den anderen zu Schaden kommt. Ich bin abgehauen, jetzt muss ich auch selbst die Folgen tragen.“
Pete zuckte zusammen. Kathy war sich sicher, dass er im nächsten Moment ein Projektil in ihren Kopf oder ihre Brust jagen würde. Doch dann geschah etwas, womit sie im Leben nicht gerechnet hätte.
Der Kriminelle begann zu lachen.
Pete schien ihren Verzweiflungsausbruch sehr komisch zu finden. Er warf den Kopf in den Nacken und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Jay und Henry lachten nun ebenfalls, und sogar David rang sich ein falsches Grinsen ab. Er musste gute Miene zum bösen Spiel machen.
Der bizarre Heiterkeitsausbruch dauerte einige Minuten. Dann ließ Pete Kathys Arm los, um sich mit der linken Hand die Lachtränen aus den Augenwinkeln zu wischen. In der Rechten hatte er immer noch seine Pistole.
„Du hast Mut, Kleine. Das beeindruckt mich. Es war schon tapfer von dir, überhaupt abzuhauen. Und mir zu widersprechen – das würden sich diese Feiglinge doch niemals trauen.“
Plötzlich und unerwartet verpasste Pete Kathy eine schallende Ohrfeige. Als er danach weitersprach, war seine Stimme scharf und schneidend wie ein Messer. „Ich lasse dich vorerst am Leben. Aber du wirst mich nie wieder nerven, verstanden?“
„Ja, Pete“, presste Kathy hervor. Ihre Wange brannte. Aber noch schlimmer als die Ohrfeige waren die Erinnerungen, die jetzt wieder in ihr hochstiegen. Sie musste an ihren Stiefvater denken, dessen Stimmungen ebenfalls von einem Moment zum nächsten heftig umschlagen konnten. Doch der Schmerz ebbte langsam ab. Kathy war vorerst einfach nur froh, noch am Leben zu sein.
Pete schob seine Pistole in den Hosenbund. Er befahl ihr, sich wieder auf ihren Platz zu setzen. Kathy gehorchte sofort. Sie wollte ihn nicht noch einmal gegen sich
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