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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Depot gelaufen?«
    Ben schüttelt den Kopf.
    »Hat Daniel gesagt, warum er heute unbedingt hinwollte?«
    »Nein, aber er versucht, jedes Mal ein bisschen weiter zu laufen.«
    »Sie nicht?«
    »Wir sind verschieden.«
    »Warum ist Daniel so früh in den Ruhestand gegangen?«
    »Persönliche Gründe. Redet nicht oft darüber.«
    »Wie kann er sich das leisten?«
    »Das weiß ich nicht so genau«, sagt Ben. »Die Lodge, in der er wohnt, hat er geerbt. Er schreibt Bücher. Ich glaube, er unterrichtet auch noch, ein paar Online-Kurse.«
    »Hat er erwähnt, woher er wusste, dass das eine Leiche war?«
    Ben überlegt und schüttelt dann den Kopf.
    »Er hat nur gesagt, dass da im Depot jemand ist, und dann sind wir zurückgelaufen und haben den Sheriff gerufen.«
    »Was können Sie mir noch über ihn erzählen?«
    »Er ist nicht der Täter. Das glauben Sie doch nicht im Ernst, oder?«
    »Ich glaube im Moment gar nicht viel. Ich sammle nur Informationen.«
    »Daniel ist ein guter Mensch. Sie sollten auf keinen Fall Zeit damit verschwenden, gegen ihn zu ermitteln.«
    »Sehen Sie doch, wie die hier draußen leben«, sagt Steve. »Es wundert mich, dass er sich überhaupt herablässt, auf unserem Boden zu joggen.«
    »Mir war in meinem ganzen Berufsleben noch nichts so peinlich«, sagt Sam.
    Als sie auf den Damm einbiegen, hört man im Wagen das rhythmische Du-dumm der Reifen, die über gefugte Zementplatten rollen. Sie sitzen in einem zivilen marineblauen Caprice. Steve fährt.
    »Ein bigotter Idiot zu sein, ist ja das eine, aber wenn man das während der Arbeit zum Ausdruck bringt, im Haus eines Zeugen …«
    »Ich bin nicht bigott«, sagt er. »Ich mag bloß keine reichen Leute. Und wissen Sie, warum? Weil die immer denken, sie stehen über dem Gesetz – dass Regeln für sie nicht gelten.«
    »Sie haben aber nicht ›Scheiß-Reiche‹ gesagt, sondern ›Scheiß-Juden‹.«
    »Ich hab aber Scheiß-Reiche gemeint«, sagt er. »Und hier in der Gegend sind alle Scheiß-Reichen Scheiß-Juden.«
    »Fahren Sie mich zum Revier.«
    »Eine kleine Bemerkung, und schon wollen Sie nicht mehr mit mir arbeiten?«
    »Das habe ich nicht gesagt, aber es wundert mich, dass Sie mit mir arbeiten wollen«, sagt sie. »Wo ich doch eine Scheiß-Jüdin bin«, provoziert sie ihn. Tatsächlich ist das eine glatte Lüge.
    »Ist nicht wahr? Oh, Mist, tut mir leid. War nicht so gemeint. Ich wollte Sie nicht … Ich wollte nur …«
    Bevor sie etwas sagen kann, klingelt ihr Handy.
    »Es gab hier im letzten Jahr viel mehr Brände, als ich auf dem Schirm hatte«, sagt Gibson.
    »Wir müssen mit allen reden, die wegen Brandstiftung verhaftet oder verdächtigt wurden.«
    »Ich arbeite schon an einer Liste, und ich habe Männer geschickt, um sämtliche Brandorte zu überprüfen.«
    »Nur Männer?«
    »Hä?«
    Selbst ein guter, freundlicher alter Bulle ist Sexist. Kein Wunder, dass junge Rednecks wie Steve Phillips Rassisten sind.
    »Steve wird jetzt die Leichenhallen und Krematorien in der Umgebung überprüfen, und ich befrage den Professor. Ist es okay, wenn wir uns heute Abend alle zur Besprechung auf dem Revier treffen?«
    »Ganz, wie Sie wollen. Es ist Ihre Ermittlung, und die Überstunden sind schon genehmigt.«
    »Danke.«
    »Wollen Sie Davis wirklich allein befragen?«
    »Ja«, sagt sie. »Ich kann nicht riskieren, dass Steve ihn Kathole oder Kanake oder elenden irischen Bastard nennt.«

9
    Während Sam über die schmale, unbefestigte Straße zu Daniels Lodge fährt, telefoniert sie mit einer Freundin von der Florida State University. Sie will wissen, warum Daniel so früh in den Ruhestand gegangen ist. Um das Sträßchen zu erreichen, das sie nun vorsichtig entlangfährt, musste sie hinter Bayshore fünf Meilen über eine leere Landstraße fahren. Nun ist sie schon fast zwei Meilen auf diesem Sträßchen unterwegs und hat die Abzweigung nach Louisiana Landing immer noch nicht gefun­den.
    Die Zufahrt dorthin erweist sich schließlich als besserer Feldweg, dem sie noch fast eine Meile bis zu dem ländlichen alten Haus folgen muss, also hat sie reichlich Zeit, mit Tweeta, der Sekretärin des Dekans am Kriminologischen Institut, zu reden, und ihrer mütterlichen Freundin zu erklären, was sie wissen muss und warum.
    Das alte, zweistöckige französische Kolonialhaus ist mit weißen Schindeln verkleidet, die dringend gestrichen werden müssten, hat ein steiles, ziegelgedecktes schwarzes Giebeldach und hohe, schmale Fenster und Türen. Als sie näher

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