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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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zuckt mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Wo war die Bibel aufgeschlagen?«
    Sam reicht sie ihm. Aufgeschlagen ist das Buch Genesis, Kapitel zweiundzwanzig und dreiundzwanzig, aber es ist kein Vers unterstrichen, farbig hervorgehoben oder in anderer Weise markiert.
    »Nachdem ich begriffen hatte, dass er nicht von seiner ersten Opferung, sondern von der ersten Opferung spricht, habe ich die Seiten gelesen, die er aufgeschlagen hat«, sagt sie. »Es geht da um Abraham, der seinen Sohn Isaak auf den Berg im Land Morija geführt hat, um ihn dort als Brandopfer darzubringen.«
    Daniel nickt, während er die Passage überfliegt.
    »Ich denke aber, das könnte eine Falle sein«, fährt sie fort. »Unten auf der Seite ist eine Anmerkung, in der es um andere Opferungen geht, also war das offenbar nicht die erste, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Da steht, dass Abraham schon eines dargebracht hat, als er einen Bund mit Gott schloss. Noah ebenfalls – und zwar vor ihm. Und davor haben Kain und Abel Opfer dargebracht. Gott hat Abels Opfer angenommen und das von Kain abgelehnt, und Kain hat Abel getötet.«
    Daniel nickt.
    »Es ist eine Falle. Nach den Geschichten der Genesis haben nicht die Menschen das erste Opfer dargebracht. Sondern Gott.«
    »Gott?«
    »Als er Tiere tötete, damit Adam und Eva sich bedecken konnten, nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten und merkten, dass sie nackt waren.«
    »Aber was ist da der Hinweis?«
    »Wiederhole noch mal, was er gesagt hat.«
    »Suche und du wirst finden, wenn du suchst, wo das erste Opfer dargebracht wurde. Wo also könnte das sein?«
    »Im Garten Eden«, sagt er.
    »
Im Garten Eden?
Wo zum Teufel ist das?«
    Er lächelt.
    »Das weiß ich zufällig.«
    »Elvy E. Callaway, Anwalt der National Association for the Advancement of Coloured People, Baptistenpfarrer und Neffe des Confederate General John Bell Hood, kandidierte 1936 erfolglos für das Amt des Gouverneurs, und er war überzeugt, dass der ursprüngliche Garten Eden bei Bristol, Florida, in der Nähe des Apalachicola River gelegen hatte. Er glaubte, dass er nicht Gouverneur geworden war, weil er für Gott wichtigere Aufgaben zu erledigen hatte, zum Beispiel, den absoluten Beweis für den Bericht der Genesis über Gottes sinnvolle Schöpfung zu erbringen.
    Seine Gewissheit, dass der Garten Eden in Bristol, Florida, gelegen haben musste, beruhte nicht zuletzt auf der Tatsache, dass laut Genesis sämtliche Spezies aller Pflanzen und Bäume in diesem Garten wuchsen, auch Gopherholzbäume – die nur an einem Ort auf der Welt vorkommen. Callaway führt ins Feld, dass Noah seine Arche aus Gopherholz baute, und als die Erde dann überflutet wurde, trieb er fünf Monate dahin, um schließlich auf dem Berg Ararat zu landen.«
    »Das ist jetzt ein Witz, oder?«, sagt Sam.
    »So einen Mist kann man unmöglich erfinden«, sagt Daniel.
    Sie rasen unter einem wolkenverschleierten Mond den Highway 20 entlang auf Bristol zu. Die Nacht ist dunkel, die Straße leer, und Nebel schluckt das Licht ihrer Scheinwerfer.
    »Das ist doch … Ich weiß nicht, was ich zu so was sagen soll.«
    »Du würdest staunen, wie viele Leute in Nordflorida daran glauben.«
    Sie fährt, beschleunigt auf über neunzig Meilen. Die Sirene ist ausgeschaltet, doch die leuchtend blaue Warnblinkanlage hinter dem Kühlergrill sorgt dafür, dass am Seitenstreifen grasende Rehe wachsam und mit aufgerichteten Ohren zu ihnen hinüberblicken.
    »Ich wäre schockiert, obwohl ich gar nicht weiß, warum. Müsste ich nicht sein. Warum macht er das jetzt? Es ist ganz anders als sonst. Findest du nicht?«
    Er nickt.
    »Genau wie mit Ben. Es ist ein Spiel. Er hat seinen Spaß mit uns, zeigt uns, wie überlegen er ist. Scheucht uns her­um, damit wir immer beschäftigt, müde und abgelenkt sind.«
    »Meinst du, er glaubt, wir kommen zu nah ran?«
    »Wahrscheinlich will er das verhindern.«
    »Wäre es möglich, dass wir näher dran sind, als wir denken?«
    »Alles ist möglich«, sagt er, »aber wenn wir nichts davon wissen, wäre das dann doch die Negation?«
    Sie lacht.
    »Was ist?«
    »Ab und zu klingst du wie ein Professor.«
    »Tut mir leid«, sagt er.
    »Nein, das gefällt mir«, sagt er. »Es gibt mir das Gefühl, dass ich …«
    »Dass du was?«
    »Nichts.«
    »Sag’s mir.«
    »Es ist albern. Ich weiß gar nicht, warum ich … War nur so ein Gedanke.«
    »Was war es?«
    »Nichts. Wirklich.«
    »Bitte.«
    »Lieber nicht.«
    »Okay.«
    »Ich wollte sagen, dass es

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