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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Boettcher
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verspäteter
Aprilscherz?“
    „Nein Sören ist es nicht, du bist
ab sofort mein Stellvertreter und Chef vom Dienst.“
    „Branco?“
    „Nein Sören, nicht jetzt … dass
können wir in der Frühstückspause besprechen. Schließ jetzt bitte die Tür und
setz dich rechts neben mich.“
     Noch immer konnte ich es nicht
glauben, schließlich war ich doch erst 24 Jahre alt. Andere studieren da noch
oder beginnen gerade mal ein Volontariat.
    Da saß ich also nun. Es war noch
nicht mal vier Jahre her, als ich zum ersten Mal einen kleinen Bericht hier
abgab. Das Ding war noch nicht mal besonders spektakulär. Es ging um das 25jährige
Dienstjubiläum des Polizeichefs.
    Na gut, meine Berichte und
Reportagen unterschieden sich deutlich von dem Einheitsbrei der anderen
Kollegen. Sie wirkten stets lebendiger, so als ob man wirklich gerade mittendrin
wäre.
    Dieser besondere Stil brachte mir
2003 sogar den Förderpreis für junge Journalisten und eine Einladung zum
Bundespresseball in Deutschland ein. Dort wird dieser Förderpreis jährlich,
auch an herausragende Talente des deutschsprachigen Auslands vergeben.
    „Sören würdest du jetzt bitte den
Vertrag unterschreiben, damit wir endlich zur Tagesordnung übergehen können?“
    „Äh, welchen Vertrag Branco?“
    „Den der direkt vor deiner Nase
liegt mein Bester. Sag mal träumst du Sören?“
    „Ja, äh … ich meine nein.“
    Mechanisch unterschrieb ich den
Vertrag, doch im nächsten Augenblick gingen meine Gedanken wieder auf
Wanderschaft.
    An Konzentration war einfach nicht
zu denken an diesem Tag, denn zu sehr beschäftigte mich die Frage, wie es Marco,
im Wiener Hof ergehen würde.
    Branco bemerkte dies natürlich
auch, deshalb gab er mir nach Ende der Sitzung für den Rest des Tages frei.
    Wow, das war der
einzige Gedanke, zu dem ich im ersten Moment fähig war, als ich zum ersten Male
die Küche des Wiener Hofes betrat. Es war der Hotelchef persönlich, welcher
mich dorthin geleitete und mir alles zeigte. Als er mir dann meine Aufgabe
stellte, staunte ich nicht schlecht.
    „Nun Herr Stampone, wir
erwarten zum Mittagessen einen hochkarätigen Gast aus dem britischen
Königreich. Ihre Aufgabe besteht darin, aus so wenig Mitteln wie möglich, ein
schmackhaftes Mahl zu bereiten. Einer unserer Beiköche wird sie dabei ein wenig
unterstützen. Der Gast wird um 13 Uhr erwartet, sie haben also noch genau zwei
Stunden Zeit. Viel Erfolg.“
    ‚Zwei Stunden‘, dachte
ich, ok das wird reichen.
    Schnell verschaffte ich
mir, gemeinsam mit dem Angestellten, einen Überblick. Dann entschied ich mich,
selbstgemachte Tortellini, in Schinkenrahmsoße, mit überbackenem Käse zu
servieren. Meinem Beikoch überließ ich hierbei das Hacken des Käses und der
Kräuter, sowie die Vorbereitung der Schinkenwürfel.
    Ein Abseits stehender
Angestellter beobachte uns die ganze Zeit und sah dabei besonders mir auf die
Finger. Da ich unter Zeitdruck stand, dachte ich mir aber nichts weiter dabei.
Sollte er doch ruhig gucken.
    Am Ende blieb mir sogar
noch Zeit, um ein paar frische Pizzabrötchen zu backen und ein wenig
Kräuterbutter vorzubereiten.
    Nachdem der Gast dann
um 13 Uhr das Hotel-Restaurant betreten hatte, war meine Arbeitsfläche bereits
gereinigt und ich wartete geduldig auf das Ergebnis.
     Gegen 14 Uhr wurde ich
ins Restaurant gebeten und zu dem Tisch geleitet, da der Gast sich in einem
persönlichen Gespräch bei mir bedanken wolle. Als ich sah wer dort saß,
rutschte mir zunächst das Herz in die Hose. Es war niemand Geringeres als der
,Naked Chief‘, Starkoch Jamie Oliver, den ich bis dahin, höchstens aus dem Fernsehen
kannte.
    Als Sören und ich uns,
dann nachmittags, endlich beim Onkel Franz trafen und uns gegenseitig
berichteten, wie es bei uns gelaufen war, schlossen wir uns überglücklich in
die Arme. Schließlich hatten wir beide einen Arbeitsvertrag in der Tasche, der
nicht nur unser finanzielles Budget für die nächsten Jahre sichern würde,
sondern es sogar erlaubte uns ein kleines Häuschen, direkt in Haiderbach zu
mieten.
    Ein passendes Objekt
neben der alten Pfarrei konnten wir, dank Schwiegeronkels Hilfe, sofort
besichtigen. Die Vermieterin, eine etwa 62jährige Dame aus Wienchen, führte uns
durch sämtliche Räume und erklärte uns freundlich, dass man zwar erst
renovieren müsse, sie uns dafür aber die ersten beiden Mieten erlassen würde.
    „Wissen Sie, es ist
kein Problem für mich, dass Sie beiden schwul sind. Für mich zählt nur, es sind
zwei

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