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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Boettcher
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den üblichen Bewerbungsunterlagen, auch ein nagelneues
Messerset sowie passende Berufsbekleidung bereitliegen. Diese Utensilien hatten
mir meine Brüder Andrea und Silvio nachträglich zu meinem achtzehnten Geburtstag
geschenkt. Nur was wäre wenn dieser Traum, wie eine Seifenblase, zerplatzen
würde? Sören spürte meine Unsicherheit, er nahm meine Hand und schaute ganz
fest in die Augen. Was er dann sagte, wirkte wie eine Motivationsdroge auf
mich.
    „Marco Schatz, ich
glaube an dich. Du bist doch jetzt schon ein super Koch. Sei einfach du selbst
und zeige denen, was du kannst.“
    Inzwischen war es 7:00
Uhr geworden und es schellte an der Haustür. Damit ich in Ruhe meinen Kaffee
trinken konnte, stand Sören auf und öffnete. Wenig später trat Andrea ein, kam
auf mich zu, umarmte mich, Küsschen links, Küsschen rechts, erst dann setzte er
sich auf einen freien Stuhl. Sören brachte eine weitere Tasse und schenkte ihm
Kaffee ein. Mein Bruder nahm einen Schluck und ließ diesen genüsslich die Kehle
runter gleiten.
    „Mmm der ist wirklich
gut, weckt die Lebensgeister. Übrigens kleiner Bruder, wir beiden haben noch Zeit.
Ich habe, während du in Köln auf der faulen Haut lagst, meine Beziehungen
spielen lassen. Du hast heute ab 10:30 Uhr, ein Probekochen in der Küche des
Wiener Hof‘s.“
    Als Andrea das so ganz
nebenbei erwähnte, hätten Sören und ich, uns beinahe an unserem Kaffee die
Zungen verbrüht.
    Der Wiener Hof ist
nämlich nicht irgendein Hotel, sondern das älteste und renommierteste Haus in
Haiderbach. Dort steigt die Prominenz ab, wer dort logiert, hat es geschafft.
In diesem Hause werden nur die besten Spitzenkräfte Österreichs beschäftigt.
    Wir schauten ihn an, wie
hypnotisierte Kaninchen.
    „Andrea du macht Witze
oder?“
    „Sören, Marco schaut
mich an, sehe ich aus als würde ich Witze machen … können diese Augen lügen?“
    Nein, das konnten sie
natürlich nicht. Andrea war immer schon dafür bekannt, dass er stets die
Wahrheit sagt. Eine Eigenschaft, die ihm auch schon den Zorn unseres Vaters
einbrachte, als er ihm vor vier Jahren ins Gesicht sagte, ‚du kannst mich mal
ich werde deine kleine Klitsche niemals übernehmen.‘
    Damals hätte mein Vater
ihn am liebsten verprügelt, da er aber wusste, dass Andrea um einiges stärker
war, ließ er seine Wut an mir aus, als ich versehentlich in der Küche einen
Teller zerbrach. Noch heute ergreift mich die Angst, wenn ich mich an diese
Situation erinnere.
    „Sören ich fahre dich
jetzt zur Redaktion und du kleiner Bruder ziehst dich in der Zwischenzeit um.“
    Eine letzte Tasse Kaffee, ein Kuss
zum Abschied und im nächsten Moment fand ich mich in Andreas Landrover wieder.
Draußen hatte es die ganze Nacht geschneit, alles sah aus wie in weiße
Zuckerwatte getaucht. Bereits als Kind liebte ich den Winter. Wie viele
unzählige Schneeballschlachten und Schlittenrennen hatte ich mir mit Kindern, aus
den umliegenden Dörfern, am Fuße des Wilden Kaisers geliefert. Majestätisch lag
er in der langsam aufgehenden Morgensonne. Wieder einmal geriet ich bei diesem
Anblick ins Träumen.
    Was dieser Berg wohl alles erzählen
würde, wenn er reden könnte?
    -Auch heute noch - Jahre später,
freue ich mich jedes Mal, wenn Marco und ich in unsere alte Heimat
zurückkehren, um hier gemeinsam unseren Sommer-, oder Winterurlaub zu
verbringen.-
    „Sören?“
    „Ja Mar …, äh Andrea?“
    „Willst du im Auto überwintern?“
    „Nein wieso?“
    „Weil wir längst am Ziel sind.“
    Dass wir inzwischen das
Verlagsgebäude erreicht hatten, hatte ich vor lauter Träumen überhaupt nicht
mitbekommen. So bedankte ich mich nur kurz bei Andrea stieg aus, trat ins
Gebäude und begab mich auf direkten Weg zum Konferenzraum.
    Es waren noch fünf Minuten Zeit bis
zum Sitzungsbeginn, aber seltsamerweise schienen bereits alle auf mich zu
warten. Gerade hatte ich den Raum betreten und die Tür noch nicht geschlossen,
als Branco auch schon anfing zu reden.
    „Meine Herren, bitte begrüßen Sie
gemeinsam mit mir den neuen, stellvertretenden Redaktionsleiter, des
Haiderbacher Tag.“
    Alles drehte sich um und blickte in
meine Richtung, ich trat einen Schritt zur Seite und blickte ebenfalls zur Tür,
um zu sehen wer da wohl hinter mir reinkommen würde. ‚Das kann nicht sein‘,
dachte ich. Selbst als die Kollegen der Reihe nach aufstanden und zu mir
rüberkamen, um mir zu gratulieren, realisierte ich immer noch nicht, was gerade
passierte.
    „Ist das jetzt ein

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