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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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dafür einsetzen zu dürfen. Seine Mutter war zweifellos nie glücklich gewesen, und sie hatte nichts unternommen, um daran etwas zu ändern. Was seinen Vater betraf, so war Jones unschlüssig. Er wusste nichts über den Mann, der die Familie verlassen hatte, als Jones zwölf Jahre alt war, und der auch davor kaum zu Hause gewesen war.
    In der letzten Zeit hatte er mit seinem Therapeuten oft über Abigail, seine Mutter, gesprochen, die inzwischen seit fast zwanzig Jahren tot war. Die Erinnerung an sie erwachte zu neuem Leben, sobald Jones Zigarettenqualm einatmete; dann konnte er ihre Stimme in seinem Kopf hören. Das liebe ich so an dir, Jones, sagte sie immer, um dann eine gemeine Bemerkung hinterherzuschieben. Am Tag vor dem Schlaganfall hatte sie über Kopfschmerzen geklagt. Er hatte ihr geraten, eine Schmerztablette zu nehmen, und sie hatte geantwortet: Das liebe ich so an dir, Jones. Du bist das Mitgefühl in Person. Möglicherweise waren das ihre letzten Worte an ihn gewesen. Er wusste es nicht mehr. Damals klagte sie ständig über irgendwelche Probleme, über ihre mannigfaltigen Symptome und die immer häufiger werdenden Arztbesuche, sodass er zu erschöpft gewesen war, um ihre Beschwerde noch ernst zu nehmen, genauso wenig wie den bösen Kommentar.
    »Fühlen Sie sich schlecht deswegen?«, hatte der Doktor während einer Sitzung gefragt.
    »Nein«, sagte Jones, »eigentlich nicht.«
    Dr. Dahl wollte, dass er weitersprach. Jones rutschte auf seinem Sessel herum. »Ich meine, es verging kein Tag ohne Beschwerden. Ist doch logisch, dass der Ernstfall irgendwann eintreten würde, oder? Irgendwann würde sie richtigliegen.«
    Der Doktor blinzelte langsam, dann sagte er:
    »Ich wollte eigentlich wissen, ob Ihnen die letzten Worte Ihrer Mutter etwas ausmachen.«
    Die Frage traf Jones wie eine beschämende Ohrfeige. Die Röte stieg ihm ins Gesicht. Er war sprachlos.
    »Sie haben einen Großteil Ihrer Jugend darauf verwendet, sich um sie zu kümmern«, fuhr Dr. Dahl fort, »Sie haben selbst zugegeben, dass Sie Ihre Wünsche und Pläne hintangestellt haben, weil Sie sich verpflichtet fühlten, bei ihr zu bleiben.«
    »Das war nicht der einzige Grund.«
    »Ich weiß. Über die anderen Gründe haben wir gesprochen. Sarahs Tod, der Sie stark belastet hat, die überwältigenden Schuldgefühle. Aber Ihre Mutter war teilweise dafür verantwortlich, wie Sie mit dem Problem umgegangen sind. Sie waren damals noch ein Kind. Mit der richtigen Anleitung hätten Sie die Situation ganz anders bewältigen können.«
    Jones nickte langsam und versuchte, ein unbewegtes Gesicht zu machen. Die Situation . Das klang so harmlos, es klang nach einem Blechschaden oder nach einem Baseball, der in die Fensterscheibe eines Nachbarn geflogen war, nach einer Notlüge. An einem dunklen Frühlingsabend hatte er ein unschuldiges Mädchen sterben sehen, und er hatte ihren Leichnam im Wald zurückgelassen. Sarahs Tod und seine Feigheit waren Jahrzehnte später ans Licht gekommen und hatten seine Karriere und sein Leben zerstört. Die Situation.
    Der Doktor redete immer noch über Abigail.
    »Sie haben versucht, ein guter Sohn zu sein. Hat sie sich je bedankt? Hat sie je ein nettes Wort für Sie übrig gehabt?«
    Es kostete Jones alle Kraft, den Schein der Gelassenheit zu wahren. In ihm brodelte es, in ihm kochte eine Suppe aus Wut und Angst. Er wusste nicht, was das war, er wusste nur, dass es ihm Angst machte. Er machte sich selber Angst. Als junger Mann hatte er sehr starke emotionale Höhen und Tiefen erlebt, was zur Folge hatte, dass er in Kneipenschlägereien verwickelt war (einmal hatte er einem vollkommen fremden Mann für einen Kommentar, an den er sich heute nicht einmal mehr erinnern konnte, einen Kinnhaken verpasst), aggressiv Auto fuhr (einmal hatte er fast ein fremdes Auto von der Straße abgedrängt, dessen Fahrer ihm die Vorfahrt genommen hatte, er war ausgestiegen und hatte da erst bemerkt, dass auf dem Fahrersitz ein verschrecktes, weinendes junges Mädchen saß) und sogar bei der Arbeit unangenehm auffiel (als Berufsanfänger hatte er wegen unnötiger Gewaltanwendung gleich zwei Untersuchungsverfahren über sich ergehen lassen müssen). Seine Erinnerungen an die Vorfälle waren seltsam verschwommen, aber er konnte sich nur zu gut an das Gefühl davor erinnern. Genauso fühlte er sich jetzt. Maggie hatte ihn beruhigt, sie hatte ihn vor seiner Wut gerettet und vor dem Schaden, den er sich und anderen zufügen wollte.
    »Ich glaube,

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