Gnade
was?«
»Es ist schwer zu glauben, dass dich überhaupt eine Frau nimmt!«
»Laurant ist kurzsichtig. Ich habe ihr weisgemacht, ich sähe gut aus, und sie hat es mir abgenommen. Sie wohnt übrigens bei Mum und Dad, bis wir alle zur Hochzeit nach Iowa fahren. Was machst du denn heute Abend?«
»Ich gehe zu einem Wohltätigkeitsdinner – genau gesagt, ich muss dahin«, erwiderte Theo. »Also, was willst du?«
»Ich dachte einfach, ich rufe dich mal an und sage Hallo.«
»Na klar! Du willst doch was! Was ist los? Sag schon, Nick, sonst komme ich noch zu spät.«
»Theo, du musst lernen, einen Gang zurückzuschalten. Du kannst dich nicht dein ganzes Leben lang abhetzen. Ich weiß doch, was dahinter steckt. Du glaubst, wenn du dich in der Arbeit vergräbst, denkst du nicht so oft an Rebecca. Sie ist seit vier Jahren tot, aber du …«
Theo schnitt ihm das Wort ab. »Ich liebe mein Leben, wie es ist, und ich bin jetzt nicht in der Stimmung, über Rebecca zu reden.«
»Du bist ein Workaholic.«
»Rufst du an, um mir einen Vortrag zu halten?«
»Nein, ich wollte fragen, wie es dir geht.«
»Aha.«
»Du bist in einer schönen Stadt mit schönen Frauen, kannst unglaublich gutes Essen …«
»Was willst du?«, wiederholte Theo noch einmal.
Nick gab auf. »Tommy und ich wollen morgen mit deinem Segelboot hinaus.«
»Pater Tom ist da?«
»Ja. Er ist mit Laurant und mir hergekommen«, erklärte Nick.
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe: Du und Tommy wollt mein Segelboot benutzen, und keiner von euch kann segeln, ist es so?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Wie wär’s mit meinem Fischerboot? Warum nehmt ihr nicht lieber die Mary Beth? Die ist viel stabiler.«
»Wir wollen nicht angeln, wir wollen segeln!«
Theo seufzte. »Versucht bitte, das Schiff nicht zu versenken, ja? Und nehmt bloß Laurant nicht mit! Die anderen mögen sie, und wir wollen doch nicht, dass sie ertrinkt. Nick, ich muss jetzt wirklich los.«
»Warte! Es gibt da noch etwas.«
»Was denn?«
»Laurant hat mich schon die ganze Zeit gedrängt, dass ich dich anrufen soll.«
»Ist sie da? Dann lass mich mit ihr sprechen«, bat Theo. Er setzte sich aufs Bett und merkte, dass er sich gleich besser fühlte. Nicks Verlobte übte eine bestimmte Wirkung auf sämtliche Buchanan-Brüder aus. Sie schaffte es immer, dass sie sich in ihrer Gesellschaft wohl fühlten.
»Sie ist gerade nicht da. Sie ist mit Jordan ausgegangen, und du kennst ja unsere Schwester. Weiß Gott, wann sie nach Hause kommen! Jedenfalls habe ich Laurant versprochen, dass ich dich aufspüre und frage …«
»Was?«
»Sie möchte, dass ich dich frage – aber eigentlich ist das überflüssig«, sagte Nick. »Es versteht sich ja von selbst.«
Theo bewahrte die Geduld. »Was versteht sich von selbst?«
»Dass du mein Trauzeuge bist.«
»Und was ist mit Noah?«
»Er kommt natürlich zur Hochzeit, aber ich rechne fest damit, dass du mein Trauzeuge bist. Ich dachte, du hättest es bereits eingeplant, aber Laurant meinte, ich solle dich auf jeden Fall ausdrücklich fragen.«
Theo lächelte. »Ja, okay, ich mach’s.«
»Gut.« Nick atmete auf. Er war es gewohnt, dass sein Bruder nie viele Worte machte. »Hast du deine Rede schon gehalten?«
»Nein, erst morgen Abend.«
»Und wann bekommst du den Preis?«
»Es ist eine Auszeichnung, und ich bekomme sie überreicht, bevor ich meine Rede halte.«
»Wenn du versagst und all die bewaffneten Polizisten einschläferst, dann können sie dir das Ding wenigstens nicht wieder wegnehmen.«
»Ich lege jetzt auf.«
»Hey, Theo, denk nicht ständig an die Arbeit! Schau dir die Stadt an. Geh alles ein bisschen gelassener an. Gönn dir ein wenig Spaß. Hey, ich hab eine Idee … ruf doch Noah an. Er hat momentan in Biloxi zu tun. Er könnte nach New Orleans kommen, und ihr beide amüsiert euch.«
Wenn jemand wusste, wie man sich amüsierte, dann war es Noah Clayborne. Nachdem der FBI-Agent bei etlichen Fällen mit Nick zusammengearbeitet und Theo später bei einigen seiner Ermittlungen als Bundesanwalt für das Justizministerium assistiert hatte, war er ein enger Freund der Familie geworden. Noah war ein netter Kerl, aber er hatte eine etwas seltsame Auffassung von Spaß. Theo war nicht sicher, ob er im Augenblick einen Abend mit Noah überleben würde.
»Okay, vielleicht«, antwortete er zögernd. »Bis dann.«
»Bis bald. Und grüß Noah von mir!«
Theo legte auf, erhob sich und krümmte sich sofort wieder zusammen, weil
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