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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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und warteten. Eine Schwester presste die Hände auf die Ohren und wimmerte leise.
    Michelle hatte sich den schweren Feuerlöscher geschnappt und hielt ihn wie einen Baseballschläger. Sie postierte sich seitlich der Tür, aber weit genug entfernt, dass sie nicht getroffen wurde, falls der Schütze die Tür aufstieß. Dann knipste sie das Licht aus und wartete. Sie gestattete sich nicht, an Theo zu denken. Im Moment zählte nur eins: Der Verbrecher musste aus dem OP fern gehalten werden.
    »Wenn hier drin jemand einen Schuss abgibt, dann fliegt das ganze Stockwerk in die Luft«, prophezeite Landusky. »Die Sauerstofftanks und das …«
    »Schsch«, zischte Michelle. Sie und alle anderen des Teams waren sich der Gefahren durchaus bewusst.
    Michelle lauschte. Was war das für ein leises Surren? Es klang wie eine Zentrifuge. Dann fiel es ihr siedend heiß ein: Die Willie-Nelson-Kassette spulte sich automatisch zurück und würde bald wieder von vorn ablaufen. Der Rekorder stand mit einem sterilen Tuch abgedeckt auf dem Tisch an der Wand, direkt gegenüber der Tür.
    Michelle hätte am liebsten nach Theo gerufen, aber das war natürlich nicht möglich. Lieber Gott, lass ihm nichts passiert sein! Wenn er verletzt ist … Dann rief sie sich zur Ordnung. Sie durfte jetzt nicht an so etwas denken. Wo war Noah bloß? Warum kam er Theo nicht zu Hilfe? Oder war er auch draußen auf dem Flur? Theo, pass bitte auf dich auf!
     
    Theo kauerte hinter der Liege. Er war bereit. Er hörte nichts, aber er spürte, dass der Mann näher kam. Als Preston schließlich um die Ecke stürmte und eine Salve abfeuerte, trat Theo mit aller Wucht gegen die Liege. Sie prallte gegen seinen Gegner, hielt ihn aber keineswegs auf. Preston packte sie und stieß sie mit seiner ganzen Kraft wieder in Theos Richtung.
    Theo wurde gegen die Wand geschleudert und ging zu Boden. Bevor Preston die Liege aus dem Weg schaffen konnte, um ein freies Schussfeld zu haben, rollte sich Theo darunter und schoss. Die Kugel bohrte sich in Prestons linken Schenkel. Aber auch das schien ihn nicht zu behindern. Sein leeres Magazin polterte auf den Boden, und er lud nach. Theo brüllte wie ein angreifender Bär. Er hob die Liege mit einer Schulter hoch, packte sie und benutzte sie als Rammbock. Nun drängte er Preston zurück. Theo schoss durch die Matratze hindurch, die gleich darauf herunterfiel. Preston wirbelte in dem Moment herum, und die Kugel streifte seine Schulter.
    Der Mistkerl zuckte nicht einmal zusammen. Was, zur Hölle, war nötig, um ihn endlich niederzustrecken? Preston ergriff die Flucht und lief um die Ecke. Theo zielte und feuerte einen weiteren Schuss auf ihn ab. Klick. Nichts geschah. Das Magazin war leer. Er holte das zweite Magazin, das Noah ihm gegeben hatte, aus der Tasche, und lud die Glock nach, dann duckte er sich schnell, denn Preston eröffnete in dem Moment das Feuer auf ihn. Eine Kugel pfiff ganz knapp an seiner Stirn vorbei. Wie viel Schuss hatte der Kerl denn noch? Wenn Theo Glück hatte, nur noch zwei, höchstens drei. Als er sich erneut bückte, um sich aus der Schusslinie zu bringen, spürte er einen sengenden Schmerz im Arm. Die Liege lag glücklicherweise auf der Seite. Theo robbte über den Boden, um dahinter Deckung zu suchen.
    Preston machte unterdessen einen Satz vorwärts, um Theo im Blick zu behalten. Er lief auf ihn zu, aber Theo streckte einen Fuß aus und trat seinem Angreifer gegen das Knie. Dieser Dreckskerl ging noch immer nicht zu Boden! Er taumelte rückwärts und schoss in die Decke.
    In dem Augenblick hörte Preston, wie hinter der Ecke Türen aufflogen. Er hatte keine Gelegenheit, sich umzusehen. Er war nur wenige Meter von einem dunklen Raum entfernt und wusste, dass es höchste Zeit war, hier rauszukommen. Er stürzte in den OP, in der Hoffnung, dass es dort einen Ausgang gab.
    Preston blieb stehen, blinzelte in der Dunkelheit und horchte. Dann wich er von der Tür zurück. Er drehte sich um und stand, ohne es zu wissen, direkt vor Michelle. Der Lauf seines Revolvers deutete in ihre Richtung, doch er konnte noch immer nichts erkennen.
    Michelle hörte, wie der Mann keuchte. Er war mittlerweile sehr nah. Noch ein Schritt, und er würde gegen sie stoßen. Sie wusste, dass sie zurückweichen musste, um richtig ausholen zu können. Aber dann würde er sie hören. Warum bewegte er sich nicht? Hatte er inzwischen etwa doch gespürt, dass sie unmittelbar neben ihm stand? Sie musste ihn ablenken. Irgendetwas musste ihn dazu

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