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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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leise.
    »Los!«, raunte Noah.
    Sie huschten auf den Flur. Jeder visierte sofort sein Ziel an und feuerte.
    Noah hatte Monk zwar erwischt, aber der Killer versuchte trotzdem zu fliehen. Er riss die Tür zum Treppenhaus auf und verschwand. Noah nahm die Verfolgung auf – er wusste, dass Theo ihm den Rücken frei hielt. Als er zur Tür kam, presste er sich an die Wand, drückte die Tür einen Spaltbreit auf und schoss. Monk erwartete ihn bereits. Er feuerte zur gleichen Zeit. Die Kugel schlug in der Tür ein, und Noah sprang instinktiv zurück. Ein Kugelhagel folgte und traf anscheinend die Wand neben der Tür. Der Lärm war ohrenbetäubend, aber Noah glaubte dennoch, den Schrei einer Frau zu hören. Sicher war er sich allerdings nicht. Er spähte über die Schulter und sah, dass Theo rannte und gleichzeitig schoss. Der Mann, den er jagte, floh in den OP-Bereich.
    Geh nach rechts. Geh nach rechts. Weg von Michelle! Theo folgte Preston. Er rannte durch die Tür, ließ sich sofort fallen und robbte zur linken Ecke. Er betete zu Gott, dass Preston versuchte, einen anderen Ausgang zu erreichen und dann wieder zurückkam. So würde er ihm direkt in die Arme laufen.
    Die Glock in seiner Linken war inzwischen leer, aber er hatte keine Zeit, sie zu laden. Er lugte um die Ecke und bemerkte, dass die Flügeltür hin und her schwang. Theo war davon überzeugt, dass Preston ihm dort auflauerte, und kam schnell auf die Füße. Auf keinen Fall durfte er in die Schusslinie geraten.
    Es gelang ihm nur knapp. Ein Geschoss zischte wenige Zentimeter an seinem Gesicht vorbei. Eine Schwester kam schreiend aus dem OP gerannt.
    »Zurück!«, brüllte Theo. Er ließ das leere Magazin aus der Glock schnappen, holte ein neues aus der Gesäßtasche und steckte es in die Kammer. Die Schwester flüchtete in den nächstgelegenen Raum, und Theo drückte sich an die Wand und wartete. Er hörte erneut Willies Gesang.
    Theo bewegte sich auf die Tür zu und rieb dabei mit der Schulter an der Wand entlang. Aus Versehen betätigte er den Lichtschalter, und genau in dem Moment, als Willies Song endete, wurde es dunkel. Theo huschte durch die Tür. Das Licht, das aus dem Fenster des OPs drang, genügte ihm. Wo war Preston abgeblieben? Hatte er eine Geisel genommen? Oder hatte er doch einen anderen Weg hinaus gefunden?
    Und wo zum Teufel blieb die Polizei? Wenn man sie brauchte, war sie nie da. Komm schon, Ben, beweg dich endlich hierher! Bleib im OP, Michelle, komm bloß nicht raus, bevor das hier vorbei ist! Theo erinnerte sich an die Liege und ging rückwärts, bis er sie berührte. Er hakte den Fuß um das Metallrohr und zog die Liege zu sich heran.
    An mir kommst du nicht vorbei. Komm schon, Preston. Mach den nächsten Schritt!
     
    Michelle hatte gerade den letzten Stich gemacht und wartete auf das erste befreiende Husten des Patienten, nachdem der Anästhesist den Schlauch entfernt hatte. Das Kind hatte die Operation gut überstanden. Wenn sich keine Komplikationen ergaben, würde John Patrick schon in einem Monat wieder auf seinen Lieblingsbaum klettern. Vorausgesetzt natürlich, seine Mutter ließ ihn jemals wieder aus den Augen.
    »Komm, Kleiner. Tu’s für mich«, flüsterte sie.
    Sie hörte ein leises Ächzen und gleich darauf ein trockenes Husten. »Alles gut gegangen«, sagte der Anästhesist. Er nahm seine Maske ab und grinste. »Ein echtes Glückskind.«
    »Tolle Arbeit!«, lobte Michelle ihr Team.
    Plötzlich waren Schüsse auf dem Flur zu hören. Chaos brach aus. Eine der Schwestern schrie und rannte zur Tür, um nachzusehen, was los war. Sie ignorierte Michelles und Dr. Landuskys Befehle, im OP zu bleiben. Dann hörte Michelle Theos Stimme. Er schrie: »Zurück!«
    »Das ist Theo!«, entfuhr es ihr. »Was, in Gottes Namen, geht da vor?«
    Niemand wusste eine Antwort. Die Sorge des Teams galt zunächst dem kleinen Patienten. John Patrick atmete mittlerweile wieder selbstständig – ein wunderbares Geräusch in ihren Ohren. Landusky half Michelle, ihn vom Operationstisch auf eine Liege zu heben, die sie dann an die Wand neben der Tür rollten. Eine Schwester positionierte den Ständer mit der Infusion direkt daneben. Dann stellte sie sich gemeinsam mit einer anderen Schwester vor den Jungen. Sie wollten ihn schützen, falls jemand mit einer Feuerwaffe den OP stürmte. Landusky hatte dieselbe Idee. Er schirmte John Patricks Kopf ab und legte die Hände auf die Wangen des Jungen. Die anderen drängten sich am Fußende der Liege zusammen

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