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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sah er, daß mehrere Wagen in der Auffahrt parkten. Glenda kam mit einem dampfenden Punschglas ins Schlafzimmer. »Roger, was stehst du bloß noch am Fenster herum?«
    Er drehte sich um. »Ach nur so. Aber du brauchst dich nicht mehr um Steves unbeleuchtetes Haus zu sorgen. Es strahlt jetzt hell wie ein Weihnachtsbaum.«
    »Er muß Gäste haben. Nun, gottlob sind wir heute nicht aus.« Sie stellte das Glas auf seinen Nachttisch, legte ihren Morgenrock ab und schlüpfte ins Bett »Ach, bin ich müde.« Dann bekam sie plötzlich ein nachdenkliches Gesicht und lag ganz still.
    »Schmerzen?« »Ja.«
    »Lieg still. Ich gebe dir eine Tablette.« So ruhig wie möglich entnahm er der stets griffbereiten Schachtel mit Nitrolingual eine Kapsel. Glenda legte sie unter ihre Zunge und schloß die Augen. Eine Minute später seufzte sie. »Oh, das war ziemlich schlimm. Aber jetzt ist es gut.«

    Das Telefon klingelte. Ärgerlich griff Roger nach dem Hörer. »Wenn es für dich ist, sage ich, daß du schon schläfst«, knurrte er. »Manche Leute…« Er hob ab. Sein »Ja« klang kurzangebunden.Unmittelbar darauf änderte sich sein Ton. Er klang besorgt. »Steve, ist etwas nicht in Ordnung? Nein. Nein. Nichts, natürlich. O Gott, ich komme sofort hinüber.«
    Während ihn Glenda erschrocken ansah, legte er den Hörer auf und nahm ihre Hand in die seine. »Irgend etwas stimmt nicht bei Steve«, sagte er vorsichtig. »Neil und Sharon Martin sind… vermißt. Ich gehe rasch hinüber, bin aber so schnell wie möglich wieder zurück.«
    »Roger…« »Bitte, Glenda, bleib ruhig, mir zuliebe. Du weißt, wie du dich in letzter Zeit gefühlt hast. Bitte!« Er zog einen dicken Pullover und eine Hose über seinen Schlafanzug und schlüpfte barfuß in ein Paar Halbschuhe. Als er die Haustür hinter sich zuzog, hörte er das Telefon erneut klingeln. Da er wußte, daß Glenda abnehmen würde, lief er hinaus in den wirbelnden Schnee, quer über den Rasen zur Straße und auf Petersons Haus zu. Die Kälte, die sich eisig um seine bloßen Knöchel legte und ihm fast den Atem nahm, spürte er kaum.
    Schwer atmend und mit klopfendem Herzen eilte er die Stufen zur Haustür empor. Ein athletisch wirkender Mann mit prägnanten Gesichtszügen und grauen Schläfen öffnete ihm.
    »Mr. Perry, ich heiße Hugh Taylor, FBI. Wir haben uns schon vor zwei Jahren kennengelernt…«
    Es war an dem Tag, als Glenda von dem aus diesem Haus stürzenden Ronald Thompson umgerannt wurde und sie hineinlief und Ninas Leiche fand. »Ich erinnere mich.«
    Kopfschüttelnd ging er ins Wohnzimmer. Steve stand mit verschränkten Händen neben dem Kamin. Dora Luft, schluchzend und mit rotgeweinten Augen, saß auf der Couch; Bill Luft kauerte hilflos neben ihr. Roger ging sofort auf Steve zu und faßte ihn bei den Schultern.
    »Steve, mein Gott, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« »Danke, Roger, daß du so schnell gekommen bist.« »Wie lange sind sie schon fort?« »Wir wissen es nicht genau. Es geschah irgendwann zwischen sechs und sieben Uhr dreißig.« »Sharon und Neil waren allein hier?«
    »Ja, sie…« Steve konnte nicht weitersprechen. Als er sich wieder gefangen hatte, sagte er:
    »Ja, sie waren allein.« »Mr. Perry.« Hugh Taylor schaltete sich ein. »Gibt es etwas, was Sie uns sagen könnten? Haben Sie Fremde in der Nachbarschaft bemerkt, fremde Personenwagen, Lieferwagen oder Laster - irgend etwas? Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Roger setzte sich schwerfällig auf einen Stuhl. Denken. Es gab etwas. Was war es nur? Ja.
    »Deine Außenbeleuchtung!«
    Steve horchte auf. »Bill sagt, er weiß genau, daß sie eingeschaltet war, als er und Dora das Haus verließen. Sie war aus, als ich heimkam. Wann ist dir daran etwas aufgefallen?«
    Mit seinem analytischen Verstand konnte Roger genau rekapitulieren, wie er seinen Abend verbracht hatte. Um zehn nach fünf hatte er sein Büro verlassen und war um zwanzig vor sechs in seine Garage gefahren. »Dein Licht muß gebrannt haben, als ich um zwanzig vor sechs nach Hause kam«, erklärte er Steve. »Andernfalls wäre es mir aufgefallen. Glenda machte uns einen Cocktail. Etwa fünfzehn Minuten später schauten wir zusammen aus dem vorderen Fenster, und sie bemerkte, daß es bei euch dunkel war.« Er runzelte die Stirn.
    »Tatsächlich hatte kurz davor die Uhr geschlagen. Es muß also ungefähr fünf nach sechs gewesen sein.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Glenda sagte etwas von einem Wagen, der aus eurer

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