Gnadenfrist
schreiben, er war so ungeduldig… Es heißt Foxy. Ganz recht. Er hat es wiederholt.« Glendas Stimme wurde schrill. Ihr Gesicht verzerrte sich. Sie wich von Roger zurück und preßte die Hände auf ihre Brust. »Er - er versuchte, seine Stimme zu verstellen, aber als er diesen Namen wiederholte… Roger, ich habe diese Stimme schon gehört. Der Mann ist jemand, den ich kenne.«
19
Bevor Bob Kurner das Somers-Staatsgefängnis verließ, rief er Kathy Moore an und bat sie, sich mit ihm in ihrem Büro zu treffen.
Kathy war stellvertretender Ankläger am Jugendgericht in Bridgeport. Sie hatten sich kennengelernt, als er dort als Pflichtverteidiger tätig war. Seit drei Monaten waren sie eng befreundet, und Kathy nahm großen Anteil an seinem Kampf um die Rettung von Ron Thompson. Sie erwartete ihn mit der Schreibkraft, um die er gebeten hatte. »Marge sagte, sie würde notfalls die ganze Nacht bleiben. Wieviel hast du mitgebracht?«
»Eine ganze Menge«, antwortete Bob. »Ich ließ ihn die Geschichte viermal durchgehen. Es sind gut zwei Stunden Schreibarbeit.«
Marge Evans streckte die Hand aus. »Geben Sie her«, sagte sie in geschäftsmäßigem Ton.
Sie stellte den Recorder auf ihren Schreibtisch, schob ihren umfangreichen Körper auf einen Drehstuhl, legte die mit >1< gekennzeichnete Kassette ein und ließ sie bis zum Anfang zurücklaufen. Ron Thompson begann stockend und leise zu sprechen: »An jenem Nachmittag arbeitete ich nach der Schule in Timberlys Lebensmittelgeschäft…«
Marge schaltete das Gerät ab und meinte: »Okay, ihr beiden könnt jetzt etwas anderes machen. Ich erledige das hier.«
»Danke, Marge.« Bob wandte sich an Kathy. »Hast du die Akten bekommen?«
»Ja, sie sind bei mir.« Er folgte ihr in das kleine vollgestopfte Büro. Ihr Schreibtisch war leer bis auf vier Aktenordner mit den Aufschriften >Carfolli<, >Weiss<, >Ambrose< und
>Callahan<.
»Die Polizeiberichte liegen ganz obenauf. Les Brooks würde es nicht gutheißen, Bob. Um die Wahrheit zu sagen, er wird mich wahrscheinlich feuern, wenn er davon erfährt.« Les Brooks war der Ankläger. Bob setzte sich an den Schreibtisch und griff nach dem ersten Ordner. Bevor er ihn aufschlug, sah er Kathy an. Sie trug Jeans und einen dicken Pullover. Ihr dunkles Haar wurde im Nacken von einem Gummiband zusammengehalten. Sie wirkte mehr wie eine achtzehnjährige Studentin als wie eine fünfundzwanzigjährige Volljuristin. Doch seit Bob ihr das erste Mal in einer Gerichtsverhandlung gegenübergestanden hatte, beging er nie wieder den Fehler, sie zu unterschätzen. Kathy war eine gute Juristin mit einem scharfen analytischen Verstand und einem leidenschaftlichen Gerechtigkeitssinn. »Ich kenne das Risiko, das du eingehst, Kathy. Aber wenn wir nur die geringste Verbindung zwischen diesen Morden und dem Mord an Nina Thompson herstellen können… Unsere einzige Hoffnung für Ron ist jetzt neues Beweismaterial.« Kathy zog sich einen Stuhl an die andere Seite des Schreibtischs und legte zwei Aktenbündel vor sich hin.
»Also gut. Wenn wir eine Verbindung zwischen diesen Fällen finden, wird Les den Formfehler, daß du unsere Akten eingesehen hast, vergessen. Die Zeitungen sitzen ihm wirklich im Nacken. Heute morgen bezeichneten sie die beiden letzten Fälle als die Citizen Band-Morde.« »Wie kommen sie denn auf so etwas?«
»Sowohl die Callahan als auch Mrs. Ambrose hatten CB-Funkgeräte in ihren Autos und riefen über Funk um Hilfe. Mrs. Ambrose hatte sich verfahren, und ihr Tank war fast leer, und die Callahan hatte eine Reifenpanne.« »Und vor zwei Jahren wurden Mrs. Weiss und Jean Carfolli getötet, als sie allein auf einsamen Straßen unterwegs waren.«
»Aber das ergibt doch keine Verbindung. Als Jean und Mrs. Weiss getötet wurden, schrieben die Zeitungen über die >Straßenräubermorde<. Es ist alles nur Gerede, um Schlagzeilen zu machen.« »Und was meinst du?«
»Ich weiß nicht recht. Seit Ron Thompson wegen des Mordes an Mrs. Peterson verhaftet wurde, hatten wir in Fairfield County keine weiteren Frauenmorde bis letzten Monat. Nun haben wir zwei ungelöste Fälle. Aber es hat überall im Land auch noch andere Mordfälle gegeben, die mit CB in Zusammenhang stehen. Diese Funkgeräte sind großartig; aber es ist Wahnsinn für eine Frau, über Funk durchzugeben, daß sie sich allein auf einer einsamen Straße befindet und eine Panne hat. Das ist eine Aufforderung für jeden Knallkopf, der zuhört, sofort zu ihr zu fahren. Mein Gott,
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