Gnadenfrist
vergessen. Für ihn sorgte die Bombe, für ihn und die widerlichen Polypen und all die Leute, die nicht rechtzeitig herauskamen. Sie würden nicht einmal merken, was mit ihnen geschah.
Sie fuhren in den Tunnel, der in die Stadtmitte führte. Der Junge war ein guter Fahrer. Es war erst zehn Minuten vor elf. Noch zehn oder fünfzehn Minuten und er befände sich in der 42. Straße. Er hatte reichlich Zeit - reichlich Zeit für Sharon.
Mitten im Tunnel blieb das Taxi plötzlich stehen. Foxy wurde aus seinen Betrachtungen gerissen. »Was ist los?« Der Taxifahrer zuckte die Achseln. »Tut mir leid, Mister. Da vorne ist ein Laster liegengeblieben. Sieht aus, als hätte er Ladung verloren. Beide Fahrspuren sind blockiert. Aber es dürfte nicht lange dauern. Keine Sorge. Ich bringe Sie zu Ihrem Zug.«
Foxy raste innerlich vor Ungeduld. Er wollte endlich zu Sharon kommen. Die Hände brannten ihm jetzt so, als stünden sie in Flammen. Er überlegte, ob er aussteigen und zu Fuß weitergehen sollte, verwarf die Idee jedoch. Die Polizisten im Tunnel würden ihn bestimmt aufhalten.
Es war siebzehn Minuten nach elf, als sie endlich aus dem Tunnel krochen und nach Norden abbogen. An der 40. Straße staute sich der Verkehr. Der Fahrer pfiff. »So eine Schweinerei.
Ich versuche, von Westen an den Bahnhof heranzukommen.«
An der Third Avenue blieben sie vollends stecken. Die Kreuzungen waren restlos blockiert.
Ein wütendes Hupkonzert hallte durch die Straßen. Die Fußgänger hasteten nervös in östlicher Richtung und drängelten sich zwischen den Autos durch. »Mister, ich glaube, hier stimmt etwas nicht. Sieht aus, als wären da vorne ein paar Straßen gesperrt. Warten Sie. Ich stelle das Radio an. Vielleicht ist es wieder eine Bombendrohung.«
Vermutlich ließen sie den Bahnhof räumen. Foxy warf dem Taxifahrer die Zwanzigdollarnote hin, öffnete die Tür und schob sich in den Verkehr.
An der 42. Straße sah er die Polizisten. Überall Polizei. Die 42. Straße war gesperrt. Er schubste und drängelte sich durch die Menge. Da fiel das Wort Bombe. Er blieb stehen. Die Leute sprachen über eine Bombe im Bahnhof. Hatten sie Sharon und den Jungen gefunden?
Bei dieser Vorstellung packte ihn blinde Wut. Er stieß die Menschen zur Seite und zwängte sich durch.
»Bleiben Sie zurück, Mann. Sie können hier nicht weiter.« Ein stämmiger Polizist klopfte ihm auf die Schulter, als er die Third Avenue überqueren wollte.
»Was ist los?« Er mußte es wissen.
»Hoffentlich nichts, Sir. Aber wir haben einen Anruf mit einer Bombendrohung bekommen.
Wir müssen Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
Sie hatten einen Anruf bekommen. Es war sein Anruf beim Pfarrer. Sagte er Drohung? Das hieß, sie hatten die Bombe noch nicht gefunden. Dann war ja alles in Ordnung, dachte er triumphierend. In seinen Fingern und Handflächen prickelte es wie stets, wenn er zu einem Mädchen unterwegs war und wußte, daß ihn nichts mehr aufhalten konnte. Als er mit dem Polizisten sprach, klang seine Stimme ruhig, sein Gesicht trug einen besorgten Ausdruck. »Ich bin Arzt. Ich schließe mich der Rettungsmannschaft an für den Fall, daß ärztliche Hilfe gebraucht wird.«
»Oh, tut mir leid, Doktor. Bitte, Sie können passieren.« Foxy lief die 42. Straße hinauf, immer dicht an den Häusern entlang. Der nächste Bulle, der ihn anhielt, war vielleicht so schlau und fragte nach einem Ausweis. Die Menschen strömten aus den Bürohäusern und Geschäften, immer wieder angetrieben von den Lautsprecherdurchsagen der Polizei. »Gehen Sie rasch weiter, aber nicht überstürzt. Gehen Sie zur Third oder Fifth Avenue. Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit rettet Ihnen vielleicht das Leben…« Es war genau 11.26
Uhr, als Foxy den Haupteingang des Bahnhofs erreichte. Man hatte die Türen weit geöffnet und festgekeilt, um die Räumung zu beschleunigen. Ein Polizeiveteran stand an der äußersten linken Tür Wache. Foxy versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken, wurde jedoch am Arm festgehalten. »He, Sie können da nicht hinein!«
»Bahnhofsingenieur«, sagte Foxy forsch. >>Man hat nach mir geschickt.«
»Sie kommen zu spät. Die Suchtrupps kommen in einer Minute heraus.«
»Man hat nach mir geschickt«, wiederholte Foxy. »Bitte, wie Sie wollen.« Der Polizist ließ seinen Arm los. An dem verlassenen Zeitungsstand hinter dem Eingang türmten sich die Morgenzeitungen. Foxy sah die riesige schwarze Schlagzeile: Entführung. Sie schreiben über ihn, über das, was er
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