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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Flughafengebäude suchen. Neben einem Hangar entdeckte er einen zweiten Servicewagen. Er fuhr darauf zu und hielt neben dem Wagen an. Auf dem Beifahrersitz in seinem Wagen lag ein aufgeschlagener Schnellhefter. Rasch warf er einen Blick hinein. Es handelte sich um Bestellungen und Vorräte. Er schnappte sich das Buch und stieg aus. Eine Tür mit der Aufschrift >Unbefugten ist der Zutritt verboten< öffnete sich. Er beugte sich über das Buch und griff nach der Tür, um zu verhindern, daß sie sich wieder schloß. Eine energisch wirkende junge Frau in Uniform kam heraus, sah das Buch in seiner Hand und eilte an ihm vorbei. Mit beherzten Schritten durchmaß er den kleinen Gang mit den Einzelbüros und befand sich einen Augenblick später in der Abfertigungshalle. Beamte der Flughafenpolizei liefen an ihm vorbei zum Rollfeld. Ohne auf ihn zu achten, durchquerte er das Flughafengebäude und winkte sich draußen ein Taxi heran.
    »Wohin?« fragte der Fahrer.
    »Grand Central Station.« Er zog eine Zwanzigdollarnote hervor, sein letztes Geld. »Wie schnell können Sie dort sein? Mein Flug wurde gestrichen, und ich muß noch vor 11 .3o Uhr einen Zug bekommen.«
    Der Fahrer war jung, höchstens zweiundzwanzig Jahre alt. »Das nenne ich knapp, Mister.
    Aber ich werd’s schon schaffen. Die Straßen sind jetzt ganz gut, und es ist wenig Verkehr.« Er preßte den Fuß auf das Gaspedal. »Festhalten!«
    Foxy lehnte sich zurück. Kalter Schweiß rann über seinen Körper. Sie wußten jetzt, wer er war. Angenommen, sie kramten die alten Unterlagen hervor. Angenommen, jemand sagte:
    »Er hat früher mal als Tellerwäscher in der Oyster Bar gearbeitet.« Angenommen, ihnen fiel die alte Spülküche ein und sie gingen dorthin, um nachzusehen.
    Die Bombe war jetzt an die Uhr angeschlossen. Das bedeutete, wenn jetzt jemand in das Zimmer kam, hatten sie noch genug Zeit, um Sharon und Neil herauszuholen; vielleicht reichte die Zeit sogar, um die Bombe zu entschärfen. Nein, sie war so empfindlich, daß sie wahrscheinlich schon bei der geringsten Berührung losgehen würde.
    Er hätte sich diesen letzten Anruf schenken sollen. Es war allein Sharons Schuld. Besser, er hätte sie schon gestern erwürgt. Er erinnerte sich an das Gefühl in seinen Händen, als er sie um ihren Hals legte und er nach dem weichen Puls in ihrer Kehle tastete. Keine der anderen hatte er mit den Händen berührt. Er hatte nur ihre Schals oder Gürtel geknotet und straff gezogen. Aber sie! Seine Hände brannten, so dringend verlangte es ihn, sie um ihren Hals zu legen. Sie hatte ihm alles verdorben. Sie hatte ihn angeführt, hatte getan, als liebte sie ihn. Sie hatte ihn angesehen, sogar aus dem Fernseher, als ob sie ihn begehrte, als ob sie wollte, daß er sie fortbrächte. Und gestern hatte sie die Arme um ihn gelegt und versucht, ihm die Pistole wegzunehmen. Sie taugte nichts. Sie war die schlimmste von allen, von all den Frauen in den Pflegeheimen, den Aufseherinnen in den Jugendstrafanstalten, von allen, die ihn von sich stießen, wenn er versuchte, sie zu küssen. »Hör auf damit. Laß das gefälligst!«
    Er hätte Sharon nicht in das Zimmer bringen sollen. Wenn er nur den Jungen mitgenommen hätte, wäre dies alles nicht geschehen. Aber sie hatte ihn ja gezwungen, sie mitzunehmen, und jetzt war das Geld fort, sie wußten, wer er war, und er mußte sich irgendwo verstecken.Vorher jedoch brachte er sie noch um. Jetzt würden sie wahrscheinlich mit der Räumung der Bahnhöfe und Flugplätze beginnen. Wahrscheinlich würden sie nicht so schnell auf die alte Spülküche verfallen. Die Bombe war zu gut für Sharon. Sie würde ihm in die Augen sehen und seine Hände um ihren Hals fühlen müssen. Er mußte auf sie herabblicken und sehen, wie sie starb. Er mußte mit ihr reden, ihr sagen, was er mit ihr tun würde, und er mußte hören, wie sie bettelte, es nicht zu tun, und dann würde er zudrücken.
    Er schloß die Augen und schluckte, um das trockene Gefühl in seinem Mund zu beseitigen und die Erregung zu meistern, die den Schweiß auf seiner Haut wie Feuer brennen ließ. Er brauchte nur vier oder fünf Minuten zum Bahnhof. Wenn er bis um 11.27 Uhr in den Raum gelangte, reichte die Zeit, und er konnte noch durch den Park-Avenue-Tunnel fliehen.
    Er würde sich erinnern, wie Sharon sich anhörte, auch wenn er diesmal seinen Recorder nicht dabei hatte. Er würde herrlich mit der Erinnerung einschlafen, wie sie sich anhörte, als sie starb.
    Den Jungen konnte er

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