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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Niemand dachte daran, es aufzuhalten.
    Wir bekommen die Koffer erst in Phoenix.«
    »Das ist zu spät«, schrie Hugh. »Mein Gott, das ist zu spät. Holt das verdammte Flugzeug zurück. Stellt jeden verfügbaren Mann zum Entladen des Gepäcks bereit. Sagt dem Kontrollturm, er soll eine Landebahn freimachen. Und laßt euch ja nicht von Paragraphenreitern aufhalten. Wo ist ein Telefon?«
    »Hier drin.«
    Im Laufen zog Hugh ein Notizbuch hervor. Rasch wählte er die Nummer des Somers-Gefängnisses und ließ sich mit dem Büro des Direktors verbinden. »Wir sind immer noch dabei, den Beweis für Thompsons Unschuld zu erbringen. Lassen Sie bis zur allerletzten Sekunde einen Mann am Telefon.«
    Er rief das Büro der Gouverneurin an und bekam ihre Privatsekretärin an den Apparat. »Sie sorgen dafür, daß die Gouverneurin erreichbar ist und daß eine Leitung frei bleibt für unsere Jungs in LaGuardia und eine für das Gefängnis. Sonst kann es passieren, daß dieser Staat in die Geschichte eingeht, weil er einen unschuldigen Jungen auf den elektrischen Stuhl gebracht hat.« Er ließ den Hörer fallen. »Gehen wir«, sagte er zu Steve.
    Noch neunzehn Minuten, dachte Steve, als sie im Fahrstuhl nach unten fuhren. Neunzehn Minuten…
    In der Halle des PanAm-Gebäudes drängten sich die Menschen, die vom Bahnhof hereinströmten. Bombendrohung… Bombendrohung… Das Wort war in aller Munde.
    Steve und Hugh schoben sich durch die wogende Menge. Wo sollte man suchen? fragte sich Steve verzweifelt. Erst gestern war er hier gewesen; er hatte in der Oyster Bar gesessen und auf seinen Zug gewartet. Waren Sharon und Neil hier, allein und hilflos? Aus dem Lautsprecher ertönte immer wieder die dringende Aufforderung: »Verlassen Sie sofort das Gebäude. Gehen Sie zum nächstgelegenen Ausgang. Bewahren Sie Ruhe. Bleiben Sie nicht an den Ausgängen stehen. Verlassen Sie das Bahnhofsgelände… verlassen Sie das Bahnhofsgelände…«
    Der Informationsschalter auf der Hauptebene des Bahnhofs mit seinen rot aufflammenden Warnlichtern war die Kommandozentrale der Untersuchungsbeamten. Ingenieure brüteten über Plänen und Diagrammen und gaben Anweisungen an die Suchtrupps.
    »Wir konzentrieren uns jetzt auf das Gebiet zwischen dem Boden dieser Ebene und der Decke der unteren Ebene«, sagte ein Aufsichtsbeamter zu Hugh. »Es ist von allen Bahnsteigen aus erreichbar und ein gutes Versteck. Wir haben die Bahnsteige überprüft und brechen jetzt alle Schließfächer auf. Wir nehmen an, daß es wahrscheinlich zu gefährlich ist, die Bombe zu entschärfen - vorausgesetzt, wir finden sie. Das Bombenräumungskommando hat sämtliche Bombenschilde mitgebracht, die es auftreiben konnte. Sie wurden an die Suchtrupps verteilt. Man kann damit rechnen, daß ein solcher Schild eine Explosion zu neunzig Prozent eindämmt.«
    Steves Augen schweiften durch den Bahnhof. Der Lautsprecher schwieg jetzt, eine künstliche und, wie ihm schien, höhnische Stille. Seine Augen suchten die Uhr über dem Informationsschalter. Erbarmungslos rückten die Zeiger weiter: 11.12… 11.17… 11.24 Uhr. Er wollte diese Zeiger aufhalten. Er wollte auf den Bahnsteig rennen, in jeden Wartesaal, in jeden Raum des Bahnhofs. Er wollte ihre Namen rufen. Sharon! Neil!
    Verzweifelt wandte er den Kopf. Er mußte etwas unternehmen, mußte selbst nach ihnen suchen. Sein Blick fiel auf einen großen ungeschlachten Mann, der vom Eingang 42. Straße in den Bahnhof eilte, die Treppe hinunterlief und über die zweite Treppe verschwand, die auf die untere Ebene führte. Irgendwie kam ihm der Mann bekannt vor - vielleicht war er einer der Polizeibeamten? Was konnte er jetzt noch ausrichten?
    Der Lautsprecher setzte wieder ein. »Es ist 11.27 Uhr. Alle Suchtrupps begeben sich sofort zum nächsten Ausgang. Verlassen Sie sofort den Bahnhof. Wir wiederholen: Verlassen Sie sofort den Bahnhof.«
    »Nein!« Steve packte Hugh bei den Schultern und wirbelte ihn herum. »Nein!«
    »Mr. Peterson, seien Sie vernünftig. Wenn diese Bombe losgeht, kommen wir vielleicht alle um. Selbst wenn Sharon und Neil hier sind…«
    »Ich gehe hier nicht weg«, sagte Steve.
    Hugh packte ihn am Arm; ein zweiter Beamter hielt ihn auf der anderen Seite fest. »Mr.
    Peterson, kommen Sie. Es ist vielleicht nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    Steve befreite sich mit einem heftigen Ruck. »Lassen Sie mich los, verdammt noch mal«, schrie er.
49
    Es war sinnlos, sinnlos, sinnlos. Sharon ließ die Uhr nicht aus den Augen, während

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