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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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geben.«
    »Ich schaff’s schon.«
    »Ja, dich in die Klemme zu bringen.«
    »Ich brauch kein Kindermädchen.«
    »Nein, du brauchst einen Freund bei Hofe.« Er wußte, daß ich recht hatte.
    »Du warst also dort, Falco? Wie steht’s jetzt?«
    »Fusculus hält die Menge in Schach. Porcius verteilt Schutzschilde. Martinus habe ich nicht gesehen. Papa hat mir kurz erzählt, was letzte Nacht passiert ist.«
    »Er behauptet, ihm wurde sein Glas geklaut.« Petro kannte meine Vater gut genug, um ihm einen Betrug zuzutrauen. Die Beleidigung des Familiennamens störte mich nicht weiter. Er hatte noch nie hoch im Kurs gestanden, ganz besonders nicht, was Papa betraf. »Das waren ganz gewiefte Diebe, Falco. Die Sache stinkt. Geminus hat sein Glas verloren; wir wissen, wie wertvoll das war. Calpurnius hat eine Riesenladung Porphyr eingebüßt, die auch erst gestern geliefert wurde. Bei einem anderen haben sie Elfenbein mitgehen lassen.« Ich fragte mich, was denn wohl so Besonderes an den gestrigen Lieferungen war. »Martinus ist dabei, nähere Einzelheiten zu erfragen, aber daß die Verluste gewaltig sind, wissen wir jetzt schon.«
    »Ich dachte, das Emporium sei bei Nacht bewacht?«
    Tief aus Petros Kehle stieg ein Knurren. »Alle zusammengeschlagen und wie tote Sardinen aufgereiht, gefesselt und geknebelt.«
    »Ordentlich. Zu ordentlich?« fragte ich nachdenklich. »Ein Insiderjob vielleicht?«
    »Möglich.« Daran hatte Petro offensichtlich auch schon gedacht. »Ich knöpfe mir die Wachen vor. Wenn ich endlich dazu komme.«
    »Falls!« Mein Grinsen erinnerte ihn daran, daß seine Stellung auf dem Spiel stand. »Das könnte deine große Chance sein, dem Kaiser zu begegnen.«
    »Ich bin ihm schon begegnet!« meinte Petro knapp. »Zusammen mit dir, Falco! Bei jenem berühmten Anlaß, als er dir für dein Schweigen ein Vermögen bot, du aber lieber den Moralischen gespielt und das Geld abgelehnt hast.«
    »Stimmt.« Daß ich das Vermögen nicht angenommen hatte, wußte ich noch, daß Petro zugesehen hatte, wie ich mich zum Narren machte, war mir komplett entfallen. Ich hatte den Fehler gemacht, eine Verschwörung aufzudecken, die zu nahe bei der kaiserlichen Familie angesiedelt war; von dem dringenden Bedürfnis getrieben, seinen Sohn Domitian zu schützen, hatte Vespasian mir überstürzt den sozialen Aufstieg angeboten; inzwischen bereute er das vermutlich. Da ich sein Angebot hochmütig abgelehnt hatte, war es sowieso sinnlos gewesen. »Niemand erkauft mein Schweigen.«
    »Hah!« Petronius wußte, daß ich dabei der einzige Verlierer gewesen war.
    Plötzlich glitt ein Kammerherr hinter einem Vorhang hervor und nickte Petro zu.
    Worauf ich ebenfalls aufstand. »Ich gehöre zu ihm.« Der Palastangestellte hatte mich erkannt. Falls er mich für ein Ärgernis hielt, war er zu gut geschult, sich das anmerken zu lassen.
    »Didius Falco«, begrüßte er mich zuvorkommend. Den zwei Prätorianern rechts und links neben der Tür war nicht anzusehen, ob sie zugehört hatten, doch sie würden mich nun durchlassen, ohne meine Arme zu einem Herkulesknoten zu verschlingen. Mir lag nichts daran, vom Kampf zerzaust vor ein Mitglied der kaiserlichen Familie zu treten. Denn auch, wenn wir uns im falschen Teil des Palastes befanden, würden wir gleich einer solchen Person vorgeführt werden – daher die Prätorianer.
    Petronius war sofort auf den Vorhang zugeschossen. Bevor er etwas einwenden konnte, drängte ich mich an ihm vorbei und betrat den Audienzsaal. Er grapschte nach dem Vorhang und folgte mir eilends.
    Petronius hatte sicher mit einem Büro gerechnet, vielleicht voller Leute, aber alle mit einem Status, den er ohne weiteres ignorieren konnte. Ich hörte ihn etwas murmeln, dann verstummte er. Es war ein lichter Raum voller Schreiber. Aber da war noch einer, ein ganz besonderer Mann in diesem Raum. Petro schnappte nach Luft. Trotz meiner Warnung hatte er nicht ernsthaft damit gerechnet, dem Kaiser gegenüberzustehen.
    Vespasian lag auf einem Lesediwan und war mit einer Notiztafel beschäftigt. Sein schroffes Gesicht war unverkennbar; er hatte für die neuen Münzen offensichtlich kein schmeichelhaftes Porträt gefordert.
    Im Raum gab es nichts Protziges. Der Diwan stand an einer Seitenwand wie für gelegentliche Besucher aufgestellt. Das Ganze machte den Eindruck, als sei der Herr des Imperiums mal eben vorbeigekommen und hätte es sich im Arbeitszimmer eines anderen bequem gemacht.
    In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch

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