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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wohl besser mit dem Tribun sprechen. Am besten, ich spreche mit allen.« Er nickte einem diskret im Hintergrund Stehenden zu. Dieser weißgekleidete, schweigsame Beamte war mehr als nur ein Sekretär. Notizen wurden rasch auf eine Wachstafel gekritzelt, aber es waren die Notizen eines Mannes, der Instruktionen entgegennimmt. Er kannte die oberste Regel der Verwaltung: Halte dich bedeckt. »Konferenz. Nach dem Mittagessen. Titus informieren.« Vespasian sprach beiläufig, aber wir hatten beide das Gefühl, mehr in Bewegung gesetzt zu haben, als wir eigentlich wollten. Er wandte sich wieder uns zu. »Damit ist der Aufruhr aber noch nicht zu Ende. Was schlagen Sie vor?«
    Da ein Mann, der einen Aufruhr auslöst, selten daran denkt, wie er ihn wieder beenden kann, hielt ich es für das Beste, selbst Vorschläge zu machen. »Sie könnten die Erregung etwas dämpfen, indem Sie eine Entschädigung ankündigen, Majestät.«
    »Entschädigung?«
    So, jetzt hatte ich den Schwarzen Peter. Ich hatte ein unanständiges Wort benutzt.

XI
    »Tausend Dank, Falco!«
    Wir saßen wieder auf der Bank im Korridor. Der Kammerherr, der für die Besucher zuständig war, schaute neugierig. Der weißgekleidete Beamte eilte davon. Vespasians Halbsatz über das Mittagessen sagte uns, daß die »paar Minuten«, die wir warten sollten, sich auf ein paar Stunden ausdehnen würden. Petronius war stinksauer. »Wenn du das unter Hilfe verstehst, dann vielen Dank, Falco! Wieso mußtest du auch von Geld sprechen? Das hat den armen alten Trottel so aus der Fassung gebracht, daß er sich erstmal hinlegen muß.«
    »Vergiß es«, versicherte ich Petro. »Vespasian ist zwar ein berüchtigter Geizkragen, kippt aber bei der bloßen Erwähnung von Geld nicht gleich um. Wenn ihm unser Vorschlag nicht gefällt, wird er es sagen.«
    » Dein Vorschlag«, warf Petro ein. Ich reagierte nicht.
    Wir schwiegen eine Weile, grübelten über vergangene und gegenwärtige Ereignisse nach. »In was, zum Hades, hast du mich da reingezogen?« grummelte Petro.
    »Später, wenn wir uns eigentlich zum Abendessen setzen wollen, werden wir statt dessen ein Komitee über die Finessen der Verbrechensbekämpfung belehren.«
    »Ich will nur zu meinem Fall zurück.«
    »Das könnte der vielversprechendste Auftrag deines Lebens sein.«
    »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter«, knurrte Petro.
    Als sich endlich etwas tat, war es tatsächlich Mittag. Zuerst kam der Weißgekleidete zurück und holte uns. Er wollte uns ein bißchen aushorchen. Wir ließen ihn, sorgten aber dafür, daß er sein Mittagessen mit uns teilte.
    Er stellte sich als Tiberius Claudius Laeta vor. Offensichtlich ein Freigelassener des Palastes von hohem Status, hatte er einen Raum zur Verfügung, der zweimal so groß war wie meine ganze Wohnung. Dort konnte, wenn Vespasian mal keinen Untergebenen zum Rumschubsen brauchte, der gute Laeta sitzen und in der Nase bohren. Und dorthin brachten ihm noch Untergebenere Tabletts voller Erfrischungen.
    »Nett!« sagten wir.
    »Es läßt sich ertragen«, erwiderte er. Es gab nur einen Weinbecher, aber Petro hatte rasch noch zwei staubige Ersatzbecher hinter ein paar Kästen für Schriftrollen gefunden. Der Sekretär versuchte, von unserer Initiative beeindruckt zu wirken, als wir, lächelnd wie zwei glückliche neue Kumpel, ihm eingossen. Da der Wein umsonst war, fand selbst Petro ihn genießbar. Laeta prostete uns zu und schien sich über die Gesellschaft zu freuen. Als Obersekretär, der er offensichtlich war, führte er sicher ein einsames Leben. »So! Sie sind also Falco, einer von Anacrites’ Männern?«
    »Ich bin Falco«, erwiderte ich geduldig. »Und ich bin niemandes Mann.«
    »Entschuldigen Sie. Ich dachte, Sie arbeiten für das Büro, über das wir nicht sprechen.«
    »Ich habe für den Kaiser gearbeitet. Ich fand die Bezahlung unrealistisch und gedenke, keine weiteren Aufträge anzunehmen.«
    »Aha!« Dem guten Laeta gelang es, das mit einer gewissen Diskretion hervorzubringen und gleichzeitig anzudeuten, daß das Büro, für das er arbeitete, plante, den Oberspion an den Rand eines aktiven Vulkans zu stellen und ihm einen kräftigen Schubs zu geben. »Vielleicht würden Sie es lohnender finden, für uns zu arbeiten.«
    »Vielleicht«, sagte ich ziemlich friedlich. Wenn es Anacrites schadete, würde ich mich auf alles einlassen.
    Claudius Laeta sah mich nachdenklich an und wandte sich dann Petronius zu. Petro hatte gleichmütig einen Teller kalter

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