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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ädilen sie registriert ist und wie ihre Registrierungsnummer lautet.« Jede Freigeborene, die sich nicht um ihren Ruf scherte, konnte als Prostituierte arbeiten, wenn sie ihren Beruf formell angab und sich damit dem Gesetz gegen Ehebruch entzog.
    Sowie sie Petros Einstellung begriffen hatte, versetzte Macra dem verschlafenen Rausschmeißer einen Tritt, worauf der sich endlich bequemte, Interesse zu zeigen. Er stand auf.
    »Setz dich«, sagte Petro freundlich. Der Mann ließ sich wieder auf seinen Schemel plumpsen.
    Macra holte tief Luft. »Wenn du schreist, knall ich dir eine«, erklärte Petro, immer noch in freundlichem Ton. »Ich kann Krach nicht ertragen. Wir wollen zu Lalage.«
    Macra ließ das mit dem Schreien. »Lalage ist momentan leider beschäftigt.« Das war die Routineantwort. Die Puffmutter ist nie zu sprechen.
    »Immer mit der Ruhe. Wir sind nicht hier, um eine offene Rechnung einzutreiben.«
    »Sehr komisch. Werden Sie erwartet?« Wechsel der Taktik.
    »Sie führt ein Bordell«, erwiderte Petro. »Ihr ganzes Leben muß daraus bestehen, Fragen von den Ordnungskräften zu erwarten! Soll ich dir’s etwa schriftlich geben? Hör auf, uns hinzuhalten. Das hat keinen Zweck.«
    »Ich werde mich erkundigen«, informierte ihn das Mädchen großspurig. »Wenn Sie bitte hier warten würden.«
    »Nein. Du führst uns zu ihr«, korrigierte Petronius. »Schwing die Hufe.« Sie tat so, als würde sie den Ausdruck nicht kennen. »Los, Macra!«
     
    Mit einem unüberhörbaren Fluch führte uns das Mädchen, übertrieben verführerisch mit den Hüften wackelnd, hinein. Kunstvoll zerzauste schwarze Locken wischten über ihre nackten Schultern. Sie wirkte schmierig, war nicht sehr hübsch, hatte aber einen gewissen Stil.
    Wir kamen an einer Reihe schwach erleuchteter Kabuffs vorbei. Primitiv gemalte Obszönitäten über den Eingängen versuchten, erotische Kunst darzustellen. Das Stöhnen und Grunzen dahinter war alles andere als kultiviert. Ein Kunde wusch sich an einem Wasserkrug, also schien wenigstens für ein Minimum an Hygiene gesorgt. An einer Wand gab es Kleiderhaken und ein Hinweisschild zur Latrine.
    Ein kleiner Sklavenjunge sauste mit einem Tablett voller Weinkrüge an uns vorbei in einen Raum, der an den Schankraum einer Taverne erinnerte, wo Männer um niedrige Tische hockten und spielten oder finstere Pläne ausheckten. Petro warf einen halbherzigen Gesetzeshüterblick hinein, aber die Tür schwang hinter dem Sklavenjungen zu, und er gab auf. Vielleicht war es ja auch nur das wöchentliche Treffen der Gilde der Hühnerfutterlieferanten.
    Wir stiegen eine schmale Treppe hinauf zu einem Korridor, von dem Türen zu größeren Zimmern für betuchtere Gäste führten. Ein Tamburin wurde geschlagen, und es roch angebrannt. Inzwischen war uns klar, daß Platons Akademie viel weiträumiger war, als sie von außen wirkte. Zudem versorgte sie einen recht unterschiedlichen Kundenkreis. Es gab wohl noch andere Eingänge und Ausgänge.
    Der Geruch verbrannter Lorbeerblätter machte dem nach imitiertem Weihrauch Platz. Ich hustete leicht, und Petronius verzog das Gesicht. Dann führte uns Macra durch einen großen Bankettsaal. Der Boden war abgesenkt; Jupiter mochte wissen, was hier für Orgien stattfanden. Welke Blütenblätter lagen noch zerdrückt auf den Stufen. Eine lebensgroße Statue zweier ineinander verschlungener Figuren schien über mehr als zwei Paar Fortpflanzungsorgane zu verfügen, obwohl uns später klar wurde, daß herabbaumelnde Girlandenreste und die Tatsache, daß eine steinerne Ziege ebenfalls an dem Gerangel teilnahm, uns verwirrt haben mußten.
    Der Korridor wurde immer dunkler. Aus einem Zimmer, das anscheinend am Ende des Gebäudes lag, kam der Klang einer überraschend professionell gespielten Flöte. Macra klopfte, verdeckte dann aber die halb geöffnete Tür mit ihrer Hüfte, so daß wir nicht an ihr vorbeisehen konnten. Nach einer eilig gemurmelten Entschuldigung erklärte sie, wer wir waren. Eine Frauenstimme fluchte leise und sagte dann: »Ich entschuldige mich für diese Unterbrechung. Kümmere dich bitte um ihn, Macra.«
    Verärgertes Geraschel war zu hören. Die halbnackte junge Flötistin schob sich an Macra vorbei und verschwand. Ihr folgte ein Magistrat, den wir, ob wir wollten oder nicht, einfach erkennen mußten.
    Er ließ sich nicht dazu herab, uns zu begrüßen. Petronius salutierte ironisch, und ich drückte mich an die Wand, um nur ja nicht die Purpurstreifen Seiner

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